Interview
"13 Kilometer entfernt gab's Raketeneinschlag"

Klaus Samhaber organisierte die Hilfstransporte. | Foto: Ebner
  • Klaus Samhaber organisierte die Hilfstransporte.
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Erstmals organisierte Klaus Samhaber aus Dorf/Pram Ukraine-Hilfstransporte – ein gefährliches Unterfangen.

DORF AN DER PRAM. Im Interview spricht Samhaber über die Hilfstransporte, die Schwierigkeiten, die damit verbunden waren sowie über einen verheerenden Raketenangriff.

Wann genau waren Sie in der Ukraine?
Samhaber: Den ersten Hilfstransport nach Lemberg/Solonka führten wir am 11. und 12. März 2022 durch. Der zweite Hilfstransport nach Czernowitz/Siret fand von 1. bis 3. April 2022 statt.

Mit wem waren Sie unterwegs und was genau haben Sie in die Ukraine geliefert?
Mit Freunden – auch aus der Unternehmerbranche. Geliefert haben wir Multifunktionsliegen, befüllte Notfallrucksäcke, Medical Care, EKGs, Vakuummatratzen-Bergesets, Beinbruchsets, Notfallgeburtensets, Intubiergeräte, Desinfektionsmittel, Medikamente, Babysachen, drei Chargen Krebsmedikamente zu je 5000 Euro und Lebensmittel. Alleine der Hilfstransport nach Lemberg hatte einen Wert von rund 80.000 Euro.

Was hat Sie eigentlich zu den Hilfstransporten bewogen?
Ich war 2019 beim Projekt „Christkindl in der Schuhschachtel“ für die Landlerhilfe in Lemberg dabei. Dort habe ich zwei Uni-Professorinnen kennengelernt. Einer davon, Professor Halina Dumkiv, hat mich am 25. Februar 2022 angerufen und gemeint: “Klaus, bitte helft uns, die Russen haben Lemberg angegriffen."

Und wie liefen die Transporte dann ab?
Beim ersten Hilfstransport mit einem Kühltransporter haben wir Krebsmedikamente für die Kinderabteilung des Krankenhauses Lemberg nach 38 Stunden Fahrt mit gerade mal viereinhalb Stunden Schlaf absolviert. Dann ging's ans Ausladen und Palettieren des Frachtguts am Checkpoint, gefolgt von der Abmachung mit dem zuständigen Stadtrat, dass uns aus Lemberg Fahrer entgegenfahren sollten, da Sicherheit oberste Priorität hatte. Dabei wurden wir Zeugen eines vermutlich illegalen Waffentransports. Der ukrainische Checkpoint Jaworiv wurde sogar 18 Stunden später von 30 russischen Raketen getroffen, bei dem es laut Professor Dumkiv angeblich 35 Tote und 164 Verletzte gegeben hat. Das war von uns nur 13 Kilometer entfernt. Bei der zweiten Reise ging's durch die rumänischen Karpaten. Die Hilfsgüter wurden im Lager des Johanniterordens übergeben.

Haben Sie eigentlich vorher schon Hilfstransporte oder dergleichen organisiert?
Diese beiden Hilfstransporte waren die ersten von mir persönlich organisierten. Dabei wurde ich von vielen Personen – nicht nur aus dem Bezirk Schärding – unterstützt. Wie etwa vom Ortsstellenleiter des Roten Kreuzes Schärding, Roland Ziech sowie der Mittelschule Riedau. Ebenso von den Bürgermeistern Thomas Ahörndl aus Dorf/Pram und Markus Hansbauer aus Riedau.

Aber warum haben Sie sich das überhaupt "angetan"?
Gutes geschieht nur dann, wenn man es tut.

Sie hielten auch Vorträge über die Hilfstransporte – etwa in Zell an der Pram. Kürzlich sogar in München. Wie kam's?
Ich wurde hier von Diplomingenieur P. Batsch von der Gesellschaft der Sudetendeutschen kontaktiert.

Planen Sie eigentlich einen weiteren Hilfstransport in die Ukraine?
Derzeit nicht, da die russischen Streitkräfte die Nachschublinien aus Polen und der Slowakei über Lemberg und Uschgorod massiv stören. Aber vielleicht im Herbst 2022 wieder.

Und wie sieht's mit weiteren Vorträgen aus?
Wenn es gewünscht wird, bin ich sehr gerne bereit dazu.

Steckbrief

Geburtsdatum: 14.06.1968
Familienstand: in Partnerschaft lebend
Beruf: Dipl. Päd. und Parlamentarischer Mitarbeiter
Hobbys: Musik, Garten, Politik und Geschichte
Vorbild: ehrliche Menschen mit Haltung und Handschlagqualitäten – wie etwa mein Vater Lieblingsessen: Steak
Lieblingsgetränk: nach getaner Arbeit ein kühles, frisch gezapftes Bier
Lebensmotto: Wer Glauben im Herzen hat, der hat die stärkste Kraft der Welt

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