"Vichtenstein ist eigentlich 'Südtirol' des Donautals"

Alfred Luger ist nicht nur Amtsleiter, sondern auch in der Gewerkschaft und der Krankenfürsorge tätig. | Foto: Gemeinde Vichtenstein
  • Alfred Luger ist nicht nur Amtsleiter, sondern auch in der Gewerkschaft und der Krankenfürsorge tätig.
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VICHTENSTEIN (ebd). Im Interview spricht Luger über Erlebtes, warum er auch einer der bekanntesten Amtsleiter des Landes ist und was Vichtenstein mit Südtirol gemein hat.

Wie fühlt man sich als dienstältester Amtsleiter Oberösterreichs?
Man kann es gar nicht glauben, dass ich diese Person bin. Nach meinem Gefühl ist es ja gar nicht lange aus, dass ich zum Amtsleiter der Gemeinde Vichtenstein bestellt wurde. Wahrscheinlich bin ich durch meine Funktion als Landesfraktions-obmann in der Gemeindebediensteten – Gewerkschaft auch der „Bekannteste“ Amtsleiter Oberösterreichs.

Wie lange wird Alfred Luger das Amt noch ausüben?
Ich fühle mich sehr wohl und und bin gesund und fit. Ich habe noch großen Tatendrang und denke an bevorstehende Aufgaben und nicht an die Pension. Nächstes Jahr ist Bürgermeisterwahl und danach werde ich gemeinsam mit dem Bürgermeister und meinem Nachfolger entscheiden, wie lange ich noch meine Funktion ausübe.

Ihr bisher schönstes Erlebnis als Amtsleiter?
Ich hatte sehr viele schöne Erlebnisse in meinem Beruf. Insbesonders die gute Zusammenarbeit mit den 'nur' 2 Bürgermeistern und der Kollegenschaft.
Ganz besonders gerne erinnere ich mich an das Kompliment eines ehemaligen Notars aus Engelhartszell, welcher mir sagte, dass er bei mir nachfragt, wenn er im Verwaltungsrecht unsicher ist, denn ich sei ein ausgezeichneter Rechtkenner.

Schlimmste Erlebnis?
Der Unfalltod eines Bauhofmitarbeiters und der Freitod einer Kindergärtnerin haben mich sehr berührt.

Was würden Sie sich für Vichtenstein wünschen, was fehlt?
In den 40 Jahren meiner Tätigkeit als Amtsleiter wurde in Vichtenstein sehr viel geschaffen. Leider trat in den letzten Jahren eine Stagnation ein und durch den Einwohnerschwund und als Abgangsgemeinde fehlen die Geldmittel für Zukunftsprojekte. Ich würde mir Leute wünschen, die in die Zukunft in Vichtenstein investieren. Der Tourismus würde riesige Chancen bieten. Die Verwirklichung des Fahrradliftes mit Alpin-Coaster hätte sicherlich neue Arbeitsplätze gebracht, was sich wiederum positiv auf die Einwohnerzahl ausgewirkt hätte. Kurzum: Es fehlen mutige und finanzkräftige Unternehmer.

Wie würden Sie das politische Klima in der Gemeinde beschreiben?
Ich war zu Beginn meines Berufslebens in einer Gemeinde beschäftigt, wo sich die Parteien gegenseitig bekämpft haben. Daher habe ich zur Gemeinde Vichtenstein gewechselt – und dies keinen Tag bereut. Parteien haben unterschiedliche Ansichten, doch sollte man sich bemühen zum Wohle der Gemeinde eine gemeinsame Lösung zu finden. Und dieser Wille ist bei allen Fraktionen in Vichtenstein gegeben. Abgesehen von kleineren Streitereien können sich alle Gemeinderäte wieder zusammen sitzen und man ist sich gegenseitig nicht feind.

Welche großen Herausforderungen stehen in Vichtenstein in den kommenden Jahren an?
Gemeinsam mit der Wirtschaft sollten neue Arbeitsplätze geschaffen werden und insbesondere die Belebung des Tourismus. Vichtenstein ist eine touristische Perle. Das „Südtirol“ des Donautals. Vielleicht gibt es auch wieder mal einen Wintertourismus am Haugstein, um den es mir persönlich sehr leid tut.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?
Gesundheit und dass ich den Vichtensteiner als jener Amtsleiter in Erinnerung bleibe, der sich mit ganzen Herzen für die Entwicklung der Gemeinde eingesetzt hat.

Steckbrief:

Geburtsdatum: 27. November 1953
Familienstand: geschieden
Kinder: zwei
Erlernter Beruf: Gemeindebeamter
Hobbys: Rad fahren, wandern, reisen, Vereinsmeierei
Lieblingsessen: Rahmschnitzel und Apfelstrudel
Lieblingsgetränk: Bier, Obstsäfte und Kräutertee
Lebensmotto: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum

Werdegang

Alfred Luger begann am 15.10.1969 als Praktikant bei der Gemeinde Diersbach und war dort 5 Jahre in allen Bereichen der Verwaltung beschäftigt.
Am 15. Juni 1974 wechselte er zur Gemeinde Vichtenstein und wurde dort mit sofortiger Wirkung zum Amtsleiter bestellt. Durch die plötzliche Erkrankung des damaligen Sekretärs war das Gemeindeamt bereits ein halbes Jahr verwaist. Zu dieser Zeit war er allein in der Verwaltung tätig. Als weiteren Bediensteten gab es nur noch 1 Schulwart u. eine Reinigungskraft.
Derzeit sind bei der Gemeinde Vichtenstein 5 Personen in der Verwaltung, 1 Schulwart, 5 Frauen im Kindergarten, 2 Bauhofmitarbeiter, 1 Reinigungskraft und 1 Campingwart beschäftigt.

Viele Bauvorhaben wurden in seiner 40-jährigen Amtszeit in der Gemeinde abgewickelt. Einige Beispiele: Betrieb eines Campingplatzes durch die Gemeinde, Errichtung eines Bauhofes und des Kindergartens, weiters der Schulumbau mit Zubau eines Turnsaals und Mehrzweckraums, Kanalisation des gesamten Gemeindegebietes, Gemeindehaus-Umbau, Neubau des Aufbahrungsgebäudes mit Lagerraum im Untergeschoss, Schaffung vieler Bauflächen und es wurden 74 Wohnhäuser in der Gemeinde gebaut. Dies bedeutet, dass die Wohnhäuser in der Gemeinde während dieser Zeit um fast ein Drittel mehr geworden sind. Der Großteil des Straßennetzes der Gemeinde wurde erst noch ausgebaut und asphaltiert. Als er in der Gemeinde seinen Dienst begann, war nur die Ortsdurchfahrt in Vichtenstein und die Vichtensteiner Bezirksstraße nach Kasten asphaltiert.

Die Buchhaltung wurde händisch mittels Durchschreibeverfahren abgewickelt. Eine fortschrittliche Gesinnung war ihm jedoch immer sehr wichtig. So gehörte Vichtenstein mit zwei anderen Gemeinden aus dem Bezirk zu den Gründungsmitgliedern der Gemdat. Da das kleine Budget jedoch keine größeren Ausgaben zuließ, wurden zu Beginn gemeinsam mit der Gemeinde Esternberg ein Buchungserfassungsgerät und später der erste PC angekauft. Kooperation war für ihn seit Anbeginn selbstverständlich. Wenn sich Amtsleiter Luger mal Urlaub nehmen wollte, so war dies für höchstens 1 Woche möglich und in dieser Zeit musste das Gemeindeamt geschlossen werden.

Luger Alfred ist und war neben seinem Beruf auch noch in zahlreichen Vereinen und Körperschaften aktiv. So war er 20 Jahre Mitglied beim Männergesangsverein, ist seit über 40 Jahren bei der Feuerwehr und ist Geschäftsführer des örtlichen Tourismusverbandes. Ab der Gründung der Wassergenossenschaft Vichtenstein war er bis zum Jahr 2003 insgesamt 26 Jahre deren Obmann. Weiters war er seit Errichtung im Jahr 1980 bis zum Abbruch im Jahr 2011 Geschäftsführer des Haugstein – Schiliftes.
Über 20 Jahre war er auch Obmann der Sportunion Vichtenstein und einige Jahre Bezirksobmann-Stellvertreter der Union.

Seit dem Jahr 1972 ist er in verschiedensten Funktionen für die ÖVP tätig und war Gemeinderat u. Kulturausschuss-Obmann in Vichtenstein und derzeit ist er Vorsitzender des Personalbeirates und Gemeinderat in der Stadt Schärding.
Aber insbesonders widmet er sich der Personalvertretung. Seit 1990 ist er Obmann der Gewerkschaft der Schärdinger Gemeindebediensteten und seit 8 Jahren auch Landesfraktionsobmann der FCG in der GdG. Dadurch ist er in verschiedensten Landes- und Bundesorganisationen vertreten. Unter anderem ist er auch Obmann-Stellvertreter der Krankenfürsorge für Oö. Gemeinden.
Im Jahr 2004 erhielt er die Goldene Medaille für die Verdienste um die Republik. Das Landesportehrenzeichen in Bronze wurde ihm im Jahr 2005 durch LH. Pühringer verliehen. 2006 hat ihn die Gemeinde Vichtenstein mit dem Ehrenkrug ausgezeichnet.

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