Ein Tag mit
VIDEO: Ein Tag in der Allgemeinen Sonderschule St. Johann

Wir kochen Spaghetti! Seppi, Emine, Angelina, Hashmatula, Anna, Elias, Marie, Ece und Florian mit unserer Redakteurin. | Foto: ama
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  • Wir kochen Spaghetti! Seppi, Emine, Angelina, Hashmatula, Anna, Elias, Marie, Ece und Florian mit unserer Redakteurin.
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Das Wort Sonderschule erzeugt bei jedem ein anderes Bild im Kopf, ich durfte den Unterricht einen Tag begleiten.

ST. JOHANN (ama). In eine Sonderschule gehen nur beeinträchtigte Kinder. Dort sind nur schwer erziehbare Kinder. Ich meine Sonderschule muss man erlebt haben. Einen Tag lang durfte ich Schüler aus verschiedenen Klassen der Allgemeinen Sonderschule St. Johann begleiten.

Erste Stunde: Turnen

Ohne eine Idee was mich an diesem Tag erwartet besuchte ich die ASO und gleich morgens ging es mit einem von mir wenig geliebten Fach los: Turnen. Die 1ASO hat dreimal pro Woche mit Paul Schitter in der ersten Stunde Turnunterricht, in dem  sich die acht Schüler austoben. Der Vorteil überschüssige Energie wird schnell abgebaut.

Ich steh im Tor

In der 1ASO sind Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse vertreten. Ich stelle mich beim Hallenhockey ins Tor und werde von Daniel und Simon mit zwei Pucks gleichzeitig beschossen, nicht wirklich fair. Obwohl hier besonders auf Fairness geachtet wird und heute jedes Spiel mit unentschieden endet.

Schüler haben einen Plan

In meiner Schulzeit hieß es noch Freiarbeit, in der 1ASO ist es Wochenplan. Da verschiedene Jahrgänge in einer Klasse sind, hat auch jeder Schüler individuelle Aufgaben zu machen. Muhammet übt Schönschrift, Lorenz Rechtschreibung, Daniel liest und Martin mach Mathe. Ich frage mich wirklich warum diese konzentrierten Schüler hier sind. Direktorin Obermoser erklärt: "Jedes der Kinder trägt ein großes Packerl mit sich, oft sind sie im normalen Schulsystem einfach überfordert."

Schönschreiben kann ich

Während die Schüler ihren Wochenplan abarbeiten sind zwei Lehrkräfte und eine Krankenschwester im Zimmer. Ece braucht die Betreuung von Christa Kaltenbrunner, doch auch andere Schüler bitten sie um Hilfe bei den Aufgaben wenn die beiden Lehrkräfte gerade beschäftigt sind. Ich helfe Muhammet bei der Schreibschrift und Martin bei Mathe. Ich frage die Klassenlehrerin Angela Buchleitner wie sie bei sovielen verschiedenen Aufgaben den Überblick behält: "Ich mache das 15 Jahren, da fällt das schon nicht mehr auf", lacht die Lehrerin.

Klassenwechsel

Nach der großen Pause, ja es ist noch immer die "große Pause", heißt es praktischer Unterricht mit der 3S. Diese Klasse gehört zu den Schulklassen mit besonderem Förderbedarf. Hier ist zusätzlich zur Klassenlehrerin Alexandra Miko die Pflegeassistentin Magret Reschreiter anwesend. Jetzt kann ich wirklich mithelfen, denn wir kochen.

Wir machen Spaghetti

Die Schüler haben am Vortag gemeinsam eingekauft und machen heute Spaghetti Bolognese. Bevor es ans Kochen geht wird besprochen wie man die Spaghetti macht und die Aufgaben verteilt. "Die Schüler sollen hier praktische Fähigkeiten für den Alltag erlernen und zugleich wirtschaftliches Arbeiten", erklärt Obermoser. Florian und Hashmatula erlauben mir ihnen zu helfen, wir sind sicher die weltbesten Zucchinischnipsler. Wer fertig ist, fragt wo er noch helfen kann. Florian verkündet, dass er keine Zucchini mag, doch die Klasse und ich sind uns einig, dass er sie essen wird.

Alltag fordert heraus

Mir ist noch nie so bewusst geworden wie selbstverständliche Dinge für andere so herausfordernd sein können. Umso mehr schätze ich die Arbeit der Lehrkräfte und Betreuer an der ASO. Es macht Spaß mit der Rasselbande zu kochen. Während wir gemeinsam kochen, erzählen mir die Kinder von ihrer Lieblingsmusik, Fußballern, Familien und Schulausflügen. Es ist toll zu sehen wie ein gutes Essen entsteht und die Kinder zusammenarbeiten. Ich darf sogar zum Essen bleiben, Anna hat extra einen Platz für mich reserviert. Gemeinsam lassen wir uns die Spaghetti schmecken, so eine Kochstunde würde ich gerne wieder mitmachen.

Berührungsängste

In meiner letzten Schulstunde begleite ich eine Klasse mit körperlich beeinträchtigten Kindern. Berührungsängste habe anscheinend nur ich, denn sofort kommt Christian auf mich zu und will ein Foto mit der tollen Kamera machen. Gemeinsam mit anderen Klassen wird jetzt gesungen, getanzt und gespielt.

Ganz persönlich

Es fällt sofort auf, dass hier einfach mehr Betreuung notwendig ist. Mehrere Lehrkräfte und Betreuer gestalten den Unterricht gemeinsam. In dieser Stunde findet auch der für mich persönlich herausragendste Moment statt. Sabrina spricht nicht, man wisse nie genau, was in ihr vorgehe erklärt mir Obermoser im Nachhinein. Doch Sabrina hat mich in dieser Stunde auserkoren. Sie sucht den Körperkontakt und bleibt in meiner Nähe. Sogar bei den Tänzen merke ich wie sie etwas mitmacht. Ohne es zu wissen erlebe ich etwas ganz besonderes. Mein Fazit dieses Tages: das "Sonder" in Sonderschule sollte sicher Besonders heißen, denn so fühle ich mich nach meinem Schultag.


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Die Bezirksblätter verbringen regelmäßig "Einen Tag mit" Organisationen, Handwerkern oder außergewöhnlichen Personen. Dabei erleben unsere Redakteure schöne, traurige, eklige aber in jedem Fall spannende Momente.
Foto: Ein Tag mit der Lebenshilfe (ama)

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