Virtueller Runder Tisch
Perger Experten: "Niveau der Lehre ist enorm hoch"

- Franz Rummerstorfer (WKO Perg, oben Mitte), Christa Hochgatterer (AMS Perg, unten links) sowie Karl Fröschl, Eva Rauch und Lehrling Manuel Kapeller (Habau) im Gespräch mit Fritz Huber (rechts) und Michael Köck von der BezirksRundschau Perg.
- hochgeladen von Helene Leonhardsberger
Die BezirksRundschau lud Wirtschaftskammer (WKO), Arbeitsmarktservice (AMS) und die Firma Habau via Videokonferenz zum "Runden Tisch".
BEZIRK PERG. Wer sich für eine Lehre entscheidet, erhält nicht nur eine Berufsausbildung. Selbstständigkeit, jede Menge Praxis und nicht zuletzt selbst verdientes Geld winken jenen, die früh ins Berufsleben einsteigen. Ein Beispiel dafür ist Manuel Kapeller. Der 18-Jährige lernt Tiefbauer bei der Habau-Tochter Held & Francke. Seit er 17 Jahre alt ist, lebt er in seiner eigenen Mietwohnung. „Ich komme nach der Arbeit heim und habe einen fixen Tagesablauf“, berichtet der Perger. Eva Maria Rauch, Expertin für Lehrlingsentwicklung, kümmert sich bei der Baufirma Habau um die „kleinen und großen Themen“ von 170 Lehrlingen. Sie rechnet vor: "Wenn man sich den Facharbeiterlohn anschaut, wird Manuel bis zum 25. Lebensjahr 250.000 Euro verdient haben.“
Lehre mit Perspektive
Franz Rummerstorfer, Bezirksstellenleiter der WKO Perg, erzählt: „Den Eltern ist eher wichtig, wie man mit einer bestimmten Ausbildung in der Gesellschaft dasteht. Die Jugendlichen wollen Freude am Beruf haben und kommen mit einem offenen Weltbild daher, das ist sensationell. Die Lehre ist eine wertvolle Ausbildung. Deshalb hat man auch in Österreich den Meister mit dem Bachelor gleichgestellt.“ Rauch findet: "Ein wesentliches Thema ist, dass man angehenden Lehrlingen Perspektiven aufzeigt. Du hast die Lehrabschlussprüfung, dann bist du Facharbeiter und hast diese und jene Möglichkeiten.“ Karl Fröschl, Lehrlingsausbildner bei Habau, ist auch Juror beim Berufswettbewerb skillsAustria: "Wenn man sich anschaut, wie erfolgreich gewerbliche Lehrlinge und Facharbeiter bei Meisterschaften sind, ist klar: Das Niveau in den einzelnen Betrieben ist in Österreich enorm hoch. Wir müssen noch mehr hervorstreichen, wie erfolgreich so ein kleines Land in der Lehrlingsausbildung ist.“
Lehre auch für Ältere
Die Arbeitslosigkeit bei den unter-19-Jährigen im Bezirk sinkt, wie Christa Hochgatterer, Leiterin des AMS Perg, informiert. Schwieriger sieht es bei den jungen Erwachsenen aus, gerade seit der Corona-Krise. "Bei den Jugendlichen reden noch die Eltern und der Freundeskreis mit, was die Ausbildung betrifft. Junge Erwachsene ohne abgeschlossene Ausbildung geben schneller mal einen Job auf. Auch Ältere können noch eine Lehre machen" – die sogenannte Lehrlingsausbildung plus. Bei Habau ist eine Umschulungsausbildung möglich. "Entscheidend ist die Motivation des Suchenden", so Fröschl.
Alternative zur Berufs- und Bildungsmesse Perg
Wegen der Corona-Pandemie fallen heuer die Berufs- und Bildungsmesse in Perg und die Messe "Jugend und Beruf" in Wels aus. Es gibt aber ein alternatives Angebot. So wird von 20. bis 24. Oktober die Digi-Messe "Jugend und Beruf" abgehalten. An dieser Veranstaltung beteiligt sich auch der Bezirk mit einem virtuellen Regionalstand. Dort erhalten Interessierte Informationen über Lehrbetriebe und können im Live-Chat Fragen stellen. Auch eine eigene, digitale Messe für den Bezirk Perg ist in Planung.
Lehrstellen und Suchende im Bezirk Perg
Christa Hochgatterer vom AMS Perg: "Mit Ende August gibt es im Bezirk 25 Lehrstellensuchende, 17 Burschen und acht Mädchen." Die meisten von ihnen sind bereits älter als 15 Jahre. "Wir haben auf der anderen Seite 120 offene Lehrstellen, die meisten im Einzelhandel, im Baubereich und in der Metallbranche." Auch Tischler, Gastronomen, Technische Zeichner und Bürokaufleute suchen Lehrlinge. Das AMS ist normalerweise fixer Teilnehmer der Berufs- und Bildungsmesse in Perg, die heuer wegen Corona nicht in gewohnter Form stattfindet. "Wir müssen uns überlegen, wie wir virtuell Angebote präsentieren können." Bis Jahresende gibt es keine Veranstaltungen für Schulen im AMS selbst. Umgekehrt kommt das AMS das erste Mal seit vielen Jahren wieder in die Schulen. Demnächst soll man online durch ein neues virtuelles Berufsinformationszentrum (BIZ) spazieren können.
Kommentar von LehrlingsRedakteur Manuel Kapeller
Jeder muss selbst entscheiden, ob er eine Lehre oder eine Schule absolvieren will. Ich mache eine Lehre als Tiefbauer, weil ich einen positiven Lehrabschluss haben und Facharbeiter werden möchte. Die abwechslungsreiche Arbeit als Maurer ist das Tolle – und auch der Kontakt mit den Arbeitskollegen auf der Baustelle. Ich arbeite gerne draußen. Motivation brauchst du auf jeden Fall! Früher bin ich immer um 4 Uhr aufgestanden, mit dem Zug zur Arbeit gefahren und habe dann noch eine Stunde lang gewartet. Jetzt gehe ich zu Fuß zur Arbeit. Ich stehe immer noch so früh auf. Mein erstes Lehrlingsgehalt habe ich gespart für die Kaution für meine Wohnung. Jeder freut sich mit mir, dass ich einen Lehrberuf habe und schon so selbstständig bin.
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