Liebe oder Stalking
Die Vorgeschichte hinter dem Tod zweier Frauen

Im Prozess werden die Hintergründe hinter der blutigen Tat die letztes Jahr zwei Frauen das Leben kostete erläutert.
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Am Landesgericht beschäftigt sich auch am Mittwoch die Justiz mit der Frage Mord oder Tat im Affekt. Der Angeklagte betonte, dass er die Tat im Affekt begangen habe und der Tod seiner Geliebten ihn niemals in Frieden lassen werde. Er bereue die Tat sehr.

SALZBURG/WALS. Mit tiefer Traurigkeit in der Stimme schilderte der Angeklagte Salzburger am Dienstag am Landesgericht seine blutige Tat, die im letzten Jahr zwei Frauen in Wals das Leben kostete. Selbst ein Jahr später kann er nicht erklären, was in diesem tragischen Moment in seinem Kopf vorging.

Unerfüllte Liebe

Der Angeklagte erzählte in der Verhandlung seine Liebesgeschichte mit dem jüngeren der beiden Opfer bis ins Detail. Sie hätten sich bereits vor über zwanzig Jahren in einer Sauna kennengelernt und schon damals ineinander verschaut. Als sich im Herbst 2020 wieder ein Kontakt zwischen den beiden ergab, trafen sie sich auf einige Dates, bis die ganze Sache im November die Züge einer Beziehung annahm. An diesem Punkt war der Angeklagte bereits Hals über Kopf verliebt. Laut seinen Schilderungen hätte es eigentlich perfekt gepasst, wäre da nicht die Familie der Angeklagten (Mutter und Bruder) gewesen, die sich ihrem Glück in die Quere stellten. Die beiden hätten ihn bei jeder Gelegenheit beschimpft und vor seiner Angebeteten schlecht gemacht. Ständig wäre er als "Stodinger", "Schmarotzer" und "Nichtsnutz" bezeichnet worden.

Familie dagegen

Schlimme Züge habe die Sache angenommen, als dann ihr Bruder vermehrt versucht habe, ihn durch Briefe, E-Mails und Anrufe an seinen Dienstgeber und den Verband der Österreichischen Detektive (von dem Vorstand Andreas Schweitzer bestätigt), zu diskreditieren. Im Laufe dieser Verleumdungsversuche habe der Bruder der Frau immer wieder behauptet, dass der als Detektiv arbeitende Angeklagte die Familie mit technischen Apparaturen abgehört und ihre Handys gehackt habe.

Jedenfalls äußerte der Angeklagte mehrfach die Ansicht, dass die Beziehung zwischen ihm und seinem Opfer wunderbar funktioniert hätte, wäre da nicht ihre Familie gewesen.

Auch ein Geschworenengericht ist bei diesem Prozess dabei.
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Vorwurf Stalking

Eine der beisitzenden Richterinnen drückte ihren Unglauben ob der Schilderungen des Angeklagten auf sehr besondere Weise aus. Sie bezeichnete seine Geschichte als "Romeo und Julia für Arme" und fragte ihn, was er sich generell von dieser Beziehung erwartet hätte, wenn doch die Familie von Anfang an so schrecklich zu ihm gewesen sei. Auch einige konkrete Fragen würden sie beschäftigen, so die Richterin. Zum Beispiel, warum der Angeklagte diese Beziehung nicht beendet habe? Ob seine Geliebte jemals für ihn vor ihrer Familie Partei ergriffen habe? Und warum er sich mit ihr eigentlich nie bei sich in der Wohnung getroffen habe, anstatt immer bei ihr zuhause, wo es regelmäßig zu Konflikten mit der Familie kam?
Ein weiter Umstand, den diese beisitzende Richterin betonte, war die Aussage des Angeklagten, dass er "genau gewusst habe, was sie wolle". Diese, so die Richterin, erinnere sie sehr an typische Stalking Vorfälle, bei denen die Täter auch immer zu wissen glauben, was ihr Opfer wirklich will.

Auch das Thema Stalking gegen Ende des gestrigen Prozesstages vermehrt angesprochen. | Foto: Philip Steiner
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Dieser Vorwurf des Stalkings schien sich im Laufe des Prozesses auch zu erhärten, als einige dem Gericht vorliegende E-Mails verlesen wurden, die das Opfer dem Angeklagten geschickt haben soll. In diesen E-Mails forderte die Frau ihn mehrere Male auf, bitte zu akzeptieren, dass ihre Beziehung beendet sei. Sie empfinde wirklich etwas für ihn, habe aber ganz klar eingesehen, dass ihre Beziehung nicht funktioniere und bitte ihn sich dies auch einzugestehen. Weiters wurde darin auch erwähnt, dass sie wolle, dass er ihre Familie nicht mehr verfolge.

Konfrontiert mit diesen E-Mails sagte der Angeklagte, dass diese von dem Bruder seiner Geliebten verfasst worden wären und sie ihm das auch in einem Gespräch gestanden habe.

"Ich wollte meine Gefühle ausdrücken"

Nachdem mehrere dieser E-Mails verlesen worden waren, fragte nun auch der Verteidiger seinen Mandaten, ob er sich vorstellen könne, dass er vielleicht zu viel in die Beziehung hineininterpretiert habe könnte. Schließlich wäre er offensichtlich wirklich sehr verliebt gewesen. Daraufhin antwortete der Angeklagte kurz, dass es aus seiner Sicht wirklich eine sehr intensive Liebe gewesen sei. Zu guter Letzt wollte der Verteidiger auch noch von seinem Mandanten wissen, warum er seiner Angebeteten so viele E-Mails geschickte habe, auf die sie in der Regel nicht geantwortet habe. "Ich wollte einfach meine Gefühle ausdrücken, so der Angeklagte.

Der Angeklagte betonte, dass er "genau gewusst habe, was sie wollte". | Foto: Philip Steiner
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