Theater einmal anders
Mit Stefan und Friderike Zweig Salzburg erkunden
In der Stadt Salzburg begibt man sich auf eine Zeitreise in die Zwanzigerjahre: Die Schauspieler Julienne Pfeil und Walter Sachers führen in der Rolle des Ehepaars Zweig zu den wichtigsten Wirkstätten und bedeutungstragenden Orte des Schrifstellerpaars.
SALZBURG. Trotz Regen ließen es sich Stefan Zweig-Begeisterte am Wochenende nicht nehmen, in Form eine Spaziergangs quer durch Salzburg, mehr über das Ehepaar Stefan und Friderike Zweig zu erfahren. Die ehemaligen Schauspieler am Landestheater Julienne Pfeil und Walter Sachers führten zu den wichtigsten Wirkungsstätten des Ehepaars Zweigs von 1919 bis Anfang der dreißiger Jahre in Salzburg.
Ehepaar Zweig führt durch die Stadt
Es wurde über Salzburg geschwärmt, es wurde gestritten, man amüsierte sich. Der Spaziergang mit den Schauspielern war ebenso turbulent wie die Beziehung von Stefan und Friderike Zweig. Die goldenen Zwanzigerjahre verbrachten die Zweigs neben Künstlern wie Hugo von Hofmansthal und Max Reinhardt in "der künstlerischen Hauptstadt Europas", wie Sachers in der Rolle Zweigs Salzburg nennt.
Quer durch die Stadt vom Stefan Zweig-Zentrum, zum Kapitel-Platz, wo Zweigs Werke im Nationalsozialismus verbrennt wurden, bis zum Anwesen des Autors und seiner Frau macht die Gruppe immer wieder Halt, um den Worten der Schauspieler zum Leben des Ehepaars zu lauschen.
Altes bewährt sich
Die Text stammen zum größten Teil aus Literatur und Briefwechsel. Alleine die Überleitungen sind nicht aus Originaltexten. Der Spaziergang wurde bereits vor zwölf Jahren schon einmal aufgeführt. Damals führten Schauspieler des Landestheaters durch die Stadt. Die Aufführung war damals laut den Schauspielern Sachers und Pfeil deutlich aufwendiger. Mehr Zeit wurde bei den Aufführungen damals in Kostüm und Requisiten gesteckt.
Die Schauspieler Pfeil und Sachers gestalten den Spaziergang bewusst reduziert. "Wir haben uns gedacht, es wirken die Texte alleine, die Fantasie, die Orte. Wir sind nicht Freunde davon, die Dinge zu überfrachten", so Schauspieler Walter Sachers. Gab es vor zwölf Jahren nur vier Aufführungen, so wurde der Spaziergang am Wochenende bereits zum elften Mal durchgeführt. Nächstes Jahr im März ist eine Fortführung des Projekts geplant. "Es kommt wirklich gut an. Ich mein, es kommen ja Leute sogar zwei Mal", zeigt sich Sachers erfreut.
Ein "schwieriger Mensch"
"Ich habe viel von Stefan Zweig gelesen, aber ich wusste nicht, dass er so ein schwieriger Mensch war", sagt eine Teilnehmerin am Ende der Führung. Der Spaziergang widmet sich nicht nur den schönen Seiten des Lebens der Zweigs, wie die Liebe zu Salzburg oder dem Erfolg als Schriftsteller. Die vorgetragenen Texte zeigen Stefan Zweig als einen zweifelnden Menschen, den die Depression plagte.
Auch die komplizierte Beziehung zwischen Stefan Zweig und seiner Frau Friderike nimmt einen großen Teil des Spaziergangs ein. "Ich durfte keine eigene Welt, keine eigene Arbeit mehr haben", trägt Julienne Pfeil in der Rolle der Friderike vor. Oft sei sie alleine in Salzburg geblieben und habe sich um die Korrespondenzen ihres Mannes gekümmert. "Wenn ich auf Reisen bin, fällt alle Bindung plötzlich ab", sagt Walter Sachers in der Rolle des Stefan Zweig. Friderike Zweig selbst war Schriftstellerin und Journalistin. Nach der Flucht Zweigs nach Brasilien blieb sie alleine mit ihren Kindern in Salzburg. "Das ist alles schon sehr ungewöhnlich und mutig für die Zeit", zeigt sich Julienne Pfeil beeindruckt von Friderike Zweig.
Stefan Zweig-Fans
Studentin Viktoria Puchner aus Linz besuchte den Spaziergang schon zum zweiten Mal. "Mir gefällt, dass Originaltexte der Zweigs vorgetragen werden und die Bewegung der Aufführung", so Puchner. Teilnehmerin Ulrike Ganser aus Wels führte ihre Begeisterung für die Texte Zweigs nach Salzburg. "Schon in meiner Studienzeit habe ich die Werke des Autors gerne gelesen", so Ganser.
"Sie urteilen nicht, sondern Sie zeigen", zeigt sich eine Teilnehmerin am Ende des Spaziergangs begeistert.
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