BB-Wahldiskussion mit Pinzgauer Kandidaten

Am Podium: Josef Egger (Neos), Michael Obermoser (ÖVP), Lisa Eberharter (Liste Mayr SBG), Moderatorin Christa Nothdurfter, Barbara Thöny (SPÖ), Markus Steiner (FPS), Hermann Stöllner (FPÖ) und Ferdinand Salzmann (Grüne). | Foto: Roland Hölzl
8Bilder
  • Am Podium: Josef Egger (Neos), Michael Obermoser (ÖVP), Lisa Eberharter (Liste Mayr SBG), Moderatorin Christa Nothdurfter, Barbara Thöny (SPÖ), Markus Steiner (FPS), Hermann Stöllner (FPÖ) und Ferdinand Salzmann (Grüne).
  • Foto: Roland Hölzl
  • hochgeladen von Gudrun Dürnberger

MAISHOFEN. Obwohl die Redezeit streng beschränkt war, wurde die Podiumsdiskussion der Pinzgauer Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2018 um eine Stunde überzogen. Das lag nicht zuletzt daran, dass bei der von den Bezirksblättern organisierten Veranstaltung im Gasthof Post in Maishofen auch aus dem interessierten Publikum viele Fragen an die Teilnehmer gestellt wurden.

Gleich vorweg: Die Stimmung unter den Kontrahenten war großteils entspannt, die Diskussion verlief durchwegs fair und sachlich. Die Politikerinnen und Politiker am Podium bewiesen eine sehr zivilisierte Gesprächs- und Diskussionskultur. Manche, wie die routinierten Landtagsabgeordneten, waren aufgrund ihrer Erfahrung klar im Vorteil, während Neulinge auf der Polit-Bühne wie Barbara Thöny, noch erste Erfahrungen sammelten. Eine Premiere war die Veranstaltung auch für Christa Nothdurfter, Redaktionsleiterin der Bezirksblätter Pinzgau, die das Gespräch moderierte.

Inhaltlich wurden im wesentlichen die Themen Gesundheit, Verkehr und Raumordnung behandelt. In grundlegenden Punkten stimmten die Politikerinnen und Politiker auf der Bühne überein, aber der Teufel steckt eben im Detail: 

1. Gesundheit

Alle befürworteten eine lückenlosen Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und beteuerten die Wichtigkeit des Krankenhauses Mittersill - jedoch mit unterschiedlichen Nuancen. Auch Neos-Vertreter Josef Egger betonte, seine Partei bekenne sich zu dem Spital, anderslautende Meldungen seines Chefs Sepp Schellhorn seien bewusste Fehlinformationen. Wichtig sei jedoch, dass die Leute die Wahrheit erfahren: "Ein Vollbetrieb des Krankenhauses ist nicht möglich. Eine 24-Stunden Akutversorgung kann wegen dem Ärztemangel nicht aufrechterhalten werden", erklärte der Gemeindevertreter aus Zell am See.

Genau dafür setzen sich die Grünen ein, wie Ferdinand Salzmann erläuterte. Das Krankenhaus gehöre saniert, um es für Ärzte attraktiver zu machen. "Die Ärzte bekommen zu wenig Geld und finden hier nicht die entsprechenden Gegebenheiten", meinte Markus Steiner von der FPS. Er plädierte dafür, die ärztlichen Leistungen angemessen ab zu gelten. Barbara Thöny, die seit 17 Jahren im sozialen Bereich tätig ist, beklagte, dass weder Ärzte noch Patienten Vertrauen in den Standort Mittersill hätten. "Da sind Sachen passiert, die sind nicht mehr normal", erläuterte die Pinzgauer Gesundheits- und Sozialsprecherin der SPÖ anhand eines krassen Beispiels.

"Bitte auch die positiven Fälle schildern, nicht nur die schlimmen", entgegnete ÖVP-Landtagsabgeordneter Michael Obermoser. "Meine Tochter studiert Medizin. Ich weiß, dass der Pinzgau von den Ärzten gemieden wird. Das muss sich wieder ändern," forderte Obermoser, der zusicherte, dass das Krankenhaus bis 2020/21 saniert wird. Steiner und Thöny, sowie etliche Stimmen aus dem Publikum äußerten Zweifel daran, aber Obermoser versicherte: "Ich bin dahinter wie ein Luchs, dass das kommt. Ich bräuchte mich im Pinzgau nicht mehr blicken lassen, wenn ich nur ein 'Laarschatzer' wäre".

Lisa Eberharter von der Liste Mayr - SBG meinte dazu: "Das Thema Krankenhaus hängt mir zum Hals heraus", und weiter: "Glauben tue ich gar nichts, aber ich erwarte mir, dass die zuständigen Politiker zu ihrem Wort stehen". Das werde ein Kraftakt wie die Sanierung der Pinzgauer Bahn, daran habe auch niemand mehr geglaubt, meinte Salzmann zu dem Thema abschließend.

2. Verkehrspolitik

Auch beim Thema Verkehr gab es den einhelligen Tenor, Straßen zu sanieren, aber auch die öffentlichen Verkehrsmittel auszubauen. Die Verbindungen sollen durch häufigere Takte und Verbilligung attraktiver gestaltet werden. Hinsichtlich der geplanten Entlastungsstraße in Bruck scheiden sich aber die Geister. Für Ferdinand Salzmann ist diese Umfahrung kein Allheilmittel. Ein Ausbau der bestehenden Straße auf zwei Spuren wäre seiner Ansicht nach zielführender und wesentlich billiger.

Obermoser führte das Beispiel Saalfelden an, wo 40 Jahre über eine Umfahrung diskutiert wurde. "Die realisierten Kreisverkehre waren viel billiger und funktionieren gut." Zu den Begehrlichkeiten nach Vergünstigungen wie dem 356-Euro Ticket merkte er an, dass nichts gratis sei und schlussendlich von den Bürgern bezahlt werden müsse.

Ein wichtiges Thema für Markus Steiner ist die Haltestelle in Schüttdorf "die muss kommen", forderte der Landtagsabgeordnete der FPS und ist damit einer Meinung mit den Grünen. "Die S-Bahn Pinzgau wird ein brennendes Thema bleiben", so Steiner. Auf die Wortmeldung aus dem Publikum, dass die Lokalbahn keine gesicherten Übergänge habe, und die Frage "Warum passiert da nichts?", wies er darauf hin, dass er nach jedem Unfall im Landtag einen Antrag für ein Sicherheitskonzept gestellt habe, das nur zur Kenntnis genommen worden sei.

Hermann Stöllner, der FPÖ-Vizebgm. Karin Berger aus Lofer vertrat, pochte darauf nicht Autofahrer und Zugbenützer gegeneinander aus zu spielen. Man werde am Land nie ohne Auto auskommen und im Pinzgau keine ökonomisch sinnvolle Taktung erreichen, so der Flachgauer Bezirksparteiobmann. Grün und Schwarz investiere zu wenig in Straßen, kritisierte der Seekirchner und regte an, das Geld für den umstrittenen Gitzentunnel lieber in öffentliche Verkehrsmittel und Straßen zu investieren.

3. Raumordnung

"Wir müssen jetzt für frühere Sünden büßen", so Stöllner und kritisiert die Pinzgauer Chaletdörfer für ausländische Investoren. Dieser Meinung ist auch Josef Egger, der sich als vierfacher Vater Sorgen um die Wohnzukunft seiner Kinder macht. "Die Chaletdörfer sprießen im Oberpinzgau aus dem Boden und die Grundstückspreise steigen ins Uferlose", so der Zeller. "Die Novelle zum Raumordnungsgesetz gibt mir Hoffnung, dass das besser wird".

Diese Novelle wurde von der FPS abgelehnt. Steiner ist stolz darauf, denn er "hätte sich mehr Mut erwartet". Er ist für rigorose Kontrollen bei Zweitwohnsitzen. In seiner Gemeinde gäbe es keine neuen Zweitwohnsitze mehr, erklärte Obermoser, ÖVP-Bürgermeister von Wald. "Das ist nur ein kurzfristiges Geschäft, aber wir müssen auch an die Baubranche denken, die daran verdient". Er brauche jedoch ein intaktes Dorfleben, "Leute für die Musi und Leute, die den Sarg auf's Grab tragen", formulierte er anschaulich. "Wir müssen die Orte stärken und brauchen eine Schubumkehr". 

"Wenn wir Ortskerne stärken wollen, müssen wir uns alle an der Nase nehmen, wenn wir die Nahversorger verhungern lassen", gab Lisa Eberharter zu bedenken. In diesem Zusammenhang forderte Salzmann einen Stopp der Einkaufszentren, die die Orte ausgehöhlt hätten und kritisiert die Zersiedelung. Baulandspekulationen müsse man hintanhalten, sonst sei Wohnen für junge Familien nicht mehr leistbar.

4. Tierschutzhaus

Die anwesenden Politiker am Podium wurden auch auf ihre Haltung zu Tieren geprüft. Beatrice Caba vom "Pinzgauer Tierschutznest" nutzte die Gelegenheit und wies darauf hin, dass der Tierschutz im Pinzgau vernachlässigt werde und wollte von allen Vertretern der Parteien wissen: "Unterstützen Sie das Tierschutzhaus?" Obermoser berichtete, das Thema sei bei der Bürgermeisterkonferenz diskutiert worden. Er verstehe Hunde- und Katzenbesitzer, verweise aber auf das Problem mit Wolf, Biber und Otter. "Das müssen wir in den Griff bekommen".

Markus Steiner zeigte sich verwundert darüber, dass das Land vor den Wahlen plötzlich die Initiative für ein Tierschutzhaus unterstütze, obwohl das bereits mehrmals abgewiesen worden sei. Seine Fraktion habe das schon jahrelang gefordert, bisher vergeblich. Er verwies auf die Errungenschaften von Karl Schnell, der unter anderem das Verbot von Langstrecken-Tiertransporten erwirkte. "Ich werde genau beobachten, ob das ernst gemeint ist mit dem Tierschutzhaus oder ob das nur ein leeres Versprechen ist", kündigte er an. 

Die Neos unterstützen ein Tierschutzhaus auf jeden Fall, erklärte Josef Egger, der auf einem Bergbauernhof aufgewachsen ist. Er wundere sich nur, dass die Grünen das nicht längst umgesetzt haben.  

"Wir sollen mit schwachen Geschöpfen so umgehen, wir wir auch behandelt werden wollen", lautete die Antwort von Hermann Stöllner, der das Schächten verbieten will. "Ich bin ein Bauernbub und finde es wäre besser in ein Tierschutzhaus zu investieren, als in Schicki-Micki Kunst".

Kunst und Tiere verdienen beide ihren Platz, entgegnete Ferdinand Salzmann. Ein Tierheim halte er für absolut notwendig, wolle den Tierschutz aber nicht nur auf einige wenige Tiere beschränken. Man müsse z. B. auch einen Weg finden, um den Wolf kontrolliert leben zu lassen. "Die vielen Schreckensmeldungen sind bei uns noch nicht eingetreten", mahnt er zur Zurückhaltung. 

Barbara Thöny findet, Tierschutz sei ein wichtiges Thema. Die Suche nach einem geeigneten Standort hat sie bereits Homepage und Medien entnommen. "Das ist eine tolle Geschichte, da bin ich live dabei", so Thöny. Ihr Parteikollege, der Saalfeldner Bürgermeister Erich Rohrmoser sieht die Sache etwas differenzierter: "Wir Bürgermeister stehen zum Tierschutz, aber auch das Frauenhaus sucht seit längerem ein passendes Grundstück. Noch schwieriger wird es sein, ein geeignetes Objekt für ein Tierschutzhaus zu finden," so Rohrmoser, selber Hundebesitzer.  

5. Fazit

Es war ein spannendes Experiment, die Spitzenkandidaten des Bezirks zu einem Gespräch einzuladen. Dadurch wurde den heimischen Kandidaten für die Landtagswahl eine Bühne geboten, gemeinsam zu den brennenden Pinzgauer Themen Stellung zu beziehen und dem Publikum Rede und Antwort zu stehen.

Was sich wirklich alle Kandidaten wünschen, ohne Wenn und Aber: Bitte am 22. April zur Wahl gehen!

Mehr Bilder von der Veranstaltung finden sie auf: Fotos der Podiumsdiskussion

Und hier noch ein kurzes Video von diesem Abend:

____________________________________________________________________________________
Du möchtest über Stories in deinem Bezirk informiert werden?
Melde Dich zum kostenlosen "Whats-App“-Nachrichtendienst der Bezirksblätter Salzburg an!
Alle Infos dazu gibt’s hier: meinbezirk.at/1964081.
ACHTUNG: Erst nach erfolgreich übermittelter Start-Nachricht ist der Dienst aktiv!

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.