Oberösterreich in China
Engel hat Lehrlingsausbildung nach China gebracht
2013 hat Engel die Lehrlingsausbildung nach österreichischem Vorbild nach China gebracht, wie Engel China-Geschäftsführer Peter Garimort einer oberösterreichischen Wirtschaftsdelegation unter Leitung von Landesrat Markus Achleitner erklärte.
Von Thomas Winkler aus Shanghai
SHANGHAI, SCHWERTBERG, STEYR. 1000 Mitarbeiter sind für Engel in den Werken in Shanghai und Changzhou tätig – unter Leitung des Steyrers Peter Garimort, der nach einer Lehre bei GFM, die Abend-HTL und danach die FH Steyr absolviert hat. "Ich war für GFM in den USA und habe mich dort mit dem Auslandsvirus infiziert." Inzwischen ist er seit 24 Jahren für Engel in Asien tätig.
Im Werk in Shanghai werden große und spezialisierte Engel-Spritzgussmaschinen endgefertigt, in Changzhou die für den lokalen Wettbewerb ausgelegte, günstiger Marke Wintec. Die Wintec-Maschinen werden jedoch inzwischen zu 60 Prozent exportiert, speziell in preissensiblere Regionen wie Mexiko, Südafrika, aber auch die USA.
70 Prozent der Produktion gehen derzeit in die Autoindustrie, weil in China für die E-Autos Leuchten mit immer komplexerem Design gemacht werden.
Preisvorteil für China nimmt zu
Mit den beiden chinesischen Werken macht Engel 95 Prozent des Asien-Umsatzes, die restlichen fünf Prozent entfallen auf Maschinen aus Österreich. Aber: Während vor fünf Jahren der Kostenvorteil in China zu gering war, um die chinesischen Engel-Produkte nach Europa zu exportieren, habe sich das durch die starken Steigerungen bei Lohn- und Energiekosten speziell in Österreich geändert, so Garimort: "Die Situation ist dramatisch."
Lehrlingsausbildung nach China exportiert
Um die hohe Nachfrage aus den chinesischen Werken befriedigen zu können, braucht es gut ausgebildete Fachkräfte. Dafür hat Engel in Zusammenarbeit mit Alpla und intensiver Unterstützung des Wifi die Lehrlingsausbildung nach China exportiert und bildet sogar chinesische Lehrer für die Berufsschulen in Österreich aus. In China musste man aber zuerst einmal die lokale Regierung von den Vorteilen überzeugen und die duale Ausbildung bekannt machen, damit chinesische Eltern ihre Kinder in die Lehre schicken. Mit Erfolg: 78 Lehrlinge haben bisher bei Engel China eine Ausbildung gemacht. Gegenüber den Absolventen der in China üblichen Berufsschulen haben die Engel-Lehrlinge den großen Vorteil der praktischen Ausbildung im Betrieb – und einer Lehrlingsentschädigung nach österreichischen Vorbild. Im Herbst will man laut Garimort 26 Lehrlinge aufnehmen. Für sie und ihre Kollegen sind fünf eigene Lehrlings-Ausbildner abgestellt, die Lehrlingswerkstätte wird gerade erweitert.
Die Unterstützung setzt Engel auch nach der Lehre fort – 12 der 78 früheren Lehrlinge haben bereits ein Bachelor-Studium gemacht, 21 bereiten sich darauf vor. Und die Jahrgangsbesten unter den Lehrlingen werden für zwei bis drei Monate auf Firmenkosten nach Österreich geschickt, um dort in den Engel-Werken mitzuarbeiten und das Land kennenzulernen. Umgekehrt können auch ausgelernte Lehrlinge aus Österreich für einige Zeit in Shanghai arbeiten. Ein Unterschied zu Österreich: Nur knapp 15 Prozent der Lehrlinge steigen in China während der Ausbildung aus – ein viel geringerer Wert als in den Stammwerken.
Informationen zu Engel
Das Unternehmen mit Sitz in Schwertberg wurde 1945 gegründet und macht mit 7.400 Mitarbeitern rund 1,6 Milliarden Euro Umsatz. 1200 Mitarbeiter sind in Asien tätig, davon 1000 in China.
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