"Lückenhafte Verordnung"
Grüne legen gegen Fischotter-Tötungen Veto ein

- Die geplanten Fischotter-Tötungen wurden ad acta gelegt.
- Foto: Wolf-Petre/WWF
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Die "Grünen" haben mit einem Veto die Verordnung des Landes zur Entnahme einiger Fischotter gestoppt. Das Wasserraubtier sei laut Landesrat Josef Schwaiger maßgeblich am Fischsterben in Salzburg verantwortlich – die "Grünen" sehen keine wissenschaftlichen Belege in der Verordnung und lehnen es deshalb zuzustimmen.
SALZBURG. Noch vor wenigen Wochen erklärte Landesrat Josef Schwaiger, dass mit gezielten Entnahmen von Fischottern die Fischbestände im Bundesland gesichert werden könnten. Daher plante das Land eine Fischotter-Tötungsverordnung. Nun legten aber die Salzburger "Grünen" ein Veto gegen die Verordnung ein.
"Wir haben uns die bereits im Jänner vorgelegte Verordnung genau angeschaut und unsere Probleme damit dargelegt. Darauf wurde aber nicht eingegangen. Daher haben wir unser Veto eingelegt. Die Verordnung verletzt das EU-Recht und ist daher höchst problematisch. Wir wollen keiner Verordnung zustimmen, die nicht passt und da kein wissenschaftlicher Nachweis, dass die Entnahme von Fischottern den Fischen helfen würde, erbracht wurde, können wir hier nicht zustimmen", erklärt Kimbie Humer-Vogl, Landtagsabgeordnete der "Grünen".

- Kimbie Humer-Vogl sieht in der Verordnung einige Fehler.
- Foto: Die GRÜNEN Salzburg
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"Müssen jetzt handeln"
Auf das Veto der "Grünen" reagiert Landesrat Josef Schwaiger so: "Es ist eine schwierige Situation – wir wollen den Fischottern und natürlich auch den Fischen helfen. Der Punkt ‘EU-rechtlich fraglich‘ kann – durch die enge Zusammenarbeit mit der Logistik, die meint, unsere Verordnung würde passen – widerlegt werden. Wir haben dringenden Handlungsbedarf, denn die Fischbestände können sich nicht mehr erholen."

- Landesrat Josef Schwaiger sieht im Fischotter eine große Bedrohung für die heimischen Fische.
- Foto: Neumayr
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Problem sei hausgemacht
Die Naturschutzorganisation WWF begrüßt das Aus dieser für sie gegen das Europarecht verstoßende Verordnung. Sie denken, dass das Sterben der Fische auf die Qualität der heimischen Gewässer und deren Verbauung zurückzuführen sei. „Das besorgniserregende Fischsterben ist menschengemacht, woran auch eine sinnlose und grausame Jagd auf Otter nichts ändern würde. Hauptverantwortlich sind die viel zu starke Verbauung, Verschmutzung und Übernutzung unserer Flüsse. Deshalb muss Salzburg den Gewässerschutz mit Hochdruck vorantreiben statt den Artenschutz auszuhebeln“, sagt WWF-Fischotterexpertin Christina Wolf-Petre.
Belastete Gewässer
Offizielle Berichte von Bund und Ländern ergaben laut WWF, dass keiner der untersuchten und geschützten Lebensräume an Österreichs Gewässern sich in einem "gutem Zustand" befinde. Die Naturschützer folgern daraus, dass höher werdende Wassertemperaturen die Ausbreitung von Krankheiten und der Mangel an Sauerstoff zum verminderten Bruterfolg beitragen.
Dem stimmt auch Humer-Vogl zu: "Der Fischotter-Bestand reguliert sich von selber. Otter haben sich in Salzburg noch nie die eigene Nahrungsquelle komplett weggefressen. Die ganze Schuld am Fischsterben also auf den Otter zu schieben, ist für uns zu leicht." Außerdem sollten laut WWF Schad- und Nährstoffe – wie Hormone, Antibiotika, Pestizide, Straßenabwässer – den Gewässern und ihrer Qualität zusetzen. Hier sagt Schwaiger: "Es kann sein, dass das Fischsterben mehrere Einfüsse hat. Für uns steht aber fest, dass der Fischotter maßgeblich daran beteiligt ist und die Entnahme von 19 Fischottern in Salzburg positive Auswirkung hätte."
Sanierungen gefordert
Der WWF setzt sich daher für eine Sanierung für Salzburger Gewässer ein. Ein dafür verfügbarer Fördertopf des Bundes sollte für Renaturierungen deutlich stärker genutzt werden. Zudem solle das Schutzgebiets-Management mit ausreichend personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet werden, was derzeit nicht der Fall sei. Hier fügt der Landesrat hinzu:
"Im Zusammenhang mit Rückbauten, Revitalisierungen und Renaturierungen an unseren Salzburger Fließgewässern war der Wasserbau im Referat Schutzwasserwirtschaft des Landes Salzburg der Vorreiter in den vergangenen 15 Jahren. Die Maßnahmen zielten insbesondere durch Grunderwerb darauf ab, den Hochwasserabfluss durch ‘Aufweitungen‘ und strukturelle Verbesserungen im Gewässer zu dämpfen. Das hatte aber gleichzeitig auch einen starken gewässerökologischen Effekt, da natürliche Kies- und Schotterbänke geschaffen oder reaktiviert wurden, dadurch erfolgten deutliche Verbesserungen der Fließverhältnisse, zudem wurden auch abstürzende einmündende Zubringerbäche rückgebaut und so zum Beispiel Rückzugsgebiete für Jungfische, aber auch Laichplätze reaktiviert. Im Pongau wurden rund zwei Kilometer Gewässer-Aufweitungen an der Enns in Flachau und in Altenmarkt, und ungefähr ein Kilometer Gewässer-Aufweitungen an der Gasteiner Ache in Dorfgastein umgesetzt. Das aktuellste Projekt befindet sich in Bad Hofgastein. Hier werden auf rund drei Kilometern der Gasteiner Ache gewässerökologische Verbesserungen umgesetzt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 21,8 Millionen Euro."
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