Mahnfeuer
Bergbauern befürchten Nachteile in der neuen EU-Agrarpolitik
Bergbauern fürchten angesichts des neuen GAP-Entwurfs um ihre Existenzen. Mit Mahnfeuern fordern sie mehr Geld aus dem europäischen Fördertopf, unter anderem sollen die ersten Hektar doppelt so hoch gefördert werden.
SALZBURG, WERFENWENG. Zahlreiche Mahnfeuer haben Landwirte auf ihren Höfen in ganz Salzburg am Marienfeiertag am 8. Dezember abgebrannt. Sie wollten damit ein Zeichen setzen, dass der neue GAP-Entwurf – es handelt sich um die gemeinsame Agrarpolitik der EU – in der kommenden Periode die berg- und kleinbäuerlichen Existenzen gefährde. Man brauche sichere Einkommen und stellt daher konkrete Forderungen wie beispielsweise eine doppelte Förderung der ersten 20 Hektar, eine doppelte Prämie für Weidehaltung und eine Förderung des abgestuften Wiesenbaus. Das Landwirtschaftsministerium handelt die Details derzeit aus.
Bauern wollen Qualität vor Ort fördern
Auch in Werfenweng brannten Landwirte Mahnfeuer ab, weil sich viele von der neuen Regelung – sie ist noch ein Entwurf – ungerecht behandelt fühlen. Vorderfromm-Bauer Hermann Rainer etwa kommt als Sachverständiger der Hagelversicherung auf sehr viele Salzburger Bauernhöfe: "Ich sehe dort, mit wie viel Herz und Einsatz die Familien ihre kleinen Höfe teilweise unter schwierigsten Bedingungen bewirtschaften. Diese Familienbauernhöfe sind das Rückgrat des ländlichen Raums und auch in Krisenzeiten überlebensfähig“, sagt Rainer. „Durch den Erhalt dieser kleinstrukturierten Landwirtschaft ist sichergestellt, dass die Nahrung in höchster Qualität für die Bevölkerung direkt vor Ort erzeugt wird. Ebenfalls wird dadurch die Offenhaltung der Landschaft und die Erhaltung von Grünland gewährleistet, was wesentlich zum Klimaschutz beiträgt. Deshalb ist es so wichtig, den Fokus bei den Ausgleichszahlungen in der neuen Periode noch viel mehr auf die berg- und kleinbäuerliche Landwirtschaft zu setzen.“
"Es gibt mehr Geld als bisher"
Dass die Salzburger Bergbauern zu den großen Verlierern des neuen Entwurfs zählen würden, kann Salzburgs Landwirtschaftskammer-Präsident Rupert Quehenberger nicht erkennen. "Das Programm ist eine Weiterentwicklung des bestehenden Programmes, die Details stehen aber noch nicht fest. Die größte Veränderung ist: Es muss grüner werden", sagt Quehenberger, der auch betont, dass Österreich seit 25 Jahren den Weg der Nachhaltigkeit und Ökologisierung gehe. "Der Vorschlag des Bundesministeriums wird derzeit diskutiert. Es gibt von jeder Gruppe Wünsche, jeder will bestmöglich bedacht werden. Mit den Ausgleichszahlungen für Berggebiete sehe ich aber keine Schlechterstellung einer Gruppe, weil es in Summe mehr Geld gibt als bisher, wobei ich mir natürlich eine bessere Dotierung des Basissatzes im Allgemeinen gewünscht hätte. Ziel ist es, alle Gruppen so gut zu bedienen wie in der Vergangenheit."
Forderungen nicht realistisch
Die Forderungen der Bergbauern hält Quehenberger für nicht sehr realistisch: "Das Ganze muss ja auch finanziert werden. Die Forderungen wurden vom Ministerium intensiv geprüft und kalkuliert, sie scheitern aber daran, dass damit nicht mehr genug Geld von der EU da wäre. Die Vorgabe aus Brüssel sieht eine Stärkung der ersten Hektar vor, aber nicht in der geforderten Größenordnung, sondern in einem anderen Ausmaß mit Flächenbeschränkungen." Vom Ergebnis erwartet sich Quehenberger, dass jeder Betrieb für die Zukunft eine Perspektive hat – egal ob Bergbauern im Innergebirg oder Bauern im Flachgau. "Es ist eine flächendeckende Bewirtschaftung nötig, das ist die große Herausforderung. Optimistisch stimmt mich, dass sich die Bauern Gedanken machen und intensiv damit auseinandersetzen. Natürlich gibt es Sorgen und Ängste, aber auch Perspektiven."
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