Hygiene bei Kindern: Wie viel wirklich notwendig ist

Putzmittel müssen nicht den Zusatz "antibakteriell" haben – normale reichen im Haushalt völlig aus. | Foto: oksun70/Fotolia
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BEZIRK. Vor allem im Haushalt stellt sich immer wieder die Frage, wie viel Hygiene notwendig ist. Putzmittel mit dem Zusatz “antibakteriell” oder “desinfizierend” werden beworben und es wird suggeriert, dass eine möglichst keimfreie Umgebung die Gesundheit fördern würde. "Normale Putzmittel reichen im Haushalt aber völlig aus, um ausreichende Sauberkeit zu gewährleisten", weiß Andreas Wimmer, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. Er verweist auf die Hygiene-Hypothese. Diese gehe davon aus, dass das menschliche Immunsystem in zivilisierten Ländern nicht mehr genug „gefordert“ werde: "Die zunehmend sauberen und keimfreien Lebensbedingungen bieten insbesondere dem kindlichen Immunsystem, das noch in der Entwicklung ist, nicht mehr genug Anreiz durch Bakterien, Viren oder Parasiten. Deshalb kommt es immer häufiger vor, dass das Immunsystem in Ermangelung tatsächlicher Feinde eine allergische Reaktion auf eigentlich harmlose Substanzen wie Blütenpollen, Hausstaub oder verschiedene Nahrungsmittel entwickelt", so der Experte.

Kinder am Bauernhof

Belegt werde die Hygiene-Hypothese unter anderem durch die Bauernhof-Kinder-Studie: Bei Kindern, die auf einem Bauernhof aufwachsen, ist das Risiko für Heuschnupfen und Asthma nur halb so groß wie bei Kindern, die in der Stadt aufwachsen. In einer Studie an 3500 Kindern konnten die Forscher anhand von speziellen Botenstoffen (Zytokinen) nachweisen, dass das Immunsystem der auf einem Bauernhof aufgewachsenen Kinder auf besondere Weise trainiert wird. Wenn Kinder ständig mit Keimen konfrontiert werden, wird das Immunsystem toleranter, es gewöhnt sich an harmlose Bakterien. In der Folge kommt es auch beim Kontakt mit häufigen Allergenen, wie Pollen nicht zu einer überschießenden Immunreaktion des Körpers und Symptome wie nässende Augen und juckende Nasen treten nicht auf.

In einer niederösterreichischen Studie die 2011 an 10.000 Schülern der 1. Schulstufe durchgeführt wurde, ergab sich, dass 4,7 Prozent der Kinder an Asthma erkrankt sind, an Heuschnupfen leiden 4,3 Prozent und an Neurodermitis 11,7 Prozent. Mehrere Studien zeigen aber auch, dass es in den letzten Jahren zu keinem weiteren Anstieg dieser Erkrankungen gekommen ist.

"Zusammenfassend kann man sagen, dass eine übertriebene Hygiene bei gesunden Kindern nicht notwendig ist. Die Übertragung von Krankheiten wie zum Beispiel bei Durchfall muss aber sehr wohl mit Hygienemaßnahmen unterbunden werden. Und Infektionskrankheiten müssen mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden", so Wimmer.

Putzmittel müssen nicht den Zusatz "antibakteriell" haben – normale reichen im Haushalt völlig aus. | Foto: oksun70/Fotolia
Andreas Wimmer, Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde am Rieder Krankenhaus. | Foto: KH BHS Ried/Hirnschrodt
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