Fastenzeit
40 Tage gönnen – für uns und die heimische Kulturlandschaft
Fasten neu gedacht: Familie Fanninger isst 40 Tage lang ausschließlich regionale und saisonale Lebensmittel. Das hört sich einfacher an, als es ist, denn die Herkunft vieler Lebensmittel ist für uns Konsumentinnen und Konsumenten oft nicht nachvollziehbar.
SALZBURG, LUNGAU. Maria Fanninger vom Verein „Land schafft Leben“ hat heuer fasten neu gedacht. Ihre Familie isst 40 Tage lang ausschließlich regionale (österreichische) und saisonale Lebensmittel. "Für viele bedeutet die Fastenzeit vor allem eines: Verzicht. Verzicht schafft aber auch langfristiges Bewusstsein für das, was uns kurzfristig nicht zur Verfügung steht. Deshalb habe ich mich dieses Jahr mit meiner Familie für eine besondere Variante des Fastens entschieden: Bis zum Ostersonntag kommen bei uns ausschließlich regionale – und damit meine ich österreichische – und saisonale Lebensmittel auf den Teller", erklärt Fanninger ihre Beweggründe. "Das zeigt uns schon in den ersten Tagen, wie selbstverständlich die ständige Verfügbarkeit von Lebensmitteln aus aller Welt für uns geworden ist."
Schau in deinen Kühlschrank und du siehst, wer du bist
Alles beginnt mit einem Blick in den Kühl- bzw. Vorratsschrank. Woher kommen die Lebensmittel, die ich zuhause habe? Die Antwort auf diese Frage ist oft ernüchternd, denn in Sachen Lebensmittelherkunft belügen wir uns gerne selbst. „Ich achte darauf, regional einzukaufen“ – wer kennt es nicht? Und doch gibt es bei genauerer Betrachtung viele Lebensmittel, die quer über den Globus zu uns gereist sind. Die ständige Verfügbarkeit aller erdenklicher Lebensmittel hat unseren Blick auf Regionalität und Saisonalität verklärt. "Sich dessen bewusst zu werden, ist ein wichtiger Schritt. Denn nur, wenn wir unsere Ausgangslage kennen, können wir auch die Zukunft gestalten", sagt Fanninger.
„Hergestellt in Österreich“
40 Tage lang ausschließlich Lebensmittel zu kaufen, die aus Österreich kommen, ist eine große Herausforderung und spätestens bei verarbeiteten Lebensmitteln stößt man als Konsument an seine Grenzen. Denn nur, weil etwas als „hergestellt in Österreich“ gekennzeichnet ist, bedeutet das nicht, dass die im Lebensmittel enthaltenen Rohstoffe auch aus Österreich kommen. Es zeigt lediglich, dass die Verarbeitung des Lebensmittels hier erfolgt ist.
Nur Hauptzutat nachvollziehbar gemacht
Seit April 2020 muss immerhin zusätzlich über die Herkunft der primären Zutat aufgeklärt werden, wenn diese nicht aus Österreich kommt. Paradoxerweise genügt es hier, als Herkunftsort „EU-/Nicht-EU-Länder“ anzugeben. Auch darüber hinaus bleibt vieles unklar. Woher das Mehl im Kuchen kommt, weiß man jetzt – aber woher kommt das Getreide im Mehl? Und wie sieht es mit Eiern, Zucker und den restlichen Zutaten aus?
Fasten neu gedacht: 40 Tage gönnen
"Jede unserer Kaufentscheidungen ist gleichzeitig ein Produktionsauftrag – entweder an heimische oder an ausländische Betriebe. Wir haben diese Entscheidung in der Hand, aber nur dann, wenn wir wissen, was wirklich in unseren Lebensmitteln enthalten ist", sagt die zweifache Mutter. "Wer sich unserem Fastenexperiment anschließt, wird schnell bemerken, dass es hier noch großen Aufholbedarf gibt. Der bewusste Verzicht hilft uns aber auch den Rest des Jahres dabei, beim Griff ins Regal überlegt zu handeln und den Produktionsauftrag dorthin zu geben, wo unseren Werten entsprechend produziert wird."
"Sich ausschließlich von saisonalen österreichischen Lebensmitteln zu ernähren ist aber auch eine witzige Herausforderung für die ganze Familie. Damit die Freude daran nicht verloren geht, gibt es bei uns auch Ausnahmen. Mein vierjähriger Sohn zum Beispiel kann unter keinen Umständen auf seinen Kakao verzichten – dafür schmeckt er ihm gerade umso besser."
Maria Fanninger, Land schafft Leben
Wer sich uns anschließen will, kann seine Erfahrungen unter den Hashtags #gönndirösterreich und #40tagegönnen auf Social Media mit uns teilen.
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