Regionalitätspreis 2021
Diese Arztpraxis kommt auf vier Rädern

- Den "Virgilbus" hat Sebastian Huber 2014 initiiert, um für Menschen in Not eine medizinische Basisversorgung anzubieten.
- Foto: Caritas Salzburg/Mike Vogl
- hochgeladen von Lisa Gold
Der Regionalitätspreis in der Kategorie "Gesundheit und Lebensqualität" geht an den "Virgilbus".
SALZBURG. Für viele ist der "Virgilbus" eine Art "Ersthelfer auf vier Rädern", der seit mittlerweile sieben Jahren jeden Sonntag im Stadtgebiet unterwegs ist, um obdachlosen und nicht versicherten Menschen eine medizinische Versorgung zu bieten. Und das möglichst niederschwellig.
Ein "Ersthelfer" für Menschen in Not
Initiiert wurde der Virgilbus von Sebastian Huber, Zweiter Landtagspräsident und selbst Internist, mit dem Leitgedanken, Menschen ohne Versicherung und jenen, die aus den unterschiedlichsten Gründen eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus nicht aufsuchen können oder wollen, einen niederschwelligen Zugang zu gesundheitlicher Grundversorgung in Notsituationen zu ermöglichen. "Manche scheuen sich einfach davor, eine Arztpraxis aufzusuchen, wenn sie krank sind oder Schmerzen haben. Für sie ist der Virgilbus die einzige Möglichkeit, eine medizinische Behandlung zu erhalten. Wir verstehen uns als ‚Ersthelfer’ – für Behandlungen über einen längeren Zeitraum kommen wir mit dem Virgilbus naturgemäß an die Grenzen", erklärt Huber.
Bevölkerung sensibilisieren
Neben chronischen Schmerzen zählen, speziell in der kälteren Jahreszeit, akute Infekte wie Husten oder Bronchitis zu den häufigsten Diagnosen im Virgilbus. Ehrenamtliche Ärzte sowie ehrenamtliche Sanitäter des Roten Kreuzes, des Samariterbundes und der Malteser leisten wöchentlich einen Dienst im Virgilbus – das Zusammenspiel und Engagement vieler Freiwilliger gilt als eine der zentralen Säulen des Virgilbusses. Auch die Caritas und das Diakoniewerk sind Partner, Sozialarbeiter und Dolmetscher ergänzen das Team des Virgilbusses, um so etwaigen Sprachbarrieren vorzubeugen.
Neben seiner primären Aufgabe im medizinischen Bereich ist der Virgilbus auch in das Sozialnetzwerk stark eingebunden und agiert vielfach als "Türöffner" für Menschen in schwierigen Lebensumständen. Auch die Bevölkerung konnte so im Laufe der letzten Jahre für die oft prekären Lebenssituationen der Virgilbus-Klienten sensibilisiert werden. "Es ist gut, dass wir in einer Stadt leben, in der es der Bevölkerung eben nicht egal ist, wie es Menschen in Not geht", sagt Huber.
Herausforderung in Pandemie
Der Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 brachte auch für das Team rund um den Virgilbus einschneidende Veränderungen mit sich. „Das Team war es gewohnt, jeden Sonntag im Ambulanzwagen die Patienten zu betreuen. Mit dem Beginn des ersten Lockdowns war dies leider nicht mehr so möglich. 312 Patienten wurden bei 15 Einsätzen im Jahr 2020 behandelt.
Aufgrund der coronabedingten Pause des Virgilbusses liegt diese Zahl hinter jener aus den Vorjahren. Dafür ist die Anzahl der durchschnittlichen Behandlungen pro Einsatz gestiegen. Waren es in den Vorjahren noch im Schnitt 17 Behandlungen pro Abend, so stiegen diese im Corona-Jahr auf rund 21 an. Das zeigt, wie wichtig dieses niederschwellige medizinische Angebot – gerade in einer Gesundheitskrise – für obdachlose Menschen in Salzburg ist", schildert Huber. Zu Allerheiligen 2020 wurde die Arbeit im Virgilbus wieder aufgenommen.
Wie wichtig die "mobile Praxis" ist, zeigt sich an den Zahlen: Im heurigen Jahr wurden im Virgilbus bisher rund 1.400 Behandlungen und Covid-Testungen durchgeführt. Die kostenlosen Gurgel-PCR-Tests für obdachlose Menschen werden jeden Sonntag im Virgilbus angeboten.
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