Podcast – Gewalt gegen Frauen
Elf Morde aber noch viel mehr Gewalt
Der Bezirksblätter-Podcast zum Thema "Gewalt gegen Frauen" startet. Erste Gesprächspartnerin ist Christina Riezler, Stellvertretende Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums in Salzburg.
SALZBURG. Aus gegebenem Anlass lade ich, Julia Hettegger (Chefredakteurin Bezirksblätter Salzburg), Ansprechpartner aus Salzburg zum Thema "Gewalt gegen Frauen" zum Podcast ein.
Der gefährlichste Ort ist die eigene Familie
In Österreich wurden in diesem Jahr bereits elf Frauen ermordet, drei davon in Salzburg (Stand: 6. Mai 2021) . Mord ist aber nur der Gipfel des Eisberges, denn Gewalt gegen Frauen betrifft die Salzburgerinnen viel häufiger. Die Täter begegnen ihnen vor allem in der eigenen Familie. Für Frauen und Mädchen in Mitteleuropa ist damit der gefährlichste Ort die eigene Familie.
Ein paar Zahlen:
- Das Gewaltschutzzentrum in Salzburg berät jährlich 1.360 betroffene Frauen und Mädchen. Die Dunkelziffer ist aber um Vieles höher.
- 644 Betretungsverbote wurden von der Polizei 2020 in Salzburg ausgesprochen.
- Nach Schätzungen der Polizei werden 90 Prozent aller Gewalttaten in Österreich innerhalb der Familie und im sozialen Nahraum begangen.
- Die EU-weite FRA-Erhebung (European Union Agency for fundamental rights) ergibt, dass 20 Prozent aller österreichischen Frauen ab dem 15. Lebensjahr bereits von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen waren.
Ich spreche mit Salzburgern über die aktuelle Situation und frage nach: Wer ist der "klassische Täter"? Wer ist das "klassische Opfer"? Kann es jede Frau treffen? Wohin wendet man sich? Welche Institutionen greifen ein, wenn man Hilfe braucht?
Das Wichtigste gleich vorweg: Gewalt in der Familie und Gewalt im sozialen Umfeld ist eine Straftat. Für Gewalt gibt es keine Rechtfertigung. Hol dir Hilfe!
>>HIER<< findest du alle Einrichtungen in Salzburg, die dir Hilfe anbieten und dich unterstützen.
In meinem ersten Gespräch hörst du Christina Riezler, stellvertretende Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums in Salzburg. Sie sagt: "Österreich ist das Land in der EU, in dem mehr Frauen umgebracht werden als Männer und das vor allem im häuslichen Kontext. Während in Spanien nach jedem Frauenmorde Massendemonstrationen veranstaltet werden, gibt es das in diesem Ausmaß bei uns noch nicht. In Spanien sagt eine ganze Gesellschaft damit: Wir wollen das nicht. "
"Wir haben keine Gleichstellung"
Warum Männer in Salzburg gegen ihre Frauen Gewalttätig werden, kann Riezler aus Erfahrung einschätzen: "Der Großteil der Gewaltausüber tut es, weil er glaubt, dass es in Ordnung ist, die eigene Frau zu schlagen. Gewalt ist ein Instrument Interessen durchzusetzen. Diese Männer werden das immer wieder tun. Gewalt hört nicht von selbst auf." Ursprung von häuslicher Gewalt bei uns sei, dass wir keine Gleichstellung von Mann und Frau haben, sagt Riezler.
"Bei Gewaltausübung geht es oft um das Besitzdenken: 'Bevor mir mein Besitz entgleitet, bringe ich sie lieber um'. Trotzdem haben wir die besten Gesetze, die in ganz vielen Fällen hervorragend funktionieren."
Christina Riezler, stellvertretende Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums in Salzburg
>>HIER<< findest du die Podcast-Folge mit Gabriele Rechberger, Geschäftsführerin der Organisation Viele.
In den weiteren Folgen hörst du:
- Landesrätin Andrea Klambauer, ressortzuständige Landespolitikerin
- Gabriele Rechberger, Geschäftsführerin der Organisation "Viele", die gemeinsam mit "Jugend am Werk Salzburg" ab dem Sommer für die Schutzunterkünfte und ein Frauenhaus im Bundesland Salzburg zuständig sein wird.
- Brigitte Hutegger, pädagogische Leiterin im SOS-Kinderdorf in Seekirchen.
- Martin Auer, Berater in der Beratungsstelle „Männerwelten“, die sich mit Täterarbeit beschäftigen.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.