Streichorchester Bad Goisern - 340 Takte zur Ekstase
Das Streichorchester ist angekommen…so kann man die erfreuliche Tatsache angesichts des vollen „Konzertsaales“ der evangelische Kirche Bad Goisern beim Konzert „Frühling in Goisern 2014“ beschreiben. Den erwartungsvollen Konzertbesuchern wurde ein Programm mit musikalischen Höhepunkten serviert, engagiert ausgeführt und mit viel Spielwitz und Engagement der Musikerinnen und Musiker dargeboten. Es ist einfach eine Freude und von großem Wert, dass nach Jahrzehnten sich in Goisern dank der Landesmusikschule wieder ein Streichorchester etabliert hat.
Steigerung zum Höhepunkt
eginnend mit dem „Deutschmeister-Regimentsmarsch“ leitete der musikalische Leiter Alexander Rindberger mit launigen Worten zur Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ über. Die weltberühmte Ouvertüre verbindet den Glanz der eröffnenden Militärsignale mit stürmischen und elegischen Klängen der Puszta und dem Zunder der in mitreißendem 6/8-Takt im Allegro brillante einher galoppierenden leichten Kavallerie. Doch dann, ein radikaler Schnitt und das Orchester entpuppte sich bei der Meditation aus der Oper „Thais“ als einfühlsamer und zurückhaltender Begleiter der Solovioline von Konzertmeisterin Antoinette Holzinger. Die ägyptische Hetäre Thais entsagte sich durch einen Marsch durch die Wüste ihrem sündigen Leben und wird zur Heiligen, diese Wandlung wurde von Jules Massenet musikalisch einzigartig umgesetzt.
Bolero, 340 Takte zur Ekstase; Maurice Ravel meinte einmal: „Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, das ist der Bolero; leider enthält er keine Musik.“ Ursprünglich als Ballett gedacht gilt er heute als eines der meistgespielten Werke der Orchesterliteratur. Atemlose Stille als der Schlagzeuger Thomas Neuböck begann einen Rhythmus im ¾ Takt zu schlagen, welcher gleichbleibend das ganze Stück durchgehalten wurde, darüber legte der Komponist zwei Themen, welche solistisch instrumentiert in insgesamt 18 Variationen gespielt wurden. Das Orchester steigerte sich in einem Crescendo zu einem fulminanten Schluss, in den dissonanten Schlussakkord brandete der Jubel der Konzertbesucher.
Auch Streichorchester rocken
„Der Sonnenaufgang“ aus der symphonischen Dichtung „Also sprach Zarathustra“ war immer die Auftrittsmusik zu Konzerten von Rock’n Rolllegende Elvis Presley. Mit „A Tribute to the King“ rockte das Orchester ab, Erinnerungen an alten Zeiten wurden wach. Thomas Neuböck war dann noch einmal gefordert und zwar als Solist auf der Schreibmaschine bei Leroy Andersons „The Typewriter“. In heutigen Zeiten mit einem klapprigen Museumsstück eine Herausforderung, zumal sich eine PC-Tastatur als Soloinstrument nicht besonders gut eignet.
Die Geschichte der argentinischen Präsidentengattin Eva Peron erzählte Andrew Lloyd Webber in seinem Musical „Evita“ und mit „The Phantom of the Opera“ kam der englische Komponist gleich noch einmal „musikalisch zu Wort“. Mit Inszenierungen in 27 Ländern und mehr als 130 Millionen Besuchern gilt es als das erfolgreichste Musical aller Zeiten.
Als Zugabe spielte das Streichorchester Bad Goisern unter der Leitung von Alexander Rindberger den „Säbeltanz“ von Aram Katchaturjan und den Marsch „Sternenbanner“ von John P. Sousa.
Ein gelungenes und musikalisch erfreuliches Lebenszeichen des jungen Orchesters, der Dank gilt Allen, welche an die Idee wieder ein Streichorchester in Bad Goisern zu gründen immer geglaubt haben.
Text & Fotos: Herbert Greunz
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