„Die Natur ist unser Kapital, wir müssen sie erhalten“
Bürgermeisterin Regina Houšková aus Heuraffl setzt auf Ökotourismus
Die 56-jährige Regina Houšková ist seit neun Jahren Bürgermeisterin der Gemeinde Heuraffl (Prední Výton) in Tschechien. Die BezirksRundschau sprach mit ihr über Nachbarschaftsbeziehungen, Tourismusprojekte und Atomenergie.
BezirksRundschau: Frau Houšková, ihre Gemeinde ist mit 200 Einwohnern eine kleine Gemeinde im Grenzbereich zu Österreich. Bis 1989 war der Ort im Süden abgetrennt. Was hat sich seit der Öffnung geändert?
Regina Houšková: Sehr viel. Man kann das Gebiet jetzt besuchen, es gibt seither viel Fremdenverkehr. Die Bevölkerungszahl ist aber um 100 Personen zurückgegangen, da militärische Einrichtungen weggekommen sind und ebenso Arbeiter in den Kolchosen.
BezirksRundschau: Gibt es Kontakte mit Nachbargemeinden in Österreich?
Houšková: Gleich nach der Wende haben die damaligen Bürgermeister Fritz Winkler und Jan Stoiber eine Partnerschaft mit der Gemeinde Schönegg begonnen, die sich sehr gut gehalten hat. Heute gibt es Treffen der Feuerwehren, aber auch viele private Freundschaften. Wir haben ein gutes, herzliches Verhältnis zu den Nachbargemeinden. Es muss nicht immer künstlich etwas geschaffen werden.
BezirksRundschau: Worauf sind Sie in Ihrer Gemeinde stolz?
Houšková: : Ich bin stolz, dass ich hier Bürgermeisterin sein darf. Es freut mich auch, dass unsere Gemeinde mit Kläranlagen gut erschlossen ist. Auch auf unser vorbildliches Mülltrennsystem, wofür wir ausgezeichnet wurden, bin ich stolz.
BezirksRundschau: Ist Abwanderung in Ihrer Gemeinde ein Problem?
Houšková: Ja, junge Leute bleiben in den Städten. Das hängt mit dem Arbeitsangebot zusammen, es fehlt die Vielfalt. In der Pension kehren viele Leute zurück.
BezirksRundschau: 90 Prozent der Gesamtfläche in der Gemeinde sind Naturschutzgebiet. Wie weit wird dies touristisch genutzt, auch im Hinblick auf Ökotourismus?
Houšková: Unsere Chance liegt im sanften Tourismus. Die Natur ist unser Kapital, die müssen wir erhalten und damit können wir auch arbeiten. Wir wollen keine großen Hotels und keinen weiteren touristischen Ausbau, sonst geht die Ruhe verloren und die schätzen unsere Gäste. Wir richten uns nach den Gegebenheiten, die die Landschaft bietet. Im Sommer haben wir viele Radfahrer, Wanderer und Badegäste am Stausee. Im Winter kommen Gäste zum Eis- und Langlaufen.
BezirksRundschau: : Wie schätzen Sie die touristische Situation rund um den Moldaustausee ein und wie stehen Sie gegenüber der Errichtung einer Skischaukel auf den Hochficht?
Houšková: Ich glaube das Ausbaupotential ist erschöpft. Eine Chance ist der Ausbau der Schifffahrt und die Verbesserung der Infrastruktur. Zum Skifahren gibt es gute Angebote in Lipno und am Sternstein, für Tagesfahrten werden Busfahrten auf den Hochficht angeboten. Ich könnte mir aber eine Erschließungsseilbahn auf den Hochficht vorstellen. Bei der Errichtung eines Skigebietes wäre ich aber nicht so optimistisch, da bei uns die Flächen dafür fehlen.
BezirksRundschau: In unserer Region gibt es Ängste vor einem Störfall im Kraftwerk in Temelin. Wie stehen Sie zur Atomenergie?
Houšková: : Ich bin keine Atomgegnerin und habe keine Angst vor Temelin. Wir haben wenig Alternativen, da unsere Wasserkraft nicht ausreicht und Kohlekraftwerke sehr schlimm sind. Ich bin aber gegen den weiteren Ausbau von Temelin, nur um Strom zu exportieren.
BezirksRundschau: Im Grenzbereich zu Österreich soll ein atomares Endlager entstehen. Was wissen sie davon?
Houšková: Mit uns hat darüber niemand gesprochen. Ich habe auch nur die Informationen aus der Presse. Es werden fünf bis sechs Plätze diskutiert, drei davon sollen in Südböhmen sein.
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