(Vor)weihnachtszeit: Ein Gespräch mit dem Zeller Pfarrer Christian Schreilechner
Nicht nur das Christkind ist vielbeschäftigt - auch für den Zeller Pfarrer Christian Schreilechner ist bis Weihnachten viel zu tun.
ZELL AM SEE (lr). Die Adventzeit sollte ja eigentlich eine Zeit der Stille und Besinnlichkeit sein - meistens ist sie jedoch vollgestopft mit zusätzlichen Terminen. Auch Pfarrer Christian Schreilechner ist derzeit voll eingespannt - er sieht dies allerdings sehr positiv und freut sich auf jede seiner zahlreichen Aufgaben immer wieder auf's Neue.
Besondere Begegnungen
Jedes Aufeinandertreffen mit Menschen beschreibt Schreilechner als besonders, vor allem in der Weihnachtszeit seien diese nämlich meistens offener. Allerdings gäbe es auch viel Bedarf an seelischem Beistand. "An solchen Tagen eskaliert oft die Not. Es kommen Anrufe mit der Bitte um Gespräche. Aber das ist für mich auch schön, weil darum geht es ja an Weihnachten", erklärt der Geistliche. Man merkt ihm an, wie sehr er in seiner Arbeit aufgeht. Über die Jahre hat der ehemalige Borromäumsschüler gut gelernt, damit umzugehen, ständig in der Öffentlichkeit zu stehen und so manchen "Feierabend" sausen zu lassen. Von "Stress" möchte er nicht sprechen: "Wenn man etwas gerne tut, erlebt man die Aufgaben nicht als belastend."
Der 24. Dezember
Für den Priester geht es am Heiligen Abend schon früh los - Gott sei Dank aber nur zu diesem Datum, denn er ist, wie er selbst augenzwinkernd zugibt, kein Frühaufsteher. "Unterm Jahr gibt es keine Frühmessen, was mir eigentlich sehr gut passt", schmunzelt Schreilechner. Nach der stets gut besuchten Rorate am Morgen zieht sich der Pfarrer erst einmal in sein Büro zurück. Um fünf Uhr nachmittags wird er dann auch schon wieder dringend am Friedhof gebraucht. Dies sei ein sehr wichtiges Ritual für viele Menschen, außerdem freue er sich über jeden Besucher - egal, wann oder aus welchen Beweggründen dieser komme: "Ich beurteile die Leute nicht danach, wie oft sie in die Kirche gehen. Ich freue mich über jeden, der da ist - und besonders, wenn jemand dann vielleicht wieder einmal kommt, weil ihm der Gottesdienst gut getan hat." Am Abend wird im Pfarrhaus "rauchen" gegangen, gemeinsam mit Mitarbeitern gegessen und Geschenke ausgetauscht. Nach der Christmette um elf Uhr geht es dann auch für Schreilechner endlich ins Bett.
Tierärzte, Bauern und Jesus
Während des Theologie-Studiums ist dem Hobby-Imker bewusst geworden, dass das Priesteramt tatsächlich das richtige für ihn ist und er darin auch "normal" sein kann. Früher sei es manchmal ein etwas zu "vorgegebener Weg" gewesen, der die damaligen Jugendlichen oft unter Druck gesetzt habe. Schreilechners beruflicher Werdegang war ihm nicht immer klar: "Als Kind hatte ich drei Vorstellungen: Entweder Tierarzt, Bauer oder eben Pfarrer. Aber erst in meiner Studienzeit habe ich an Selbstvertrauen gewonnen und gemerkt, dieses Amt ist wichtig und wird immer noch gebraucht."
Brauchen würden die Menschen auch noch andere Dinge, ist sich der gebürtige Lungauer sicher. Dazu zählen vor allem die Fähigkeiten, auch einmal loszulassen, nicht alles kontrollieren zu wollen und gleichzeitig anderen Leuten vorurteilsfrei und vor allem barmherziger gegenüberzutreten. Auch in Bezug auf kirchliche Strukturen und das allgemeine "Regeldenken" vieler Menschen wünscht er sich Änderungen: "Jesus war konsequent, hat gewusst, worum es ihm geht, aber er war trotzdem nicht verurteilend. Diese Einstellung braucht die Kirche und die Menschheit. Oft hilft es auch schon, einfach einmal wirklich zuzuhören."
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