Permafrost taut
Mehrere Felsstürze erschüttern die Hohen Tauern

Fellsturz am Großen Schmiedinger, im Hintergrund das Kitzsteinhorn. | Foto: Land Salzburg/Franz Schwaighofer
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  • Fellsturz am Großen Schmiedinger, im Hintergrund das Kitzsteinhorn.
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Drei große Felsstürze haben sich in den vergangenen Wochen in den Hohen Tauern ereignet. Verletzt wurde dabei niemand und es entstanden keine Schäden an der Infrastruktur. Laut Landesgeologe Gerald Valentin ist diese ungewöhnliche Häufung ein sicheres Zeichen für den Klimawandel. 

PINZGAU. Neben den gewaltigen Eisbrocken, die sich am Hocharn (Rauris) aus dem Gletscher gelöst haben und etwa einen Kilometer weiter unten zum Stillstand kamen, wirkt Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst fast winzig. Diese gigantischen Brocken aus Fels und Eis wurden von einem mächtigen Felssturz mitgerissen. Während Valentin die Region zwischen den Lastwagen-großen Gesteins- und Eismassen genauer untersucht, wird sichtbar, dass die „Lawine“ sogar ein Stück weit den gegenüberliegenden Hang hinaufgeschleudert wurde. „Eine unglaubliche Wucht“, so Valentin.

Valentin erklärt, dass er den Grund bei der Ersterkundung im Bereich des Hocharns vor Ort feststellen konnte. "Eine tektonische Schwachschicht im Gebirge, die warmen Temperaturen, das damit verbundene Auftauen des Permafrosts und der viele Niederschlag im September haben den Felssturz verursacht“, erklärt er. Daraus resultierend stürzten mehr als 100.000 Kubikmeter Fels und Eis in Richtung Tal. Auch die Aufzeichnungen am Rauriser Sonnblick auf 3.106 Meter Seehöhe zeigen, wie warm es heuer war. Der Gipfel im Hochgebirge war zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen mehrere Wochen durchgehend frostfrei. 

Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst untersucht die Stelle des Felssturzes im Hochgebirge.  | Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter
  • Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst untersucht die Stelle des Felssturzes im Hochgebirge.
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Weiterer Felssturz in Kaprun

Laut Valentin würde das Verschwinden des Permafrosts und der teils intensive Regen bis weit hinauf bedeuten, dass die Berge in den nächsten Jahren und Dekaden verstärkt in Bewegung geraten. "Das passiert derzeit im Hochgebirge so um die 3.000 Meter Seehöhe. Allerdings: Alles, was sich hier heroben ereignet, wird irgendwann im Tal ankommen – zum Beispiel als Mure oder als Geschiebe bei Hochwasser. Daraus müssen wir uns einstellen – in allen Lebensbereichen“, erklärt der Geologe.

Ein weiterer Felssturz ereignete sich beim Großen Schmiedinger im Bereich des Kitzsteinhorns (Kaprun). Der Geologe wurde per Hubschreiber zur Ersterkundung gebracht, da das Gelände aber so steil sei, war ein Aussteigen unmöglich. Der Blick aus der Vogelperspektive hätte aber eine gute Einschätzung ermöglichen können, ob Gefahr für Siedlungen und Menschen besteht. Eine Gefahr für Almen oder Wanderwege ist zum Glück nicht gegeben.

„Man sieht deutlich die große Abrisskannte in der Felswand. Hier haben sich rund 75.000 Kubikmeter Gestein in Bewegung gesetzt“

Gerald Valentin, Landesgeologe

Gipfel des Rauriser Sonnblick mit dem Sonnblickobservatorium der GeoSphere Austria. | Foto: Land Salzburg/Melanie Hutter
  • Gipfel des Rauriser Sonnblick mit dem Sonnblickobservatorium der GeoSphere Austria.
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Felssturz im Bereich der Warnsdorfer Hütte

Auch im Bereich der Warnsdorfer Hütte ganz hinten im Krimmler Achental wurde dem Geologen ein Felssturz gemeldet. Auch dieser wird noch genauer untersucht, doch das Problem und die Häufung der Felsstürze ziehen sich offenbar entlang der gesamten Tauern. "Natürlich kam das immer mal wieder vor, aber die Dimensionen sowie die Häufung sind sehr bemerkenswert und auf jeden Fall eine Folge der wärmeren Temperaturen und des Klimawandels. Salzburgs Berge sind in Bewegung“, so Valentin. Im Zusammenhang mit den Felsstürzen im Gebirge spreche man von einem "Kaskadeneffekt", so der Geologe, als er die Gefahr aus der Luft beurteilte. 

"Wir dürfen nicht glauben, dass das, was da in den Bergen passiert, eventuell ein paar Wanderwege betrifft und das wars. Nach und nach wird dieses lockere Material im Tal ankommen. Wir müssen uns daher jetzt schon Konzepte überlegen, um Infrastruktureinrichtungen und Siedlungen in den Tälern zu schützen und auch Konzepte, wo in Zukunft gebaut werden kann und wo nicht."

Gerald Valentin, Landesgeologe

Zu diesen Themen würden die Geologen des Landes auch regelmäßig Studien durchführen, die eine wichtige Entscheidungsgrundlage seien. 

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