Preis bei Literaturwettbewerb für Springer
HASLACH, VILLACH (hed). Mit dem dritten Preis wurde Martin Springer beim österreichweiten Literaturwettbewerb des MKV (Mittelschüler- Kartell- Verbandes) ausgezeichnet. Der Wettbewerb hatte das Thema Vertrauen zum Inhalt. Die hochkarätig besetzte Jury mit Karlheinz Töchterle, Peter Hofbauer, Martin Haidinger, Raimund Lang und Gerhard Tötschinger bedachte Martin Springers Kurzgeschichte „Helga und Hans“ mit der Bronzemedaille. Kartellphilistersenior Herwig Hadwiger überreichte die Preise bei einem Festakt im Rahmen des Pennälertages in der Stadthalle Villach. Der dritte Preis war mit 600 Euro dotiert. Mit dem ersten Preis wurde der Innsbrucker Hansjörg Plötz, ausgezeichnet, der zweite Preis ging an Gerhard Neubauer aus Graz.
Die Kurzgeschichte „Helga und Hans“ (Autor: Martin Springer, Haslach)
Helga und Hans
Seine Füße baumelten über dem Abgrund und er weinte. Tränen der Verzweiflung. Trostlose Gedanken schnürten ihm die Kehle zu, erstickende Beklemmung drückte seine Brust ins Innere seines Körpers.
Wahrheit? Offenheit? Liebe? Treue? Was ist das?
Ausgeliefert hatte er sich, seine geheimsten Gefühle hatte er offen gelegt.
Verletzung, unfassbare Verletzung spürte er.
Hans, warum gerade du? Warum mit Helga? Durchgebrannt!
Auch seine Sicherungen – durchgebrannt! Erzürnt, rasend, zerstörerisch, selbstzerstörerisch? Vor allem ratlos.
Alle Tugenden sinnlos! Verworrene Gedanken hatten sich seiner bemächtigt.
Er hatte den Glauben an alle Werte dieser Welt verloren.
Alles, an das er geglaubt hatte, alles nur Chaos. Ehrlichkeit, Freundschaft.
Er hatte keine Geheimnisse gehabt vor Hans, seinem besten Freund. Er hatte keine Geheimnisse vor Helga, seiner Frau.
Beiden hatte er restlos vertraut, beiden sich anvertraut. Sich geöffnet, nicht bedenkend, dass er dadurch so verletzbar sein werde.
Und nun? Verlassen, erniedrigt, gedemütigt und, und, und.
Sie waren sein Vertrauen nicht wert, niemals wert gewesen. Wut und Verbitterung mischten sich mit Verzweiflung.
Nur ein paar Zentimeter trennten ihn vom Abschied.
Aus mit Vertrauen! Was soll ein Körper ohne Herz, ohne Seele?
Nur ein paar Zentimeter und das Vertrauen in sich selbst hätte dann auch keine Bedeutung mehr.
Wollte er das, sich selbst seines eigenen Vertrauens berauben?
Wem könnte er noch vertrauen, wenn nicht sich?
Sein Selbstvertrauen wollte er nicht auch noch verlieren.
Damit wäre er um keinen Deut besser als diese charakterlosen Vertrauensbrecher! Den Glauben an Vertrauen hatten sie ihm genommen. Den Glauben an sich selbst sollte ihm niemand nehmen. Niemand!
Wut und Verbitterung steigerten sich. Zorn überlagerte Verzweiflung und Selbstbedauern.
Ein sonderbares Gefühl von Entrücktheit keimte in ihm auf. Er fühlte, als säße er neben sich und betrachte sich selbst von außen.
In diesem Moment vermochte er das Schweigen des Universums zu hören, unendliche Stille umfing ihn.
Seine Füße baumelten über dem Abgrund, er weinte nicht mehr.
Und er stand auf und lebte.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.