In Radstadt verewigt
Schloss Lerchen widmet Erwin Exner eine Sonderausstellung
Der Maler und Grafiker Erwin Exner hinterließ zu Lebzeiten künstlerische Spuren im ganzen Pongau. Vor allem im Radstädter Ortsbild hat er sich mit seinen Fassadengestaltungen verewigt. Das Schloss Lerchen widmet dem Ehrenring-Träger der Gemeinde Wagrain aktuell eine Sonderausstellung.
RADSTADT. Rudi Hermann ist Obmann und Kustos des Radstädter Museumsvereins. Bei einer Führung durch das liebevoll gestaltete Museum im Schloss Lerchen wird Hermanns Leidenschaft für die Geschichte und Kultur seiner Gemeinde schnell offenkundig.
Kultur und Geschichte im Schloss
Gemeinsam mit vier weiteren Helfern betreut er die Ausstellung im Heimatmuseum. Die Exponate reichen von Radstädter Keramik über einzigartige Krippen bis hin zu historischen Gebrauchsgegenständen aus dem örtlichen Handwerk und Vereinsleben.
„Die interessantesten Stücke sind hier ausgestellt. Mein Dachboden ist auch voll mit Exponaten", berichtet Hermann von seiner Sammelleidenschaft. „Die Arbeit in so einem Museum hört nie auf", erklärt der Kustos, „man hat immer wieder Ideen, wie man etwas verändern oder verbessern könnte."
Exner hat sich in Radstadt verewigt
Eine dieser zahlreichen Ideen wurde nun in die Tat umgesetzt. „Wir haben heuer im Sommer erstmals eine Sonderausstellung, die sich mit dem Schaffen von Erwin Exner auseinandersetzt", freut sich Hermann. Erwin Exner war Maler und Grafiker, der zu Lebzeiten vor allem von Wagrain aus gewirkt hat. In Radstadt hat er sich durch großflächige Fassadengestaltungen an zahlreichen Häusern im Stadtbild verewigt.
Ein Exner-Sgraffito — also eine kunstvolle Fassadendekoration, die durch eine spezielle Putztechnik entsteht — findet man etwa am Hotel Stegerbräu in der Schernbergstraße oder an der Bäckerei Kirchgasser am Stadtplatz. Die Wandmalerei über „die Geschichte der Stadt Radstadt" im Stadtsaal der Gemeinde zählt zu seinen eindrucksvollsten Werken.
Umtriebiger Künstler in Wagrain
Exner wurde in Hartberg in der Steiermark geboren. Für sein Studium zog es ihn an die Akademie der bildenden Künste in Wien. Im August 1939 wurde der damals 23-Jährige in die Wehrmacht eingezogen. In Bleiburg geriet er in englische Kriegsgefangenschaft, konnte aber flüchten. In einem 22 Tage dauernden Marsch zog er in den Nächten über den Lungau und das Tappenkar bis nach Wagrain und Mitterberghütten. Nach dem Krieg quartierte er sich in Wagrain ein, wo er auch seine Frau kennenlernte und sich künstlerisch betätigte.
Ab 1952 steigerte er mit internationalen Studienreisen seine Bekanntheit und den Ertrag seiner Kunst. Vor allem Zeichnungen im Postkartenformat hatten es Exner damals angetan. Zahlreiche Werke aus dieser Zeit, mit Motiven von Florenz über Washington bis San Francisco, können auch in der Sonderausstellung im Schloss Lerchen betrachtet werden. Bis zu seinem Tod im Jahr 1995 leistete Exner tatkräftigen Einsatz für das Wagrainer Ortsleben. So gründete er etwa eine Singgruppe und den Vorgänger des heutigen Kulturvereins "Blaues Fenster". Außerdem initiierte er zahlreiche Veranstaltungen in der Gemeinde und war zehn Jahre lang Obmann des Fremdenverkehrsvereins.
„Hatte immer ein offenes Ohr"
Kustos Rudi Hermann kannte Exner persönlich. „Er war ein Freund meines Vaters", schildert er, „Exner war sozial sehr engagiert und hatte immer ein offenes Ohr für die Leute." Wenn man ihn beispielsweise um ein Postkartenmotiv für ein Geschenk gefragt habe, sei das meist kein Problem gewesen.
So findet man in der Sonderausstellung auch ein Blumen-Bild, das der Künstler einst für Hermanns Tochter angefertigt hat. „Sie durfte ihm damals bei seiner Arbeit zusehen. Das ist schon etwas ganz besonderes", erinnert sich der Kustos.
Blumen-Bouquet für Annemarie Moser-Pröll
Ein weiteres Werk der Sonderausstellung, auf das der Museumsverein besonders stolz ist, ist die großflächige Malerei eines Blumen-Bouquets. „Dieses Bild wurde Annemarie Moser-Pröll beim Empfang in Kleinarl nach ihrem sechsten Gesamtweltcup-Sieg überreicht", weiß Hermann.
Ihre Heimatgemeinde habe das Werk damals bei Exner in Auftrag gegeben. „Das Original hängt jetzt bei uns im Schloss Lerchen", freut sich Hermann. Bis Ende September kann die Sonderausstellung in Radstadt noch besucht werden. Von Mittwoch bis Freitag zwischen 10 und 12 Uhr sowie von 14.30 bis 17 Uhr ist das Museum im Schloss Lerchen geöffnet.
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