Hallstätter Gletscher
Oberösterreichs Klima-Fieberthermometer kommt immer mehr ins Schwitzen

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder zeigt Schülerinnen und Schülern des BRG Enns den Rückgang des Hallstätter Gletschers seit 1856. | Foto: Land OÖ/Werner Dedl
10Bilder
  • Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder zeigt Schülerinnen und Schülern des BRG Enns den Rückgang des Hallstätter Gletschers seit 1856.
  • Foto: Land OÖ/Werner Dedl
  • hochgeladen von Philipp Gratzer

In einer außergewöhnlichen Konstellation präsentierte Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder heuer das seit 17 Jahren von Land Oberösterreich und Energie AG finanzierte Messprogramm „Massenbilanz am oberösterreichischen Hallstätter Gletscher“.

SALZKAMMERGUT, ENNS. Gemeinsam mit 20 Schülerinnen und Schülern des BRG Enns und Medienvertretern näherte man sich in einer kräfteraubenden Wandertour im hochalpinen Gelände vom Krippenstein aus über die Simonyhütte dem größten Gletscher der nördlichen Kalkalpen an. Das gemeinsame Projekt mit den Schülern aus Enns entstand aus einem Klima- und Umweltschwerpunkt der Schule mit dem Projektleiter des Messprogramms Klaus Reingruber von BlueSky Wetteranalysen und Kay Helfricht vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Klaus Reingruber (vorne) mit den Schülern und Lehrkräften des BRG Enns beim Aufstieg auf 2.200 Meter bis zum Hallstätter Gletscher. | Foto: Land OÖ/Werner Dedl
  • Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder und Klaus Reingruber (vorne) mit den Schülern und Lehrkräften des BRG Enns beim Aufstieg auf 2.200 Meter bis zum Hallstätter Gletscher.
  • Foto: Land OÖ/Werner Dedl
  • hochgeladen von Philipp Gratzer

Das ewige Eis kommt ins Schwitzen

Nach dem Aufstieg ging es weiter von der Simonyhütte in Richtung der „Eisseen“ mit direktem Blick auf das schwitzende „ewige“ Eis. Der Meteorologe und Glaziologe Klaus Reingruber erklärte in der eindrucksvollen Umgebung des Dachsteins, dass der Gletscher seit 1856 rund die Hälfte seiner Fläche und mehr als drei Viertel seines Volumens verloren hat. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Gletscherschwund deutlich verstärkt hat. Voriges Jahr mussten gar der größte Massenverlust mit rund sechs Prozent seines Volumens sowie 6,3 Millionen Kubikmeter Nettoverlust an Wasser seit Messbeginn hingenommen werden. „Für ein gutes Gletscherjahr braucht es drei Elemente: viel Schneefall im Winter, ein milder Sommer und im besten Fall etwas Schneefälle auch im Sommer, die das Eis vor der Sonneneinstrahlung schützen können. Keines dieser drei Elemente hatten wir im vorigen Jahr. Für heuer sieht die Prognose bisher besser aus, da ein kühles Frühjahr mit viel Niederschlag eine große Schneedecke auf den Gletscher legen konnte“, konnte Reingruber den Exkursionsteilnehmern mitgeben.

Schmelze schreitet rapide voran

Große Betroffenheit stellte sich allerdings ein, als Reingruber und Helfricht den Schülen erklärten, dass der jetzt noch weithin sichtbare Gletscher in wahrscheinlich 20 Jahren von der Simonyhütte und den Eisseen aus nicht mehr sichtbar sein wird und die gesamte Eisfläche spätestens zur Jahrhundertwende gänzlich weggeschmolzen sein wird. Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder ergänzte: „Wir sehen am Messprogramm am Hallstätter Gletscher in welch atemberaubenden Tempo sich die Klimakrise beschleunigt. Ein Klimarekord reiht sich um den anderen und unsere Ökosysteme kommen mehr und mehr unter Druck. Lange bleibt nun nicht mehr, um eine Klimakatastrophe abzuwenden. Klar ist auch schon, dass wir den Hallstätter Gletscher nicht mehr retten können, auch in den optimistischsten Klimaszenarien. Aber er ist Alarmsignal, dass wir hier schleunigst eine wirkungsvolle Klima- und Energiestrategie und eine Beschleunigung beim Ausbau erneuerbarer Energien brauchen.“

Schüler interviewen Forscher und Hütten-Team

Gruppenfoto mit den Exkursionsteilnehmern und dem Team des Simonyhüttenwirt vor der Dachsteinkapelle. | Foto: Land OÖ/Werner Dedl
  • Gruppenfoto mit den Exkursionsteilnehmern und dem Team des Simonyhüttenwirt vor der Dachsteinkapelle.
  • Foto: Land OÖ/Werner Dedl
  • hochgeladen von Philipp Gratzer

Die Schüler nutzten die zweitägige Exkursion zum Gletscher auch für Interviews mit den Gletscherforschern, mit dem Hüttenwirt und seinem Team, aber auch mit den mitgereisten Medienvertretern. Kaineder bedankte sich zum Abschluss der Exkursion für das Engagement und das große Interesse der Schüler sowie bei den Lehrkräften, die sich dieser Herausforderung einer hochalpinen Exkursion gestellt haben und damit ein einzigartiges Klima-Bildungsprojekt umgesetzt werden konnte.

"Apptauen" zeigt Gletscherschmelze

Um die Gletscherschmelze zu visualisieren, wurde die Web-Anwendung „Apptauen“ entwickelt. Hier können sich Interessierte ansehen, wie groß der Gletscher 1856 war und wie er wahrscheinlich um 2100 aussehen wird.

Alle Infos zum Messprojekt sowie alle jährlichen Massenbilanzen können unter dachsteingletscher.info abgerufen werden .

Anzeige
Am Unternehmens-Campus Alte Wagnerei ist alles angerichtet und Arbeitsträume lassen sich verwirklichen. | Foto: Alte Wagnerei
11

Neues Leben in der Alten Wagnerei
Unternehmens-Campus & Coworking-Space Gschwandt startet im Sommer 2024

Viel Geld und Herzblut steckt der Unternehmer Torsten Bammer in die Revitalisierung und Nachnutzung des Leerstandsgebäudes der ehemaligen Tischlerei bzw. Wagnerei in Gschwandt bei Gmunden. GSCHWANDT. Im Sommer 2024 werden die ersten Unternehmen, Freiberufler und Start-Ups in die Alte Wagnerei, die Geschichte wurde zum Namensgeber, einziehen. Campus: Arbeit in GemeinschaftJeder für sich, aber jeder mit jedem: Der Unternehmens-Campus in Traumlage im nördlichen Salzkammergut ist ganz auf die...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Salzkammergut auf MeinBezirk.at/Salzkammergut

Neuigkeiten aus dem Salzkammergut als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Salzkammergut auf Facebook: MeinBezirk.at/Salzkammergut - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Salzkammergut und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.