100 Jahre Republik in Stuhlfelden - Krieg, und dann Theater
Stuhlfelden kann mit der weitum schönsten Kirche aufwarten, doch in der Not half dieser Umstand nicht.
STUHLFELDEN (vor). In dieser Gemeinde gab es die erste Pfarre im Oberpinzgau - daher steht hier auch die älteste, schönste und kostbarste Kirche. Zwischen Zell am See und Krimml hat kein anderes Gotteshaus so schöne Bauglieder aus der romanischen Zeit.
Die Lebensmittelnot verschlimmerte sich
Vor 100 Jahren jedoch litt man auch hier unter denselben Problemen wie die ganze Region: Nach dem Zusammenbruch der Front wurde die Versorgung noch schwieriger als während des Krieges (1914 bis 1918). In den ersten Friedensjahren verschlimmerte sich die Lebensmittelnot und konnte laut Chronist Ludwig Pürstl erst durch die Abschaffung der Zwangswirtschaft gelindert werden.
1918 wurde bereits Theater gespielt
Die Bevölkerung ließ sich von der Not nicht unterkriegen - so gründete etwa Kooperator Huber eine Theatergruppe, und schon 1918 wurde das Stück "Der Gmoalump" aufgeführt.
"Die erste elektrische Lichtanlage im Oberpinzgau..."
Schmiedemeister Albert Dschulnigg brachte das elektrische Licht ins Dorf, nachdem er bereits 1899 in seinem Betrieb eine Dynamomaschine eingesetzt hatte. Diese hatte jedoch noch ihre Tücken. Nach 1919 wurden mehrere private Elektrowerke errichtet. So wurde es auch im Dorf durch sechs Freilampen hell, denen 1930 weitere elf folgten. Im Jahre 1928 wurde die Lichtleitung in der Kirche neu gelegt. Chronist und Schuldirektor Pürstl: "... und es sei noch festgestellt, dass Stuhlfelden die erste elektrische Lichtanlage im Oberpinzgau hatte."
Ereignisse zwischen 1920 und 1930
Ab 1920 hatten der Geiger-Bauer Nikolaus Hacksteiner und der Platzhaus-Bauer Johann Steiner am längsten den Bürgermeisterstuhl inne. Einige Ereignisse aus dieser Zeit: Gründung eines Verschönerungsvereins (1929), Weihe von zwei neuen Kirchenglocken, 25-jähriges Jubiläum der Feuerwehr (1923) und eine neue Fahne für den Kriegerverein. 1926 kamen die Oberpinzgauer Musikkapellen zu ihrem Bundesmusikfest nach Stuhlfelden. Schloss Lichtenau war ab 1930 eine private Knaben-Hauptschule mit Internat.
In Sachen Sport... ein Ranggler verstarb
Wie überall im Pinzgau waren das Eisschießen im Winter und das Ranggeln im Sommer sehr populär. Beim Ranggeln stellte Stuhlfelden einige Landesmeister. Einer davon war Florian Altenberger, der spätere Wirt am Falkenstein in Krimml. Beim Preisranggeln 1928 in Leopoldskron blieben alle Preise im Pinzgau, aber das Ereignis wurde von einem Unglück überschattet: Oberzehenthofsohn Florian Altenberger, ein Meisterranggler, erlitt eine so schwere Verletzung an der Halswirbelsäule, dass er starb.
Da kam sogar Dollfuß nach Stuhlfelden
Zu einer großen Katastrophe kam es 1926, als der Stuhlfeldner Bach bei der Schmiede und auf den Feldern zwischen Säge und Dorf ausbrach. Platzhausbauer Johann Steiner griff energisch ein und leitete die Abwehrarbeiten. In der Folge konnte er eine Wassergenossenschaft zur Bach-Verbauung gründen. Vier steinerne und zwei hölzerne Wehrmauern wurden errichtet. Auch die Salzachgenossenschaft war aktiv, nach dem Ausbruch des Flusses 1931 kamen Alpenjäger aus Salzburg, um den Fluss zurückzuführen. Dieser provisorische Uferschutz hielt dem nächsten Hochwasser nicht stand; eine starke Schutzmauer musste her. Der damalige Landwirtschaftsminister und spätere Bundeskanzler Dollfuß kam nach Stuhlfelden, um eine wirksame Verbauung zu veranlassen.
HIER unsere bereits veröffentlichten Ortsreportagen aus dem Pinzgau zum Thema "100 Jahre Republik".
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