OÖ. Ärztekammer-Präsident
"Gesundheitsminister Rauch sollte sich überlegen, was er sagt"
"Nicht Zwang sondern Kooperation ist der Weg", kommentiert Oberösterreichs Ärztekammer-Präsident eine von Gesundheitsminister Rauch (Grüne) und ÖVP-Gesundheitssprecher Josef Smolle präsentierte Novelle mit dem Ziel, die Zahl der Primärversorgungszentren bis 2025 zu verdreifachen – auch gegen den Widerstand der Ärztekammer.
OBERÖSTERREICH, ÖSTERREICH. Derzeit gibt es in Österreich 39 Primärversorgungszentren (PVZ), zehn davon in Oberösterreich, womit OÖ führend ist. In den PVZ arbeiten mehrere Ärzte zusammen mit anderen Gesundheitsberufen wie beispielsweise Hebammen und können einerseits eine umfassendere Versorgung und andererseits längere Öffnungszeiten anbieten.
PVZ ohne Zustimmung der Ärztekammer
Die Erfahrungen mit den PVZ sind gut – deshalb will die Bundesregierung den aus ihrer Sicht schleppenden Ausbau vorantreiben, damit es bis 2025 121 solcher Zentren gibt. Dass es noch zu wenige Primärversorgungszentren gibt, schreibt Gesundheitsminister Rauch dem Widerstand der Ärztekammer zu – und der solle mit der Gesetzesnovelle überwunden werden: Sind in einer Versorgungsregion zwei Stellen von Allgemeinmedizinern oder Kinderärzten unbesetzt, haben Ärztekammer und Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) künftig sechs Monate Zeit, neue Ärzte zu finden. Danach könnten die ÖGK und die Landesregierung ein Primärversorgungszentrum auch ohne Zustimmung der Ärztekammer ausschreiben.
"Brauchen die Ärzte, die das machen"
Für Oberösterreichs Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser hat Gesundheitsminister Rauch die Rechnung ohne den Wirt gemacht: "Der Herr Gesundheitsminister soll sich überlegen, was er sagt. Er kann 10.000 Häuser hinstellen, das erste, was ich für ein Primärversorgungszentrum brauche, sind die Ärzte. Ich kann niemanden dazu zwingen, in einem Primärversorgungszentrum zu arbeiten." Niemand wehre sich etwas, das gut sei – genau deshalb entwickle die Ärztekammer Oberösterreich gemeinsam mit der ÖGK und dem Land Oberösterreich entsprechende Projekte: Nicht Zwang sondern Kooperation ist der Weg. Man kann das nicht verordnen, sondern muss es sich erarbeiten. Wir motivieren alle dazu, aber wir müssen das machen, was die jungen Ärztinnen und Ärzte wollen."
Haberlander: „Guter und konstruktiver Weg“
Und auch LH-Stellvertreterin und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) unterstreicht den „guten und konstruktiven Weg des Miteinanders“ zwischen den Partnern in Oberösterreich: „Bei den Primärversorgungseinrichtungen hat sich der bewährte Weg des Miteinanders von Gesundheitskasse, Ärztekammer und Land Oberösterreich einmal mehr als erfolgreich erwiesen. In Kürze eröffnen wir das zehnte gesundheitliche Nahversorgungszentrum, eine Reihe weiterer PVE sollen in den kommenden Jahren noch folgen. Dabei setzen wir auf Freiwilligkeit und legen besonderes Augenmerk auf optimale Standorte.“
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