Zwischen Care-Arbeit und Erwerbsarbeit
"Frauen sind die Verliererinnen"
Care-Arbeit ist nach wie vor hauptsächlich die Aufgabe von Frauen. Dadurch wird es für viele schwierig einem Vollzeitjob nachzugehen. Die Folgen sind fatal: Die Jobsuche wird zur Herausforderung, das Einkommen reicht nicht zum Leben aus und in der Pension landen viele in der Altersarmut.
SALZBURG. Noch immer sind es mehrheitlich Frauen, die für Kinderbetreuung, Haushalt oder die Pflege von Angehörigen zuständig sind. Das alles sind unbezahlte Tätigkeiten und viele Frauen geraten dadurch in eine schwierige finanzielle Lage. Daniela Diethör, Geschäftsführerin von "Frau&Arbeit" in Salzburg, ist seit 1995 in der Frauenarbeit tätig: "Ich müsste lügen, wenn ich sage, es ist jetzt alles super, alles ist besser geworden."
In die Beratungsstelle "Frau&Arbeit" kommen Frauen, mit verschiedenen beruflichen Problemlagen beispielsweise: Alleinerziehende, die mit der aktuellen Teuerung kaum noch über die Runden kommen, ältere Frauen, die nicht von ihrer Pension leben können und nach einem Zuverdienst suchen oder Wiedereinsteigerinnen, die nicht arbeiten können, weil sie keine passende Kinderbetreuung finden.
"Frau&Arbeit" bietet Beratung im ganzen Bundesland Salzburg an und zeigt Möglichkeiten auf, wie betroffene Frauen wieder im Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Was aber nicht geht stellt Diethör auch klar: "Wir können fehlende strukturelle Änderungen nicht ausgleichen. Und diese sind dringend nötig."
Fehlende Kinderbetreuungsplätze
Frauen sind besonders von der Herausforderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf betroffen. "Viele müssen arbeiten gehen, auch wenn sie noch kleine Kinder zu betreuen haben", gibt Diethör zu verstehen. Auch die aktuelle Teuerung mache die Situation nicht leichter, so Diethör: "Die Lebenserhaltungskosten sind so stark gestiegen, dass viele sich das Leben nicht mehr leisten können."
Aufgrund der Care-Arbeit können die meisten Frauen keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen, dadurch fehle ihnen aber ein ausreichendes Einkommen, erklärt Diethör und betont: "Es gibt zu wenige Kinderbetreuungsplätze in Salzburg." Auch die Arbeiterkammer Salzburg fordert deshalb eine Kindergartenmilliarde, um Frauen eine sichere Existenz zu ermöglichen.
Kein Arbeitslosengeld
Diethör erklärt, in welchen Kreislauf Frauen oft geraten: "Wenn Frauen keinen Kinderbetreuungsplatz haben, stehen sie dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. Sie können sich zwar arbeitssuchend aber nicht arbeitslos melden." Das bedeute wiederum, dass ihnen keine Transferleistungen, (etwa das Arbeitslosengeld) zustehe, so Diethör und fasst zusammen: "Frau sein ist zwar schön aber man ist von wirtschaftlichen Nachteilen in vielerlei Hinsicht betroffen."
Dabei gibt es Frauen, die gar nicht erst beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet sind. Die sogenannte "Stille Reserve" an Arbeitskräften, meint Menschen, die zwar arbeiten wollen aber in keiner Statistik auftauchen. Österreichweit sind das, laut Armutskonferenz Salzburg, etwa 72.000 Menschen. Dabei seien Frauen hier stärker vertreten als Männer, was wiederum mit fehlender struktureller Unterstützung im Bereich der Kinderbetreuung und Pflege, zusammenhänge, so die Armutskonferenz.
Gender-Pay-Gap Salzburg
Der Gender-Pay-Gap zeigt auf, wieviel Frauen, im Durchschnitt, weniger als Männer verdienen. Österreichweit liegt dieser aktuell bei 18,8 Prozent und damit EU-weit auf dem vorletzten Platz der Lohngleichheit (siehe Statistik Austria). Im ganzen Bundesland Salzburg liegt der Gender-Pay-Gap(2021), laut Arbeiterkammer Salzburg, bei 19,3 Prozent.
Dabei ist der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern 2021 überdurchschnittlich stark – im Vergleich zu den Berechnungen davor – geschrumpft. Das sei aber vor allem auf die "Krisen-Effekte" der Pandemie zurückzuführen, so die Arbeiterkammer Salzburg. Es waren z.B. mehr Männer, die durch Kurzarbeit ein niedrigeres Einkommen hatten. Nach Bezirken gliedert sich der Geschlechter-Lohnunterschied folgendermaßen auf:
- Salzburg Stadt 15,2 Prozent
- Lungau 20,2 Prozent
- Pinzgau 20,9 Prozent
- Pongau 21 Prozent
- Tennengau 22,4 Prozent
- Flachgau 22,5 Prozent
Daraus lässt sich schließen, dass der Gender-Pay-Gap in der Stadt Salzburg etwas niedriger ist, als im Rest der Bezirke. Tennengau und Flachgau haben den größten Geschlechter-Lohnunterschied.
Pensionsunterschied in Salzburg
Im Durchschnitt bekommen Männer in Salzburg 2.194 Euro und Frauen 1.287 Euro monatlich an Pension, das ist ein Unterschied von 41,3 Prozent. Frauen liegen damit im Durchschnitt unter der Armutsgefährdungsschwelle, die laut Armutskonferenz, bei 1.392 Euro monatlich liegt.
Pensionsreform
"Früher wurden die 15 besten Jahre für die Pension anerkannt", erklärt Diethör. Anfang der 2000er Jahre wurde unter ÖVP und FPÖ (Regierung Wolfgang Schüssel) eine Pensionsreform durchgeführt. Bis dahin galten die 15 besten Arbeitsjahre zur Berechnung der Pension.
Seit der Reform wird die Anzahl der mit einberechneten Jahre schrittweise erhöht. Bis zum Jahr 2028 sollen dann alle 40 Arbeitsjahre für den Durchrechnungszeitraum berücksichtigt werden. Diethör führt weiter aus, was das bedeutet: "Viele Frauen, die Kinder haben sind dadurch von Armut in der Pension. Sind quasi die Verliererinnen."
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