Temu gegen Amazon

Billige Preise aber weniger Kundenvertrauen bei Temu

Chinesische Online-Marktplätze drängen auf den österreichischen Markt. Auch Temu, der in Österreich neue Online-Marktplatz aus China hat das Interesse der Online-Shopper:innen hierzulande geweckt. Das JKU-Institut für Handel, Absatz und Marketing hat hierzu einige Zahlen parat.

OÖ. Nahezu alle Online-Shopper:innen (16-74 Jahre) in Österreich kennen Amazon (98 %). Bemerkenswert ist die rasche Bekanntheit, die Temu – 76 % der Online-Shopper:innen haben bereits von Temu gehört bzw. gelesen. Den Online-Shop von Amazon haben sich 95 % der Online-Shopper:innen angesehen. Bei Temu trifft dies aktuell auf 56 % zu. Anfang Oktober waren es erst 46 %. Dies zeigt das steigende Interesse der Österreicher:innen am neuen Online-Marktplatz aus China, vor allem bei jungen Internet-Käufer:innen.

„Amazon gewinnt im direkten Vergleich mit 4:0 deutlich. Die hohe Marktdurchdringung in Österreich – 9 von 10 Online-Shopper:innen kaufen bei Amazon ein – ist eine klare Ansage an die Konkurrenz. Zwar bestellen erst 3 von 10 Online-Shopper:innen bei TEMU, die rasant steigende Bekanntheit des chinesischen Online-Marktplatzes lässt aber keine Zweifel an den Ambitionen am österreichischen Markt aufkommen. Punkten kann TEMU mit billigen Produkten und das vor allem bei jungen Konsument:innen“,

erläutert Ernst Gittenberger vom Institut für Handel, Absatz und Marketing (IHaM) die aktuellen Analyseergebnisse zum Online-Shopping-Markt in Österreich.

Frauen kaufen häufiger bei Temu

Die hohe Marktdurchdringung von Amazon in Österreich zeigt sich insbesondere darin, dass 91 % der Online-Shopper:innen in den letzten 12 Monaten bei Amazon eingekauft haben. 57 % sind sogar Amazon-Prime-Mitglieder und diese haben überraschenderweise bereits überproportional häufig Temu ausprobiert. Bis Anfang Oktober haben 23 % der Online-Shopper:innen Temu für einen Einkauf genutzt, Anfang November sind es bereits 29 %. Überdurchschnittlich häufig kaufen Frauen bei Temu ein. Mit steigendem Haushaltseinkommen sinkt jedoch die Einkaufsbereitschaft beim neuen Online-Marktplatz aus China.

Ältere kaufen lieber offline

Auch im heurigen Weihnachtsgeschäft wird Amazon laut IHaM die Nase vorne haben. 68 % der Online-Shopper:innen planen laut heuer Präsente (auch) bei Amazon zu bestellen. Bei Temu werden es hingegen „nur“ 16 % sein. Sowohl beim amerikanischen Platzhirsch als auch beim chinesischen Herausforderer zeigt sich sehr deutlich, dass mit steigendem Alter der Online-Shopper:innen das Einkaufsinteresse bei beiden Marktplätzen in Bezug auf Weihnachtsgeschenke deutlich nachlässt.

„Billig ist das entscheidende Unterscheidungsmerkmal von Temu zu Amazon. Aber nicht immer ist billig auch besser, sondern einfach nur billig. Aktuell hemmt (noch) das geringe Vertrauen der österreichischen Konsument:innen in den chinesischen Online-Marktplatz eine noch schnellere Expansion. Und Vertrauen und damit starke Beziehungen zwischen Kund:innen und Handel waren schon immer die harte Währung im harten Wettbewerb. Vertrauen aufzubauen braucht aber Zeit. Das Duell zweier Online-Giganten ist jedenfalls eröffnet – wahrscheinlich zu Lasten des heimischen Online-Handels“,

resümiert IHaM-Institutsvorstand Christoph Teller.

Kaufgründe: Auswahl und Preis

Bei beiden Online-Marktplätzen schätzen die Österreicher:innen die große Auswahl an Produkten. Sowohl bei Amazon als auch bei Temu ist dies der am häufigsten genannte Einkaufsgrund. Die einfache Bestellabwicklung liegt bei Temu auf Platz 2 der Top-5- Einkaufsgründe (bei Amazon auf Platz 4). Amazon punktet hingegen mit schnellen und verlässlichen Lieferungen (Platz 2 und 3). Auf Platz 3 der Top-Einkaufsgründe liegt bei Temu das Billigkeitsurteil der Online- Shopper:innen. Billigere Produkte als andere Online-Marktplätze/Online-Händler anzubieten, zählt aus Kundensicht zum zentralen USP („Unique Selling Proposition“/ Kundenvorteil bzw. Alleinstellungsmerkmal) von Temu. Hier zeigt sich – neben dem Neuigkeitsfaktor – auch der größte Unterschied zu Amazon.