20 Jahre danach
Katastrophe im Tauerntunnel 1999 brachte mehr Sicherheit

Vor 20 Jahren kam es zu einem verheerenden Auffahrunfall im Tauerntunnel, der einen riesigen Brand auslöste. | Foto: Archiv RK Lungau
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  • Vor 20 Jahren kam es zu einem verheerenden Auffahrunfall im Tauerntunnel, der einen riesigen Brand auslöste.
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20 Jahre nach dem tragischen Unglück mit zwölf Toten im Tauerntunnel sind die Sicherheitsstandards heute am höchsten Stand – ein Rückblick.

FLACHAU/ZEDERHAUS (aho, jop). Am 29. Mai jährt sich das verheerende Unglück im Tauerntunnel zum 20. Mal. Die Katastrophe von 1999 – ein Auffahrunfall im Tunnel löste damals einen riesigen Brand aus, der zwölf Todesopfer und 48 Verletzte forderte – brachte ein Umdenken im Sicherheitskonzept.

Fredl Pfeifenberger, Altbürgermeister von Zederhaus, war damals erst zwei Monate im Amt, als das Feuer ausbrach.

"In der Früh hatte ich schon davon gehört, doch das Ausmaß war keinem bewusst. Als ich erfuhr, was wirklich los war, kam ich sofort", schildert er. "Bei meinem Eintreffen war jedoch schon alles vorbei und auch die Feuerwehrleute bereits im Krankenhaus. Es war tragisch." Fredl Pfeifenberger

Zum Unfallhergang von 1999

In den frühen Morgenstunden des 29. Mai 1999 fuhr ein Lkw-Lenker im Sekundenschlaf auf eine PKW-Kolonne vor einer Baustellenampel im damals noch einröhrigen Tunnel auf. Dabei schob er drei Pkw auf einen mit explosiven Spraylack-Dosen beladenen Lkw. Der ausgetretene Treibstoff entzündete sich und verbrannte 40 Fahrzeuge.

Durch die enorme Hitzeentwicklung von bis zu 1.200 Grad Celsius konnte erst zwölf Stunden nach dem Unfall mit Löscharbeiten begonnen werden. 67 Personen konnten sich aus eigener Kraft und mit Hilfe der Einsatzorganisationen aus dem Tunnel retten, 48 Menschen wurden teils schwer verletzt, zwölf Personen verloren ihr Leben.

Neben dem Asfinag-Krisenteam hatte das Rote Kreuz 181 Retter, Ärzte und Psychologen im Dienst. 248 Mitglieder von 15 freiwilligen Feuerwehren waren an Lösch- und Aufräumarbeiten beteiligt.

Zweite Röhre war ein Muss

"Nach dem Unfall ging alles Schlag auf Schlag", sagt Pfeifenberger. "Bereits am nächsten Tag war klar, dass eine zweite Röhre unbedingt notwendig ist. Die Verhandlungen begannen umgehend." Doch es gab auch Gegenstimmen, die den Bau einer zweiten Röhre verhindern wollten.

"Ich als Bürgermeister war dafür, setzte mich aber – mit Erfolg – für einen guten Lärmschutz ein. Dass damals Leute dagegen waren, verstehe ich nicht. Alle, die das Ausmaß der Katastrophe gesehen hatten, wussten: Nicht auszubauen, das kann man nicht verantworten."
– Fredl Pfeifenberger (Altbürgermeister von Zederhaus)

Keine Frontalunfälle mehr

"Seit die zweite Röhre in Betrieb ist, ereigneten sich im Tauerntunnel rund 40 Unfälle. Diese Zahl liegt im normalen Schnitt. Wichtig ist aber, dass es durch den Vollausbau seither keine schweren Frontalunfälle mehr gab", sagt Christoph Pollinger, Asfinag-Pressesprecher für Salzburg. Wie wichtig die zweite Röhre war, zeigt sich am steigenden Verkehrsaufkommen: Im Bereich Flachau passierten die Tauernautobahn um die Jahrtausendwende noch ca. 15.000 Fahrzeuge pro Tag im Jahresschnitt, 2018 waren es bereits rund 23.000 (in beiden Richtungen).

"Diese Zahl entspricht dennoch nicht den hohen Prognosen, die im Zuge des Vollausbaus getätigt wurden. Davon sollten auch die starken aktuellen Sommerwochenenden nicht hinwegtäuschen", sagt Pollinger und verweist auf damalige Schätzungen für das Jahr 2020 von rund 27.800 Fahrzeugen täglich.


200 Millionen Euro investiert

Infolge der Schäden durch das Unglück 1999 in Höhe von rund 28 Millionen Euro musste der Tunnel für drei Monate gesperrt werden und die Pläne für eine zweite Tunnelröhre wurden wieder aufgenommen. Ab 2006 begann man mit dem Vollausbau und nach 22 Monaten Vortrieb erfolgte der Durchstich der zweiten Röhre, die am 30. April 2010 die Freigabe erhielt.

Während der Generalsanierung der ersten Röhre leitete man den Verkehr nur durch die neue Röhre, ehe dann am 30. Juni 2011 beide Tunnel für den Verkehr freigegeben wurden. Bereits zwei Jahre zuvor hatte man den Katschbergtunnel vierspurig ausgebaut. Für den Vollausbau der beiden Tunnel inklusive Sanierung der Bestandsröhren waren rund 309 Millionen Euro investiert worden, wovon knapp 200 Millionen Euro in den Tauerntunnel flossen.


28 Querverbindungen errichtet

Neben der verbesserten Verkehrssicherheit durch zweispurigen Richtungsverkehr wurden auch weitere Maßnahmen für die Sicherheit umgesetzt. Seither stehen insgesamt 28 Querverbindungen im Maximalabstand von 300 Metern zur Verfügung – davon 17 begehbare Querschläge, sechs befahrbare für Einsatzfahrzeuge, drei für Sattelfahrzeuge und zwei Galerieüberfahrten.

Die Tunnel verfügen über jeweils sieben Pannenbuchten, zahlreiche Notrufnischen und eine erhöhte Seitenstreifenbreite. Der Feuerwehr stehen alle 150 Meter Hydrantenanschlüsse für Löschwasser zur Verfügung. Die moderne "Vollquerlüftung" mit vier Zuluft- und vier Abluft-Lüftungsabschnitten in beiden Tunneln kann Frischluft einbringen und punktuell Abluft absaugen, um so eine Ausbreitung des Rauchs im Brandfall zu verhindern.

Sicherster Tunnel im Jahr 2012

Heute erfüllt der Tauerntunnel – er befindet sich am technischen Stand von 2011 – alle Anforderungen gemäß den Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen und gemäß dem nationalen bzw. europäischen Straßentunnelsicherheitsgesetz. 2012 ging der Tauerntunnel sogar als ÖAMTC-Testsieger in Sachen Sicherheit hervor.

"Die nächsten Adaptierungen werden im Jahr 2025 fällig, wenn altersbedingt elektronische Anlagen routinemäßig austauscht und erneuert werden."
Christoph Pollinger (Asfinag-Sprecher für Salzburg)

Gedenkfeier für die Opfer

Am 29. Mai 2019 findet um 15 Uhr eine Gedenkfeier anlässlich 20 Jahre Brandkatastrophe Tauerntunnel an der Autobahnkapelle Flachau statt. Vertreter der Asfinag und des Landes Salzburg, Flachaus Bürgermeister Thomas Oberreiter, Blaulichtorganisationen und ein deutscher und österreichischer Pfarrer gedenken gemeinsam mit Hinterbliebenen der Opfer.

"Es ist gut, dass es eine solche Gedenkfeier gibt", findet auch Fredl Pfeifenberger, der damalige Zederhauser Bürgermeister. Er war vor 20 Jahren auch bei der Verabschiedung dabei. "Gerade bei einem so traurigen Ereignis sind solche Gedenkfeiern wichtig, für die Hinterbliebenen ebenso wie für diejenigen, die das Unglück überlebt haben."

Daten und Fakten zum Tunnelbrand

  • Zwölf Tote
  • 42 Verletzte
  • 67 Gerettete
  • 16 Lastwagen und 24 Autos zerstört
  • 1.200 Grad heiß war die Feuerwalze, die durch die Betonröhre rollte
  • Brandlänge: 400 Meter in Richtung Norden und 700 Meter in Richtung Süden
  • Mehr als 4.500 Vermisstenmeldungen bei österreichischer und der bayerischen Hotline
  • Das Rote Kreuz setzt 181 Sanitäter und Ärzte ein
  • 248 Feuerwehrleute von 15 Freiwilligen Wehren leisteten 2.432 Einsatzstunden
  • Haftstrafe für den Lastwagen-Unfalllenker: Zwei Jahre, davon drei Monate unbedingt.
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