Xiling Ried
"Die Modeindustrie: Einer der größten Umweltverschmutzer"

"Wer also allein schon etwas für das Klima, die Natur machen möchte, sollte bei seinem Einkauf bewusster agieren", so Binder. | Foto: Binder
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  • "Wer also allein schon etwas für das Klima, die Natur machen möchte, sollte bei seinem Einkauf bewusster agieren", so Binder.
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Zur Woche der Entwicklungszusammenarbeit erzählt Janna Binder in einem Interview mit der BezirksRundSchau von ihrem Bekleidungsgeschäft Xiling Fair Fashion in Ried.

Was zeichnet fair produzierte Kleidung aus?
Dass die Menschen, die die Kleidung produzieren faire Löhne bekommen. Und sichere Arbeitsbedingungen haben: Zum einem was Kündigungsschutz et cetera betrifft, aber auch die tatsächliche Sicherheit am Arbeitsplatz. Ein schreckliches Beispiel diesbezüglich war der verheerende Vorfall Rana Plaza. Weiters geht es auch darum, medizinische Versorgung sowie Kinderbetreuung und Ausbildung und so weiter zu gewährleisten.

Wie kann die Kundschaft fair produzierte Kleidung erkennen?
Es gibt im Dschungel der Zertifikate circa zehn Zertifikate, denen vertraut werden kann. Das wohl bekannteste ist das GOTS-Zertifikat. Ein weiteres sehr wichtiges ist das Fair Wear Foundation-Zertifikat. Eines der strengsten ist das IVN Best Zertifikat. Ein anderer Aspekt ist, dass sich viele kleine Labels die oft sehr teuren Zertifizierungen nicht leisten können. Dabei sind sie oft mindestens genau so, wenn nicht sogar noch nachhaltiger, als ein großes Label mit Zertifikat. Meine Empfehlung ist daher, auf die gewissen Zertifikate zu achten und individuell mit Hausverstand die kleinen Labels zu beurteilen. Vorsichtiger wäre ich bei Zertifikaten die Labels selber gegründet haben und damit ihre Ware auszeichnen.

Woher kommt die Kleidung in Ihrem Laden?
Die Labels aus unserem Sortiment sind alle aus Europa. Zu 75 Prozent aus Deutschland. Produziert wird zum Großteil in Europa. Der Rest produziert ganz transparent und unter zertifizierten, fairen Bedingungen in China.

"Es gibt im Dschungel der Zertifikate circa zehn Zertifikate, denen vertraut werden kann", erklärt Binder. | Foto: Binder
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Stimmt Preis und Leistung für fair produzierte Kleidungsstücke zusammen?
Auf jeden Fall. Jede oder jeder der sich schon mal selbst etwas genäht hat, weiß wie viel Arbeit dahintersteckt. Alleine die Kosten eines guten Stoffes sind oft höher als so manches Shirt als Ganzes kostet. Ebenso wie sich jeder vorstellen kann, dass sich bei T-Shirt Preisen von fünf Euro keine fairen Löhne für die Arbeiterinnen ausgehen können. Leider hat in den letzten Jahren die konventionelle Modeindustrie das Preisverständnis sehr verändert. Das hat viele Auswirkungen auf uns und die Umwelt. Beispielsweise liegen dadurch viel mehr Fehlkäufe im Kasten und landen in weiterer Folge auf dem Müll. Meiner Erfahrung nach wird auf Kleidungsstücke, die „mehr“ gekostet haben, besser geachtet. Dies beinhaltet auch wieder mehrere Faktoren wie zum Beispiel, dass eindringlicher überlegt wird: Brauche ich das Teil oder nicht. Durch diesen Prozess schätzt man das Teil umso mehr und oftmals werden diese zu Lieblingsstücken die sorgsamer behandelt werden und dadurch länger in der Garderobe zu finden sind.

Warum sollte man sich dazu entscheiden, faire Kleidung zu kaufen?
Die Modeindustrie ist einer der größten Umweltverschmutzer überhaupt. Wer also allein schon etwas für das Klima, die Natur machen möchte, sollte bei seinem Einkauf bewusster agieren. Weiters ist die faire Entlohnung der Textilarbeiterinnen ein absolutes Muss. Darüber hinaus geht es aber auch um die persönliche Gesundheit. Die Haut ist unser größtes Atmungsorgan. Darum sollten wir auch darauf achten, dass unsere Kleidung frei von Schadstoffen, Schwermetallen und Pestiziden ist.

Erkennen Sie einen Trend zum Einkaufen von fair hergestellter Kleidung?
Zum Glück ja. Wir sind zwar immer noch eine Nische, aber das Interesse an Fair Fashion wächst. Der Klimawandel als auch die Pandemie haben, meiner Wahrnehmung nach, noch mehr Menschen zu einem bewussteren Konsum angeregt.

Was ist Ihr Zugang zu dem Thema „fair produzierte Kleidung“? 
Mir wurde dieses Thema sozusagen in die Wiege gelegt. Denn unser Store in Linz ist vor nun fast 40 Jahren von meiner Mutter gemeinsam mit meiner Oma gegründet worden. Meiner Mutter war es von Anfang an wichtig, unseren Kundinnen und Kunden Kleidung anbieten zu können, hinter der sie beziehungsweise wir auch zu 100 Prozent stehen können. Dafür muss die Ware fair produziert, aus Naturmaterialien und darüber hinaus natürlich schön und bequem sein. Mittlerweile habe ich das Unternehmen vor zwei Jahren übernommen. Vor einem Jahr haben wir unseren zweiten Store in der Gießerei/Haus der Nachhaltigkeit in Ried im Innkreis eröffnet. In beiden Läden gibt es von der Unterhose bis zum Wintermantel ausschließlich Fair Fashion für Damen und Herren.

Wie oft darf man neue Kleidung kaufen, auch wenn sie fair ist? – Damit man nicht nur fair, sondern auch nachhaltig agiert.
Da liegt natürlich die Krux begraben, da wir natürlich auch um unser Überleben bemüht sind und Umsätze brauchen, um unsere faire Mode anbieten zu können. Dennoch empfehlen mein Team und ich immer einen bewussten Konsum. Ein Credo meiner Oma, welches mir dabei immer in den Sinn kommt ist: "weniger, dafür was gscheit's“ – und daran halten wir uns!

Machen Sie Aktionen zur Woche der Entwicklungszusammenarbeit (7. bis 13. November)?
Ja, in dieser Woche veranstalten wir am 11. November um 18.30 Uhr eine Lesung mit Nunu Kaller. Sie ist Aktivistin, Autorin und Konsumkritikerin. Mittlerweile hat sie ihr zweites Buch: "Kauf mich – Auf der Suche nach gutem Konsum" geschrieben und wird daraus vorlesen. Weiters wird sie auf Fair Fashion, Greenwashing und andere Themen eingehen und aus ihrem breiten Erfahrungsschatz berichten.

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