Petition #MehrWärFAIR!
Pflege fordert fairen Lohn und mehr Personal

"Eine Entlastung ist dringend notwendig, da die KollegInnen schon seit mehr als einem Jahr weit über die Belastungsgrenze hinaus im Einsatz sind", sagt ÖGB-Landesgeschäftsführerin Gabi Proschofski. | Foto: Symbolfoto: Albin Ritsch
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  • "Eine Entlastung ist dringend notwendig, da die KollegInnen schon seit mehr als einem Jahr weit über die Belastungsgrenze hinaus im Einsatz sind", sagt ÖGB-Landesgeschäftsführerin Gabi Proschofski.
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#MehrWärFAIR! heißt die Petition, die von der Salzburger Landesregierung fordert, die Rahmenbedingungen in der Pflege und Betreuung zu verbessern. 

SALZBURG. Die Salzburger Landesorganisation des Österreichischer Gewerkschaftsbunds (ÖGB) hat mit den für Pflege zuständigen Gewerkschaften sowie mit Betriebsräten und Personalvertretern aus dem Bereich Pflege und Betreuung eine Petition ausgearbeitet. Unter dem Namen #MehrWärFAIR! wird die Landesregierung aufgefordert, notwendige Maßnahmen in die Wege zu leiten, um die Arbeitnehmer im Bereich Pflege und Betreuung zu entlasten. 

"Unzumutbare Situation im Gesundheitsbereich" 

"Eine Entlastung ist dringend notwendig, da die KollegInnen schon seit mehr als einem Jahr weit über die Belastungsgrenze hinaus im Einsatz sind", sagt ÖGB-Landesgeschäftsführerin Gabi Proschofski. "BetriebsrätInnen, PersonalvertreterInnen, Gewerkschaft, ExpertInnen und die Beschäftigten selbst warnen schon lange vor einer unzumutbarenSituation im Gesundheitsbereich." 

Gabi Proschofski, ÖGB-Landesgeschäftsführerin. | Foto: wildbild
  • Gabi Proschofski, ÖGB-Landesgeschäftsführerin.
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Pandemie verschärft die Lage

Mit der COVID-19 Pandemie habe sich die ohnehin angespannte Situation noch weiter verschärft. Die Arbeitnehmer würden schon lange an ihre Grenzen stoßen, heißt es vom ÖGB, was die Versorgung der Patienten gefährde. 

„Das Herunterfahren im ganzen Land war ja deshalb notwendig, weil man Angst davor hatte, dass unser Gesundheitssystem kollabiert. Über Jahre hinweg wurde gespart, statt zu investieren. Drei Mal gab es einen Lockdown, doch die notwendigen Investitionen im Bereich Pflege und Betreuung blieben aus."
Peter Eder, ÖGB-Landesvorsitzender und AK-Präsident

"Land muss Geld bereitstellen"

"Die Landesregierung muss ein umfassendes Maßnahmenpaket durchsetzen und das nötige Geld zur Verfügung stellen, um die ArbeitnehmerInnen im Bereich Pflege und Betreuung zu entlasten und eine gesicherte Versorgung für alle Patienten und Klienten zu garantieren", so Proschofski. 

Konkret wird folgendes von der Landesregierung gefordert:
Fachkräfte-Ausbildung:

  • Mehr Ausbildungsplätze im Bereich Pflege und Betreuung. Bis 2024 wird mit einem Bedarf von 3.040 Pflegekräften gerechnet. Trotz Investitionen in zusätzliche Ausbildungsplätze wird davon ausgegangen, dass 2024 bis zu 880 Pflegekräfte fehlen werden.
  • Bessere Arbeitsbedingungen, um Fachkräfte langfristig im Job zu halten und AussteigerInnen zurückzuholen.
  • Infrastruktur: Geld für Klassenräume und Pflege-PädagogInnen;

Faire Bezahlung:

  • Bezahlte Praktika statt Taschengeld;
  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit unabhängig davon, in welcher Einrichtung man arbeitet. (angepasst an den höchsten derzeit bezahlten Lohn) 
  • Existenzsichernde Deckung des Lebensunterhalts während der Ausbildung;

Mehr Personal:

  • Bedarfsorientierte Personalbemessung, die der Alltagsrealität gerecht wird;
  • Ausreichend Personal in allen Bereichen – Tag und Nacht;
  • Verlässliche Arbeitszeiten und ausreichende Ruhephasen;

"In dieser Petition gibt es keine Forderung, die das Land nicht direkt selbst umsetzen könnte, wenn der Wille vorhanden ist", sagt ÖGB-Landesgeschäftsführerin Gabi Proschofski. 

>>HIER<< gehts zur Petition.

Stimmen aus der Salzburger Pflege:

Christian Freisinger, Betriebsratsvorsitzender im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder: „Wir brauchen mehr Personal und dafür braucht es eine neue Berechnungsmethode, wenn wir alle Leistungen abdecken wollen, die abgebildet sind. Da muss beispielsweise auch mal ein Patientengespräch miteinberechnet werden, weil PatientInnen das brauchen und es ja nicht nur um eine reine Versorgungsleistung geht. Aber wie soll das funktionieren, wenn man z.B. im Nachtdienst alleine für 32 Betten verantwortlich ist?“

"Personalmangel führt zu Mehr- und Überstunden

Den Mangel an Pflegepersonal beklagt auch Waltraud Schmidt, Zentralbetriebsrätin im Tauernklinikum. „Wir haben zu wenig Personal, was insbesondere im letzten Jahr ein sehr großes Problem war. Deshalb mussten auch so viele Mehr- und Überstunden geleistet werden.“, berichtet Schmidt.

"Ausbildung muss bezahlt werden"

Den dringenden Personalbedarf sieht auch SALK-Zentralbetriebsrätin Sabine Gabath gegeben. „Seit Jahren steuern wir bewusst auf einen gravierenden Pflegekräftemangel hin. Damit sich junge Menschen für diesen Beruf entscheiden können ist eine bezahlte Ausbildung unumgänglich. Taschengeldzahlungen setzen ein vermögendes Elternhaus voraus. Dies ist in der Realität nicht mehr machbar. Daher erlernen viele interessierte junge Menschen dann einen anderen Beruf. Einen, der ihren Lebensunterhalt finanziert."

„Die KollegInnen aus den Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen berichten uns, dass viele weit über ihre Belastungsgrenze hinaus im Einsatz waren. Hinzu kommt die Angst, sich selbst oder andere mit dem Virus anzustecken und auch die zusätzliche Belastung durch die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen, die den Arbeitsalltag erschweren.“
Peter Eder, ÖGB-Landesvorsitzender und AK-Präsident

ÖGB-Landesvorsitzender und AK-Präsident Peter Eder | Foto: AK/Neumayr
  • ÖGB-Landesvorsitzender und AK-Präsident Peter Eder
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"Wo bleibt der Lohn für unsere Leistung?"

Dass die Pandemie die Lage weiter erschwert hat, bestätigen auch die Betriebsräte: Christian Freisinger, Betriebsratsvorsitzender im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder kann sich gut erinnern, welche neuen Herausforderungen das letzte Jahr geprägt haben: „Besonders schwierig war, dass sich die Lage oft innerhalb von wenigen Stunden um 180 Grad gedreht hat und dann hat Personal gefehlt. Für das Personal ja auch eine Herausforderung. Als Kontaktperson 2 darf man arbeiten gehen aber z.B. keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Dann musst du schauen, wie du in die Firma kommst. Von jenen, die auch noch Kinderbetreuungspflichten haben gar nicht erst zu reden“, berichtet Freisinger und ergänzt: „Da wird immer wieder gepredigt, dass sich Leistung lohnen muss. Wo bleibt dann der Lohn für unsere Leistung?“

"Besonders verletzend fand ich die Applausminuten für die Pflegeberufe" 

Die sich ständig kurzfristige Änderung der Gesetzeslage war und ist auch in den Augen von Sabine Gabath eines der größten Probleme. „Nichts ist mehr planbar“, fasst Gabath. „Als besonders verletzend empfand ich um 18 Uhr die Applausminuten für die Pflegeberufe. Gebracht hat es uns nichts. Sobald das Schlimmste vorbei ist, wird die Pflege im Akut und Langzeitbereich wieder ohne Rücksicht auf ausgebrannte und erkrankte MitarbeiterInnen ausgebeutet – mit dem Hinweis auf Pandemie, hier sind alle Arbeitszeitschutzgesetze außer Kraft gesetzt.“

Schutzausrüstung als eine der größten Herausforderungen 

Für Waltraud Schmidt waren die zusätzlichen Schutzmaßnahmen für das Personal einer der größten Herausforderungen. „Zu Beginn war es schon mal schwierig, überhaupt ausreichend Schutzkleidung für das gesamte Personal zu erhalten“, erinnert sich Schmidt. „Bis heute ist die Schutzausrüstung auch eine der größten Herausforderungen für das Personal. Durch die zusätzliche Schutzkleidung ist der Arbeitsalltag der PflegerInnen erschwert.“
 
>>HIER<< gehts zur Petition.

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