Zahnärzte
Salzburger Notdienst auch für den Pongau
Ab 1. Februar sollen die Pongauer auch den zahnärztlichen Notdienst in der Stadt Salzburg nützen können, bereits jetzt gibt es Kritik von Thom Kinberger dem Vorsitzenden der Österreichischen Gesundheitskassen Landesstelle und der Produktionsgewerkschaft Salzburg.
PONGAU. Mit einer Verlegung des zahnärtzlichen Notdienstes in das Notdienstzentrum in der Glockengasse in Salzburg Stadt, wollen Pongaus Zahnärzte einer Pensionierungswelle gegen wirken. "Der zahnärztliche Nachwuchs in ländlichen Gebieten fehlt. Mit der geringer werdenden Zahl von Zahnärzten könnten wir im Pongau die bisher übliche Rotation bei den Notdiensten nicht mehr aufrechterhalten", erklärt Hans Mayr, niedergelassener Zahnarzt in Bischofshofen.
Notfälle müssen nach Salzburg
Ab dem 1. Februar 2020 übernimmt das zahnärztliche Notdienstzentrum in der Stadt Salzburg die Versorgung der Pongauer Patienten. Damit wäre der Pongau der vierte Bezirk der diesen Dienst in Salzburg in Anspruch nimmt. Nur der Lungau und Pinzgau könnten ihre eigenen Notdienste aufrecht erhalten. Mit der Integration des Pongau soll auf eine knapper werdende Versorgungslage im ländlichen Raum reagiert werden.
Machtdemonstration wird vermutet
Kritik zu dieser Entscheidung kommt von Thom Kinberger – Vorsitzender der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) Landesstelle Salzburg: „Es ist nicht einzusehen warum im Pongau der Zahnärztliche Notdienst nicht aufrecht erhalten werden sollte." Die Zahnärzte seien dazu verpflichtet eine Notdienstliche Versorgung durchzuführen. Im Pongau kämen auf 25 Zahnärzte rund 4.000 Einwohner, das entspräche dem üblichen Mengenverhältnis anderer ländlichen Regionen in Österreich. Er vermutet dahinter eine Machtdemonstration der Salzburger Zahnärztekammer gegenüber der ÖGK: "Die Patienten dürfen hier nicht zum Spielball der Interessenspolitik werden. Hier zeigt sich bereits im ersten Monat des Bestehens der neuen ÖGK, dass rasche regionale Lösungen gar nicht mehr möglich sind. Ob der seit zwei Wochen zuständige Fachbereichsleiter in Oberösterreich davon überhaupt bescheid weiß, ist mir nicht bekannt.“
Kritik von FPÖ-Seite
„Im gesamten Gasteinertal ist lediglich ein Kassenzahnarzt für über 13.000 Einwohner verfügbar“, kritisiert der Pongauer Landtagsabgeordnete Alexander Rieder von der FPÖ. „Eine ordentliche zahnärztliche Versorgung der Gasteiner ist somit nicht mehr aufrecht zu erhalten. Wartezeiten auf Termine sind inakzeptabel“, kommt von Rieder. Er betont, dass Gasteiner, die aufgrund von Alter oder Krankheit nicht mehr mobil seien und am Wochenende akute Schmerzen hätten, daher in Zukunft bis Montag ausharren müssten. Rieders Kritik wendet sich allerdings an die ÖVP und insbesondere an Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl in seiner Funktion als Gesundheitsreferent. „Wenn ÖVP-Gesundheitsreferent Christian Stöckl ein Loch notdürftig stopfen kann, tut sich schon das nächste auf“, kommentiert Rieder und erinnert an den allgemeinen Ärztemangel, die Kinderarztsituation im Flachgau oder die Gynäkologie im Lungau. „Landeshauptmann-Stellvertreter Stöckl hat endlich dafür zu sorgen, dass den Salzburgern eine ordentliche Gesundheitsversorgung gewährleistet wird“, so Rieder abschließend.
Arbeiterkammer sieht ÖGK in Pflicht
Als unzumutbar empfindet ArbeiterkammerPräsident Peter Eder die nunmehr bekannt gewordenen Pläne den zahnärztlichen Notdienst im Pongau einzustellen. „Jeder, der schon einmal akute Zahnschmerzen hatte, weiß wie wichtig eine rasche medizinische Versorgung gerade für Ältere und Kinder ist. Es ist beschämend, dass in einem reichen Land wie Österreich künftig stundenlange Fahrtzeiten in Kauf genommen werden müssen, um in einer gesundheitlichen Notlage eine Linderung der Schmerzen zu erhalten“, sagt Peter Eder. Aus seiner Sicht sind die ÖGK und die Zahnärztekammer verpflichtet, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. „Wenn es den Ärzten nicht gelingt, einen regionalen Notdienst zu bedienen, muss die ÖGK ihre Zahngesundheitszentren in allen Regionen ausbauen und dort auch den Notdienst übernehmen. Bereits jetzt wird in diesen Zentren exzellente Arbeit geleistet. Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht auf Kosten der Versorgungssicherheit gehen“, kommt von Eders Seite.
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