Das Schaf in den Mittelpunkt gestellt
Das TAURISKA-Kulturprojekt SchafOhrMarke begeistert die Region

Freuen sich über den gelungenen Start der Ausstellung SchafOhrMarke. V.l.: Christian Vötter (TAURISKA), Bürgermeister Andreas Schweinberger (Marktgemeinde Neukirchen), Andrea Rieder (Hollersbacher Kräutergarten), Georgia Winkler-Pletzer (GF Leaderregion Nationalpark Hohe Tauern), Susanna Vötter-Dankl (TAURISKA) und Peter Holleis (Amtsleiter Gemeinde Krimml). | Foto: TAURISKA
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  • Freuen sich über den gelungenen Start der Ausstellung SchafOhrMarke. V.l.: Christian Vötter (TAURISKA), Bürgermeister Andreas Schweinberger (Marktgemeinde Neukirchen), Andrea Rieder (Hollersbacher Kräutergarten), Georgia Winkler-Pletzer (GF Leaderregion Nationalpark Hohe Tauern), Susanna Vötter-Dankl (TAURISKA) und Peter Holleis (Amtsleiter Gemeinde Krimml).
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Oben am Berg blitzte der „Schutzengelschnee“. Unten im Tal erklang aus dem TAURISKA-Kammerlanderstall das Lied „Eine Herde weißer Schafe“ - gespielt vom „Tauernecho“ der Musiker Franz, Toni und Bernhard, die von Tobias, Lukas und Kathi begleitet wurden. Aus nah und fern waren die Besucher und Besucherinnen vergangenen Samstag gekommen, um das Kunstprojekt SchafOhrMarke des Vereins TAURISKA kennenzulernen. An dem hatten Künstler, Handwerker, Pädagogen, Wissenschaftler und Musiker – weiblich wie männlich – schon seit Monaten gearbeitet. Ihre Ausstellungen, Workshops, Vorträge und Musikarrangements wurden nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert, während das „Tauernecho“ für die musikalischen Zwischeneinlagen sorgte. Dessen Mitglied Lukas Krahbichler hatte für das Schaf-Thema sogar das Lied „Da Hoamweg vom Seebach“ komponiert.

In ihrer Begrüßung brachten Georgia Winkler-Pletzer (Geschäftsführerin der Leaderregion Nationalpark Hohe Tauern), Jakob Pirchner aus Rauris (Obmann des Landesverbandes für Schafe und Ziegen) sowie Andreas Schweinberger (Bürgermeister von Neukirchen) zum Ausdruck, wie aktuell dieses Thema sei. Man denke an die Diskussion um den Wolf, die vielerorts polarisiert.
Der Salzburger Musik- und Tanzwissenschafter Michael Malkiewicz berichtete über die Aufzeichnungen von Ilka Peter, mit denen er das Projekt SchafOhrMarke wissenschaftlich untermauert hat. Ilka Peter, die Volkskundlerin, hatte in der Pinzgauer Bauernschaft von Saalfelden, Leogang, Maria Alm bis hinauf nach Stuhlfelden in einem „Schafmoarch“-Büchlein die Ohr-Einritzungen und -Einschnitte von 1930 bis ca. 1968 aufgezeichnet. Nun werden ihre Forschungen ergänzt durch weitere Untersuchungen, die Malkiewicz in Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftlichen Fachschulen in Bruck gerade durchführt. Dies gemeinsam mit dem Direktor der Fachschulen, Christian Dullnigg. Der schilderte im Kammerlanderstall, wie seine Lehrerschaft nun Fragebögen an die SchülerInnen ausgegeben habe. Darin sollen deren Eltern und Großeltern zum Thema Schaf ihre eigenen Erfahrungen erläutern. Vielleicht, so die Hoffnung, fänden sich auch noch alte „Morchzangen“ an Höfen, mit denen man früher die Schafe markiert hatte. Es sei auch durchaus möglich, dass an diesen Höfen auch bereits Ilka Peter recherchiert habe, so Dullnig, der die Fragebögen von Malkiewicz auswerten lässt. Der übrigens spielte noch ein Lied auf einer Violine: Einmal mit einer heutigen Konzertsaitenbespannung und zum Vergleich mit einer Schafdarmsaitenbespannung - was „sehr qualitätsvoll geklungen habe“, wie Susanna und Christian Vötter vom Verein TAURISKA bestätigten.

Die BesucherInnen konnten dann die Ausstellung „Ich zeichne mir ein Schaf“ der Rauriser Schriftstellerin und Fotografien Susanne Rasser besichtigen. Rasser hat dazu im Raurisertal mit zahlreichen Schafhaltern, Schafbauern und unterschiedlichsten Schafliebhabern gesprochen und die Interviews mit eigenen literarischen Texte sowie Fotografien zu 29 Schautafeln vereint.
Sylvia Enn und Heidi Kaiser aus der Nachbargemeinde Bramberg stellten sodann ihren Salzburger Wollstadel vor. Der war 1992 gegründet worden, um die Schafwolle wieder aufzuwerten. Vieles ist seit dieser Zeit in dieser Hinsicht entstanden. Dies Dank Hildegart Enzinger, die über 26 Jahre den Wollstadel geführt hat und diesen nun in die Hände ihrer Töchter übergegeben hat. Auch der Wollstadel ist in der Ausstellung mit Exponaten vertreten, und es werden Workshops zum Filzen angeboten.

Auch Richard Vill, der Präsident der Europäischen Textilakademie in Bozen, war aus Südtirol angereist. Er bezeichnete die Arbeit der TAURISKANER als „kulturelles Erbe, das so wichtig für die Regionen ist“. Dass das Projekt SchafOhrMarke von 15. bis 17. Oktober 2021 in Bozen beim „Internationalen Festival für textiles Handwerk, textile Kunst und Design“ vorgestellt wird, ist ein weiterer Höhepunkt für TAURISKA.

Und wie schon so oft, würzt Margit Gantner aus Neukirchen auch diese Ausstellung mit regionalen Filmen. Ihre Beiträge von den Schafen am Seebachsee im Obersulzbachtal in Neukirchen und vom Schaf beim Ifanglbauern in Bramberg sind in dieser Schau im Kammerlanderstall wieder besondere Zeitdokumente.
Zusätzlich gibt es dort noch einen eigenen Filmraum, wo der ORF-Film über die „Transhumanz-Wanderweidewirtschaft“ gezeigt wird. Der Titel des Filmes lautet: „Hirtenleben im Ötztal - mit den Schafen über die Gletscher - Schafabtrieb im Ötztal.“

Weiters hat sich die Künstlerin Katharina Zlöbl, geb. Krahbichler aus Neukirchen, zum Thema „Das Schaf in der Religion“ inspirieren lassen und hat dabei den biblischen Inhalt des Buches der „Sieben Siegel“ in ihren Blickwinkel genommen. Entstanden sind Bilder, die berühren. Die „Sieben Siegel“ oder die geheimnisvollen Schriftrollen, die von Gott an das Lamm überreicht wurden, um diese zu öffnen, wurden von Zlöbl nicht nur malerisch sondern auch in musikalischer Weise interpretiert. Ihren Folk Song „Apokalypse - Das Lamm ist der Herr“ brachte sie im Kammerlanderstall unter großem Applaus zum Besten.

Der in Neukirchen geborene Performancekünstler Peter Fritzenwallner war aus Wien eingetroffen. Er hatte sich besonders mit der Markierung der Schafe auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass die einheitliche Ohrmarkierung mit der neunstelligen Zahl ein Hindernis sei. Denn, wie er bemerkte, „welcher Bauer soll sich bei 1000 Schafen, die von der Alm ins Tal kommen und dann aussortiert werden, die Nummern seiner Schafe merken? Alle Markierungen sehen ja gleich aus“. Deshalb hatte Fritzenwallner in einem Kunstprojekt eigene „Moarchen“ kreiert. Dass ein Künstler das fordere, „was wir Bauern schon lange ansprechen – eine individuelle Kennzeichnung“, das begeisterte Robert Zehentner, den Gründer der Tauernlamm-Genossenschaft. Der lief nach vorne, um Fritzenwallner zu gratulieren und betonte einmal mehr: „Wie soll ich meine 150 Schafe bei der Schaföschoad aussortieren, wenn alle gleich markiert sind, wer merkt sich 150 verschiedene neunstellige Nummern?“ Daraufhin bat Fritzenwallner ihn und seinen Vater Heinrich vor den Kammerlanderstall, gab ihnen einen Zettel mit den von ihm kreierten „Schafömoarchen“ und ein Fernglas in die Hände. Er selber ging in ein angrenzendes Feld und zeigte verschiedene einfache „Moarchen“, die er aus Plastilin geformt hatte. Die beiden Männer errieten sogleich ihre Zuordnung zu den jeweiligen Bauern.

Auch der Filmemacher Simon Tasek war gekommen, der zusammen mit dem Koch Rudi Pichler den Film „Lehrling der Zeit“ (mit anschließender Verkostung der Zuseher mit besonderen Schmankerln) gedreht hat. Auch zum Projekt SchafOhrMarke werde ein Film entstehen, verriet er und meinte: „Es wird auf jeden Fall ein Genuss für alle Sinne.“

Dann konnten die zahlreichen Gäste auch noch das Schaf-Diorama von Lukas H. Schmiderer bewundern, das ebenso in der Schau im Kammerlanderstall zu sehen ist. In dem sind rund 100 geschnitzte Schäfchen aus Südtirol ausgestellt. Schmiderer, der Archivar der Tresterergruppe aus Zell am See, war es übrigens gewesen, der das „Schafmoarch“-Büchlein aus dem Nachlass von Ilka Peter erhalten hatte – und somit das Projekt in Gang setzte. Durch Schmiderer hatte sich auch der Kontakt zu der Landjugend Saalfelden ergeben, die nun ihrerseits das Thema Schaf inszenierte: Im Kammerlanderstall stellten Katharina Fritzenwanker (Handelsangestellte) und Andrea Stöckl (Bankangestellte) ihr „Jump- Projekt“ unter dem Titel „HAARSCHAF - Komme was WOLLE – wir SCHAFen das!“ vor und sie wollen weitere Vorhaben im Herbst bei einer Veranstaltung präsentieren.

Auch im Radio wurde schon ausführlich über das SchafOhrMarke-Projekt berichtet. Unter anderem auch, dass es ein Jahres-Projekt sei, wo sich jeder beteiligen könne. Gehört und gleich gehandelt hat daraufhin die Künstlerin Christine Wörister aus Krimml: Sie brachte tags darauf ein Schafbild – Acryl auf Leinwand – bei TAURISKA vorbei.
Die Ausstellung SchafOhrMarke ist jeden Donnerstag von 11.00 bis 16:00 Uhr bis 29. August 2022 zu besichtigen, aber auch bei zahlreichen Veranstaltungen, die im Laufe des Jahres im Kammerlanderstall stattfinden.

Das Projekt geht indes weiter und die Veranstalter TAURISKA und der Projektträger Leaderregion Nationalpark Hohe Tauern freuen sich über viel Interesse – und neue Impulse.

Unterstützt wird TAURISKA von den Gemeinden Neukirchen und Bramberg, der Arena Wildkogel Neukirchen/Bramberg, der Lichtgenossenschaft, der Firma Fritzenwallner-Gandler, der Kunsthilfe und dem Land Salzburg.

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