Hilfswerk-Befragung
Corona verschlechterte Situation rund um Pflege

Jeder vierte gibt an, einen Pflegefall in der eigenen Familie zu haben. | Foto: Kzenon/panthermedia
  • Jeder vierte gibt an, einen Pflegefall in der eigenen Familie zu haben.
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Die Corona-Krise war für Pflegeorganisationen eine außerordentliche Situation. Um nun ein Stimmungsbild über die aktuellen Herausforderungen in der Pflege zu erhalten, hat das OÖ Hilfswerk im Sommer eine Umfrage gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut IMAS International durchgeführt.

Pflege großes Thema in breiter Bevölkerung

Bei der Mehrheit der Bevölkerung ist die Pflege in der Familie im Alltag ein wichtiges Thema. So spielt die Pflege Angehöriger für 36 Prozent große Rolle beziehungsweise für 23 Prozent eine mittelmäßige Rolle. Entgegen der landläufigen Meinung, dass die Pflege erst im hohen Alter ein Thema wird, zeigt sich, dass das Thema für Jung (16-34 Jahre: 37 Prozent) und Alt (60+ Jahre: 39 Prozent) eine große Rolle spielt. Für Menschen, die einen Pflegefall in der eigenen Familie haben, nimmt die Pflege sogar für 64 Prozent eine große Rolle im Alltag ein.

„Die Pflegethematik zählt schon heute zu den größten Herausforderungen unserer Generation. Umso wichtiger ist, dass die Verbesserung der Pflege ganz oben auf der Tagesordnung der politischen Entscheidungsträger ist,“ schließt Wolfgang Hattmannsdorfer, Obmann des OÖ Hilfswerk, aus der aktuellen Umfrage.

Hattmannsdorfer: Wahlfreiheit für Pflegende

Jeder vierte gibt an, einen Pflegefall in der eigenen Familie zu haben (25 Prozent). Damit liegt der Wert spürbar höher als noch 2014 (17 Prozent). Der Großteil der Pflege passiert in den eigenen vier Wänden: So wird mit 51 Prozent jeder zweite von Familienangehörigen gepflegt. Zudem erhalten 13 Prozent zuhause eine Pflege durch eine 24-Stunden-Hilfe.

Am wichtigsten ist den Menschen, im Alter jemanden in der Nähe zu haben, mit dem man täglich reden kann (81 Prozent). Groß ist auch der Wunsch, den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen zu können (67 Prozent). Gleichzeitig wünschen sich zwei von drei Befragten, im Bedarfsfall in ein Seniorenheim aufgenommen zu werden (69 Prozent).

„Ältere Menschen müssen selbst über die Art der Betreuung entscheiden können. Es braucht daher immer ein breites Angebot und eine echte Wahlmöglichkeit“, so Hattmannsdorfer. „Wer den Wunsch hat, den Lebensabend zuhause zu verbringen, soll auch die Möglichkeit haben, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden betreut zu werden.“

Entlastung pflegender Angehöriger

Für Menschen mit einem Pflegefall in der eigenen Familie sind die größten Herausforderungen die starke körperliche und psychische Belastung (20 Prozent) sowie die Notwendigkeit, ständig verfügbar zu sein (16 Prozent).

„Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr, es braucht eine spürbare Entlastung für pflegende Angehörige“, so Hattmannsdorfer. „Pflege daheim darf nicht schlechter gestellt sein als die Pflege in einem Heim. Es braucht daher einen Pflege-Daheim-Bonus, um die Pflege daheim zu honorieren und Angehörige zu entlasten. Darüber hinaus sollen durch einen Ausbau der Tagesbetreuung Menschen tagsüber in einer Pflegeeinrichtung betreut werden, aber dennoch zuhause wohnen und durch Angehörige mitbetreut werden können.“

Fachkräftemangel im Pflegebereich

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels im Pflegebereich fordert das OÖ Hilfswerk Maßnahmen zur Absicherung der Pflege.

„Klar ist schon jetzt: Wir werden in Zukunft jede helfende Hand brauchen“, so Hattmannsdorfer. „Wir brauchen daher ein möglichst breites Angebot an Ausbildungen im Pflegebereich, um möglichst viele Menschen für den Pflegeberuf begeistern zu können und sie in ihrer jeweiligen Lebensphase abzuholen.“

Das Hilfswerk begrüßt daher Forderungen nach der Einführung einer Pflegelehre, um zusätzliche junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen.

Corona veränderte Pflegesituation

Die Mehrheit der Bevölkerung ist der Meinung, dass durch die Corona-Krise die Pflegesituation eher schwieriger (31 Prozent) oder viel schwieriger (26 Prozent) geworden ist.

„Wir sind stolz, dass wir als OÖ Hilfswerk die Herausforderungen gut gemeistert haben und all unsere Leistungen anbieten konnten“, ist Hattmannsdorfer stolz auf die Leistung der Mitarbeiter. „Klar muss aber auch sein, dass es für die Zukunft weiterhin sowohl klare Besuchsregelungen als auch Regelungen für den direkten Kontakt mit Kunden benötigt.“

Land Oberösterreich entlastet mit Pflegenovelle

Mit der von der OÖ Landesregierung beschlossenen Pflegenovelle werde laut Hattmannsdorfer ein großer Schritt zur Entlastung für Pflegemitarbeiter gesetzt. Herzstück der Novelle sei eine Deregulierung der Pflege. Damit sollen der Verwaltungsaufwand reduziert werden und Pflegemitarbeiter mehr Zeit für die eigentliche Pflegearbeit haben. Zudem wird mit 1. Februar zur Entlastung der Pflegemitarbeiter ein zweiter Nachtdienst ab 60 Betten eingeführt.

Große Hoffnungen setzt das OÖ Hilfswerk auch in die Pflegereform der Bundesregierung. Mitte Oktober wird die „Task Force Pflege“ der Bundesregierung ihre Arbeit aufnehmen und soll bis Ende des Jahres auf breiter Basis die Reform erarbeiten. 2021 soll die Umsetzung der Ergebnisse starten. Das Hilfswerk bringt sich aktiv in die Task Force ein und leitet selbst eine der fünf Arbeitsgruppen.

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