Hausmittel
Heilpflanzen sind "hervorragend für kleinere Wehwechen"

- Um Erkältungen vorzubeugen und das Immunsystem zu stärken, sollte man viele Vitamine auf den Tisch bringen.
- Foto: Müller
- hochgeladen von Nina Meißl
Nicht immer muss man gleich zu Tabletten greifen. Welche Hausmittel aus heimischen Heilpflanzen sich hervorragend zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen und grippalen Infekten eignen, erklärt Expertin Waltraud Müller aus Klaffer.
KLAFFER, BEZIRK. "Heilpflanzen sind teilweise sehr wirksam und voller Wirkstoffe. Sie bilden nicht umsonst die Grundlage unserer modernen Medikamente", weiß Waltraud Müller. Die Klaffeggerin ist Kräuterpädagogin und Heilpflanzenpraktikerin nach Hildegard von Bingen und bewirschaftet mit ihrem Mann gemeinsam einen Biohof mit Waldgarten. Heimische Kräuter, die man etwa bei Erkältungen und grippalen Infekten einsetzen kann, gäbe es etwa so viele, dass man gleich "ein ganzes Buch damit füllen könnte", so Müller.
Hausmittel gegen Schnupfen, Husten und Co
Die Expertin etwa setzt sich selbst jedes Jahr einen sogenannten "Anti"-Essig an. "Dieser wirkt antibakteriell, antiviral und antifungid. Ich nehme dafür Kapuzinerkresse, Kren und Knoblauch und lege sie in guten Weinessig ein. Diesen Auszug kann man aufgespritzt mit Wasser vorbeugend und im Akutfall trinken, aber auch als Salatmarinade oder Würze verwenden." Bei Husten hat sich laut Müller Wermutöl nach Hildegard von Bingen gut bewährt. Damit reibt man sich die Brust und den Rücken gut ein. Auch eine Suppe oder ein Tee aus dem bitteren Andornkraut wirken gut gegen Husten, genau wie Thymian und Spitzwegerich als Tee oder der altbewährte Fichtenwipferlsaft. Bei verstopfter Nase empfiehlt die Expertin, verschiedene Kräuter zu verräuchern und den Rauch durch die Nase einzuziehen. Auch Nasenduchen mit einer leichten Salzlösung sind empfehlenswert, "übrigens auch für Pollenallergiker", so Müller. Ist schon Fieber im Spiel kann ab und zu eine Prise Meisterwurz helfen. Nicht heimisch, aber sehr wirkungsvoll bei Erkältungen, sind auch Ingwer und Kurkuma.
Vorbeugen ist besser als behandeln
"Das ist nur ein kleiner Auszug aus den Möglichkeiten, die uns aus der Heilpflanzenapotheke zur Verfügung stehen", sagt die Biobäuerin und Kräuterexpertin, die auch als Naturvermittlerin im Europaschutzgebiet Böhmerwald und Mühltäler und im Bio Heilkräutergarten Klaffer am Hochficht aktiv ist. Noch besser, als die Hausmittel zur Behandlung zu nutzen, sei es jedoch, diese zur Vorbeugung zu verwenden, damit es gar nicht erst zu einer schweren Infektion kommt. Zur generellen Stärkung des Immunsystems und zur regelmäßigen Entgiftung beziehungsweise zur Stärkung der Entgiftungsorgane macht Müller etwa im Herbst gerne eine Bärwurz-Birnhonig-Kur nach Hildegard von Bingen. Auch Kneippanwendungen wie Wechselgüsse können hilfreich sein.
Wärmende Immunbooster
Auch solle man darauf achten, dass der Körper und der Magen warm bleiben: "Das können wir mit wärmenden Gewürzen unterstützen wie Zimt, Nelken, Muskatnuss, Galgant, Ingwer, Kurkuma. Diese kann man beim Kochen verwenden oder einen Gewürztee zubereiten. Auch in warmem Apfelsaft schmecken sie sehr gut." Ein besonderer Immunbooster ist der Kurkumatee mit Zitrone am Morgen. Dafür nimmt man einen halben Teelöffel Kurkumapulver oder mehr und gießt das mit heißem Wasser auf. Dazu kommen der Saft einer Zitrone und eine Prise frisch gemahlener Pfeffer. Wenn der Tee etwas abgekühlt ist, guten Biohonig einrühren und trinken. Ein paar Tropfen Obers oder Leinöl können die Wirkung noch verstärken. Im Winter gibt Müller noch eine kräftige Prise Zimt dazu.
Vitamine auf den Tisch bringen
Ansonsten rät die Klaffeggerin, immer zu schauen, dass genügend Vitamine auf den Tisch kommen: "Solange man noch ein paar frische Wildkräuter im Garten ernten kann, sollte man seine Mahlzeiten mit frischen Kräutern aufwerten. Oder man zieht sich am Fensterbankerl Keimsprossen. Alle jungen und frischen Pflanzenteile sind voller Grünkraft und stärken unsere Selbstheilungskräfte." Generell rät Müller, Kräuter im eigenen Garten zu sammeln, denn hier "weiß man, dass alles passt". Ist das nicht möglich, kann man Kräuter auf Biowiesen sammeln (vorher fragen!) sowie an Orten, wo keine Verunreinigung, etwa durch Hundekot, zu befürchten ist. Mitnehmen sollte man nur, was man mit Sicherheit kennt und was man auch wirklich braucht: "Zuerst überlegen, was man damit machen will und wieviel man braucht."
Rasch verarbeiten und gut beschriften
Nach dem Sammeln sollte man die Kräuter sofort verarbeiten, damit sie ihre Wirkung nicht verlieren oder sich gar Schimmel bilden kann. Wichtig ist auch die Beschriftung der fertigen Erzeugnisse mit Namen und Datum, damit es zu keiner Verwechslungen kommt bei der Anwendung. Salben und Ölauszüge können außerdem bei zu langer Lagerung verderben. Nur alkoholische Tinkturen oder Pflanzenauszüge in Essig oder Sole sind fast unbegrenzt haltbar.
"Wirkung nicht unterschätzen"
Generell rät Müller, die Wirkung von Heilpflanzen nicht zu unterschätzen: "Hausmittel aus Heilpflanzen eigenen sich hervorragend für kleinere Wehwechen, Verletzungen und Erkältungen. Sie ersetzen aber keinesfalls den Weg zum Arzt und eine gute Diagnose bildet die Grundlage für die Heilpflanzenanwendungen. Auch können pflanzliche Heilmittel Nebenwirkungen hervorrufen oder Unverträglich mit Medikamenten sein. Am besten sollte man eine Anwendung daher mit dem behandelnden Arzt besprechen."
Für Vorträge und Kräuterwanderungen in der Region steht Waltraud Müller gerne auf Anfrage zur Verfügung: 0676/884329302. Mehr Infos zur Gabreta Silva Naturschule in Klaffer gibt's auch auf facebook.com/Hortus.Gabretasilva.boehmerwaldgarten
Müller bietet auch Wanderungen im Rahmen des Naturschauspiels an. Infos zu den Angeboten 2022 gibt es auf naturschauspiel.at



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.