Maikäfer breiten sich im Bezirk aus
Früher als in den vergangenen Jahren kam es heuer im Bezirk zur Maikäferinvasion. Große Schäden drohen.
BEZIRK (hed). „Es gibt keine Maikäfer mehr“, sang Reinhard Mey in den 70er Jahren. Im Bezirk ist derzeit im Gemeindegebiet von Pfarrkirchen, Neustift und Oberkappel das Gegenteil der Fall. Dort gibt es im heurigen Maikäferflugjahr (Maikäfer fliegen alle drei bis vier Jahre) wieder ein Massenauftreten.
Plage für die Bauern
„Die Plage hat vor neun Jahren begonnen", berichtet Georg Ecker, Obmann der Bezirksbauernkammer Rohrbach: „Heuer hat sich der Käfer ostwärts gearbeitet. So sind auch die Gemeinden Ulrichsberg und Aigen-Schlägl sehr stark betroffen.“ Die Käferlarven fressen bis zur neuerlichen Verpuppung Graswurzeln. „Wir befürchten erneut katastrophale Schäden in den betroffenen Gebieten“, sagt Ecker. Der Grünlandexperte der Landwirtschaftskammer, Peter Frühwirth, bestätigt die Ausbreitung des Käfers nach Osten. Was heuer noch auffällt: Das Flugjahr begann wieder sehr früh. „Das ist augenscheinlich eine Folge der Klimaerwärmung. Höhere Temperaturen und Trockenheit im Frühling lassen die Käfer früher fliegen. Er wird immer mehr zum ,Aprilkäfer“, weiß Insektenexperte Fritz Gusenleitner vom OÖ. Landesmuseum. Warum der Bezirk Rohrbach zu den „Hot Spots“ gehört, erklärt Frühwirth: "Die leichten Urgesteinsmehlböden des Mühlviertel trocknen rasch aus und strahlen durch den geringeren Bewuchs mehr Wärme ab."
"Das ist optimal für die Maikäferlarven. Sie legen überdies die Eier bevorzugt dort ab, wo sie selbst geschlüpft sind, was ein Massenauftreten in diesen Regionen begünstigt.“ Die versuchsweise Bekämpfung der Larven mit Pilzgerste im Bezirk hat man wieder eingestellt. „Bei uns ist das aufgrund der größeren Gründlandflächen zu teuer und aufwendig, um alle Flächen wirksam abzudecken“, sagt Bezirksbauernkammer-Obmann Ecker.
Nur die Kreiselegge bringt's
Im Bezirk Rohrbach bleibt zur Larvenbekämpfung nur die Behandlung mit der Kreiselegge mit folgender Grünlandsanierung. „Die freigelegten Käferlarven trocken an der Oberfläche aus. Überdies vertragen sie das UV-Licht schlecht“, erklärt Frühwirth die Wirksamkeit. Für die nächsten 15 Jahre rechnet Frühwirth mit einem weiter verstärkten Auftreten der Käfer in betroffenen Regionen. Er hat zum Thema ein Buch geschrieben (siehe "Zur Sache" rechts). Das jetzige vermehrte Auftreten hätte es schon in den 50er bis 70er Jahren und vorher gegeben. „Da kann man so geschichtliche Großzyklen von 25 bis 40 Jahren mit Massenauftreten feststellen“, erläutert er. Dann dürfte es wieder zurückgehen.
Zur Sache
• Der Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer: Es gibt drei Arten in Österreich.
• Die Larven des Feldmaikäfers findet man in Feldern, auf Wiesen und in Gärten. Aus rund 30 Zentimeter tief im Boden abgelegten Eiern schlüpfen nach einem Monat die typischen Blatthornkäferlarven „Engerlinge“, die sich von Pflanzenwurzeln ernähren.
• Aus den Engerlingen entwickeln sich alle drei bis vier Jahre erwachsene Käfer.
• Dieser überwintert im schützenden Boden und kriecht im Frühjahr hervor, um sich von Baumtrieben zu ernähren. Nach der Paarung sterben die Männchen. Die Weibchen legen bevorzugt dort, wo sie aus dem Boden geschlüpft sind, wieder ihre Eier ab.
• Peter Frühwirth hat das 88 Seiten starke Handbuch: „Grünlandwirtschaft mit dem Engerling“ geschrieben. Zu beziehen ist es bei der Landwirtschaftskammer Linz.
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