Pflegenotstand
"Ein Landes-Support-Team in der Pflege muss her"
450 Pflegekräfte sollen bis 2024 in Salzburg fehlen und das, obwohl die Ausbildungsplätze massiv steigen. Die SPÖ will daher an der Attraktivität des Berufes arbeiten und schlägt neun Maßnahmen vor. Darunter: Auffrischungskurse für Wiedereinsteiger, Pflegebeauftragte und ein Support-Team, das reagiert, wenn's eng wird.
SALZBURG. 833 Frauen und Männer starten in diesem Schuljahr im Bundesland Salzburg mit einer Pflegeausbildung, weitere 40 zusätzliche Plätze für Pflegekräfte mit Bachelor-Abschluss sind ab März an der Fachhochschule Salzburg vorgesehen.
Jährlich 300 Absolventen mehr als vor zehn Jahren
Schlossen im Jahr 2010 noch 352 Menschen eine Pflegeausbildung in Salzburg ab, waren es im Vorjahr 2020 um über 300 Personen mehr (658). „Die Zunahme bei der Pflegeausbildung gibt Mut in einer Zeit, in der es schwierig ist, den Bedarf an qualifiziertem Personal abzudecken", sagt der zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP).
Mehr Ausbildungsplätze in allen Institutionen
Zukunftsprognosen weisen dennoch auf eine weitere Verschärfung des Personalmangels hin. 450 Fachkräfte sollen bis 2024 in Salzburg fehlen und das, obwohl das Interesse am Pflegeberuf seit der Corona-Krise stark gestiegen sei und die Ausbildungsplätze erhöht wurden.
Salk: Plätze verdoppelt
Die Schule für Gesundheits- und Krankenpflege der Salzburger Landeskliniken konnte den Stand der Auszubildenden in den letzten beiden Jahren beinahe verdoppeln. 2021 haben 130 Personen mit der zweijährigen Ausbildung zur Pflegefachassistenz begonnen.
Doppelte Klassenstärke in Zell am See
In der Gesundheits- und Krankenpflegeschule des Tauernklinikum Zell am See wurde heuer erstmals mit doppelter Klassenstärke begonnen. Zusätzlich sind durch die Kooperation mit der HAK/HAS Zell am See und der Landwirtschaftlichen Fachschule Bruck weitere 22 Ausbildungsplätze besetzt. An der Kardinal Schwarzenberg-Akademie in Schwarzach startete im September der dritte Jahrgang des Bachelor-Studiengangs „Gesundheits- und Krankenpflege“ mit 30 Studierenden. Und seit Anfang Oktober sind 36 angehende Pflegefachassistenten in Ausbildung in Schwarzach.
Und dennoch schreitet der Fachkräftemangel in der Pflege voran.
"Jetzt geht es um die Attraktivierung des Pflegeberufes"
Die Menschen auszubilden, sei das eine, das andere sei es, sie auch langfristig im Beruf zu halten, sagt die Salzburger SPÖ. Und hier gehe es um die Attraktivierung des Pflegeberufes. SPÖ-Sozialsprecherin Landtagsabgeordnete Barbara Thöny und Sabine Gabath, Gemeinderätin, Salk-Betriebsrätin und Diplomierte Krankenpflegerin, haben konkrete Vorschläge für die Attraktivierung des Pflegeberufes formuliert.
Gefordert werden konkret neun Maßnahmen:
- Das Fachkräftestipendienmodell für BerufsumsteigerInnen muss verlängert werden.
- Der Personalschlüssel in Spitälern und Seniorenhäusern muss die Bedürfnisse am Arbeitsplatz abbildenden. Verbindliche Vorgaben gäbe es derzeit nur im Intensiv- und OP-Bereich. Konkret fordert die SPÖ: In Nachtdiensten muss ab 25 belegten Betten eine zweite ausgebildete Pflegekraft des gehobenen Dienstes anwesend sein.
- Rechtsanspruch auf Bezahlung und Freistellung für die gesetzlich vorgeschriebenen 40 bzw. 60 Stunden Fortbildung in den Pflegeberufen.
- Dienstpläne müssen eingehalten werden.
- PflegerInnen sollen während der Ausbildung bezahlt werden – wie bei den PolizistInnen.
- Bundes- und Landespflegebeauftragte sollen etabliert werden – nach deutschem Vorbild, der die Interessen der Mitarbeiter und der zu pflegenden Personen vertritt.
- Supervision während der Dienstzeit für psychische Belastungen, die sich durch den Job ergeben.
- Auffrischungskurse für Wiedereinsteiger in der Pflege.
„Viele Pflegekräfte trauen sich den Wiedereinstieg nicht zu. Als Grund nennen viele, dass sie sich fachlich nicht mehr amStand der Zeit fühlen. In diesen Fällen könnte man mit Auffrischungskursen helfen.“
Sabine Gabath, Gemeinderätin, Salk-Betriebsrätin und Diplomierte Krankenpflegerin
- Ein Landes-Support-Team soll installiert werden (ähnlich dem Covid-Haus in der Privatklinik Wehrle, um die Pflegeeinrichtungen in der Pandemie zu entlasten).
„Auf ein akutes Problem in der Pandemie wurde mit dem Covid-Haus schnell reagiert. Nach diesem Vorbild sollte es ein Landes-Support-Team geben, das schnell einsetzbar ist und einspringt, wenn ein Pflegebetrieb aufgrund des Pflegemangels nicht mehr aufrechterhalten werden kann“,
Sabine Gabath, Gemeinderätin, Salk-Betriebsrätin und Diplomierte Krankenpflegerin
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