Online-Lexikon
Bedeutung der Gemeindenamen in Oberösterreich

Welche Bedeutung hat der Name Deiner Heimatgemeinde – finde es heraus!  | Foto: BezirksRundSchau
  • Welche Bedeutung hat der Name Deiner Heimatgemeinde – finde es heraus!
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Die BezirksRundSchau hat in Zusammenarbeit mit den Forschern Karl Hohensinner und Bertold Wöss ein österreichweit einzigartiges Gemeindenamen-Online-Lexikon für Oberösterreich erstellt: MeinBezirk.at/Gemeindenamen-OÖDas Stück Heimatgeschichte regt auch zum Schmunzeln an, wenn etwa vom „oberösterreichischen Schamdreieck Mösendorf/Fucking/Sexling“ die Rede ist.

Mit einem Klick auf den jeweiligen Button kommst du zu deinem Bezirk und kannst in einer Bildergalerie mit den Gemeindewappen nachlesen, was der Sinn und Ursprung der jeweiligen Gemeindenamen ist.

Entdeckungen in lebendiger Heimatgeschichte

Karl Hohensinner aus Grein (Bezirk Perg) und Bertold Wöss aus Esternberg (Bezirk Schärding) sind begeisterte Ortsnamenforscher. „Das ist eine absolute Nische in der Sprachwissenschaft“, sagt Hohensinner. „Und das Erfreuliche: Es ist relativ leicht, Entdeckungen zu machen.“ Natürlich nur, wenn man mit dem richtigen Rüstzeug ausgestattet ist – wie mit dem „Altdeutschen Namenbuch“, das alle Ortsnamen in Österreich und Südtirol von den Anfängen beinhaltet.
Immer wieder sitzen Hobbyforscher falschen Quellen auf. Ein Beispiel ist die Ortschaft Pyret in der Gemeinde Schardenberg. Ein anderes die Ortschaft Zainze, die sich Hagenberg und Pregarten (Bezirk Freistadt) teilen. Viele glauben, dieser Name müsste aus dem Slawischen kommen. „Würde das tatsächlich stimmen, müsste es sich um einen Gewässernamen handeln“, erklärt Hohensinner. Aber durch die Zainze fließt kein Gewässer. „Vielmehr geht der Name auf das Wort ‚einzeln‘ zurück.“ Es heißt also nicht mehr und nicht weniger als einzelne Gehöfte. Es gibt auch den Ausdruck „zainzig“. „Zainzige Öpfi sind einzeln herumliegende Äpfel.“

Bedeutung der Endungen von Ortsnamen

Quer durch das ganze Bundesland Oberösterreich sind Ortsnamen auf die Endungen -dorf, -ing, -heim, -hausen, -hofen, -schlag, -stetten, -schwand, -reit oder -kirchen zu finden. „Sie deuten auf die Art der Besiedelung hin“, sagt Bertold Wöss. „Die Endung -ing ist eine Sippenbezeichnung. Hörsching hieß ursprünglich Herigisingon und bedeutet ‚bei den Leuten des Herigis‘. In den Jahren 650 bis 1050 sind viele dieser Ortsnamen auf -ing zu finden.“
Endungen auf -heim oder -hausen deuten darauf hin, dass sich die Menschen sesshaft gemacht haben. Die Suche nach einer festen Bleibe äußert sich auch in -dorf oder -kirchen. Doch nicht das ganze Land war so leicht zu besiedeln wie etwa das Innviertel. Im eher unzugänglichen Norden des Mühlviertels ist eine Konzentration von Namen auf -schlag festzustellen. „Leopoldschlag weist darauf hin, dass der Wald geschlägert worden ist, um sich ansiedeln zu können“, erklärt Wöss. Etwas wilder ging es in Orten zu, die auf -schwand enden. Dort wurden die Bäume abgeschält und somit ausgetrocknet. Bis sie schließlich verschwanden.
Quelle: Elisabeth Bertol-Raffin/Peter Wiesinger: Ortsnamenbuch des Landes OÖ, Band 1

Wie entsteht ein Ortsname?

Die meisten unserer österreichischen Ortsnamen entstanden vor mehreren Jahrhunderten. In damals noch sehr wenig bewohnten Gegenden begannen Leute, sich anzusiedeln. Und aus diese Erstbesiedlungen entstanden auch meist die Ortsnamen:

  • von den Personen selbst: Oft wurden die Siedlungen nach den Personen benannt, die als erstes dort Häuser/Höfe … bauten. Beispiel: Oftering ist nach einer Person benannt, die Ofteri hieß und an der Stelle der heutigen Gemeinde der Erste war, der sich dort niederließ.
  • von der Lage: Orte sind auch oft nach ihrer Lage an einem See, einem Fluss, in einer Au … benannt. Auch Endungen (Erklärungen siehe unten) wie -berg, -bruck, -feld(en) oder -leiten weisen auf die Lage der ersten Besiedlung hin.
  • von religiösen Ereignissen: Orte mit Sankt (St.) sind nach einem Heiligen benannt, der der Patron der dort errichteten Kirche war. Um diese Kirche herum siedelten sich Leute an, weshalb der Ort dann so genannt wurde. Aber auch Orte mit der Endung -kirchen oder -zell (Mönchszelle, kleines Kloster) bezeichnen Orte, die sich ausgehend von kirchlichen Niederlassungen entwickelten.
  • nach der Besiedlung selbst: Endungen wie -dorf, -heim, -haus, -hofen bezeichnen einfach die Siedlungen selbst bzw. die Tatsache, dass an diesen Stellen gebaut wurde und sich Menschen dort ihr Heim (ihr Haus, ihren Hof, ihr Dorf) errichteten.
  • nach einer Rodung: Ein weiterer häufig vorkommender Name für eine Siedlung ist ein so genannter Rodungsname. Er bedeutet, dass Menschen einen Wald, Bäume … rodeten, um dort siedeln zu können. Endungen wie -brand, -schwand, -schlag oder -reit deuten auf so entstandene Orte hin.

Zu den in der Folge behandelten Grundwörtern und Suffixen vgl. insbesondere
Wiesinger 1994, 72ff.

Bedeutung der Grundwörter für Ortsnamen

Durch das so genannte Grundwort erhält der Ortsname seine Bedeutung bzw. seine Erklärung. Das Grundwort -kirchen etwa bedeutet, dass der Ort ursprünglich in der Nähe einer Kirche entstand.

  • -ach: ahd. aha, mhd. ahe 'Ache, Bach, Fluß'; fällt lautlich und orthographisch mit dem Suffix -ach zusammen. Siedlungen übernehmen nicht selten den Namen des Fließgewässers, an dem sie liegen. Quelle: Wiesinger, 1994, 99ff.
  • -alm: ahd. alba, mhd. albe 'Alm (Alpe), hochgelegener Weideplatz'
  • -au: ahd. ouwa, mhd. ouwe 'Au, feuchtes Gelände, Insel'
  • -bach: ahd. bah, mhd. bach 'Bach, kleiner Wasserlauf'
  • -berg: ahd. mhd. berg 'Berg, (kleine oder große) Erhebung'
  • -brand: 'Stelle, die durch Brand gerodet wurde' (Grundwort in Rodungsnamen)
  • -bruck: ahd. brugga, -ck-, mhd. brücke, brugge 'Brücke'
  • -brunn: ahd. prunno, mhd. brunne 'Quelle, Wasserlauf, Brunnen'
  • -dorf: ahd. mhd. dorf 'Gehöft, Landgut, ländliche Siedlung, Dorf'. Quelle: Wiesinger 1994, 107ff.
  • -ed, -edt: -> -öd
  • -egg, -eck: ahd. egga, mhd. ecke 'Ecke, Kante, Winkel, Berggipfel'. Quelle: Wiesinger 1994, 128
  • -feld: ahd. feld, mhd. velt, 'ebenes, offenes Land, (bebautes) Feld'
  • -haus(en): ahd. hûs, mhd. hûs 'Haus, Wohnung, Siedlung' Quelle: Wiesinger 1994, 83ff.
  • -heim, -ham: ahd. heima, mhd. heim 'Wohnsitz, Heimstatt' Quelle: Wiesinger 1994, I 9ff.
  • -hof(en): ahd. mhd. hof 'Hof, ländliches Anwesen, Wohnsitz' Quelle: Wiesinger 1994, 85ff.
  • -holz: ahd., mhd. holz 'Gehölz, Wald'
  • -hub: ahd., mhd. huoba, huobe 'Stück Land, Hube; Siedlung'
  • -kirch(en): ahd. kirihha, mhd. kirche 'Kirche'. Quelle: Wiesinger 1994, 91ff.
  • -leite: ahd. lîta, mhd. lîte 'Leite, Abhang'
  • -markt: ahd markat, mhd. market, markt 'Markt, Marktplatz, Marktort'
  • -meier: ahd. meior, meier (lat. maior) 'Verwalter, Vorsteher eines Gutes, Eigentümer eines großen Bauernhofes'
  • -moos: ahd. mhd. mos 'Moor, Sumpf'
  • -öd, -ed(t): ahd,. ôdi, mhd. oede 'Einöde, alleinstehender Hof, Wohnsitz' Quelle: Wiesinger 1994,128ff.
  • -peunt, -point: ahd. biunta, mhd. biunte 'Peunt(e); eingefriedetes Stück Land, Weide' Quelle: EWAhd 2, 135ff.
  • -reut, -reit, -roid: ahd. riuti/riut,mhd. riute/riut' Rodung, gerodeter Platz' Quelle: Wiesinger 1994, 118ff
  • -schlag: mhd. slac 'Schlag, durch Schlagen von Bäumen gerodetes Land' Quelle: Wiesinger 1994,122ff.
  • -schwand: mhd. swant, mhd. swenda, mhd. geswende ,Rodung, Schwendung', Verbalabstrakt zu swenden 'roden, (wörtl.) schwinden machen' Quelle: Wiesinger 1994, 124ff.
  • -see: ahd. mhd. sê 'See'
  • -sel(de): ahd. seli (Kurzform von ahd. selida, mhd. selde ?) 'Haus, Hof'
  • -statt, -stätt(en): ahd. mhd. stat, Genetiv und Dativ Einzahl stete 'Platz, Ort, Stelle' Quelle: Wiesinger 1994 ff.
  • -tal: ahd. mhd. tal 'Tal, Einsenkung'
  • -wang, -weng: ahd. wang 'Wiesenabhang, Halde'
  • -weng: -> -wang
  • -wert: mhd. wert 'Insel, erhöhtes, wasserfreies Land'
  • -winkel: ahd. winkil, mhd. winkel 'Winkel, abgeschiedener Platz'

Quellen: Meid 1967, l98ff .; Wiesinger 1994, 74ff., Thomas Lindner: HELSON (Historisch-Etymologisches Lexikon der Salzburger Ortsnamen)

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