Wie leben Obdachlose? Schüler des BORG Schärding haben's herausgefunden
In Linz geben Schilder mit QR-Codes Einblick in den Alltag von obdachlosen Menschen - das Schärdinger BORG hatte dabei seine Finger im Spiel.
SCHÄRDING, LINZ (juk). Denn die 6BB des BORGs Schärding hat in diesem Schuljahr in einem sozialen Projekt eine virtuelle Stadtführung entwickelt. Darin wird der Alltag von obdachlosen Menschen in Linz nachgezeichnet. Scannt man die Codes am Bahnhof oder im Citypark mit einem Smartphone ein, kommt man auf die Homepage der Caritas, die das Projekt unterstützt. "Die Scham bei Wohnungslosigkeit ist sehr groß. In einem kleinen Ort, wo jeder jeden kennt, kann man schwer anonym bleiben. Das ist auch ein Grund, warum viele Menschen, die obdachlos werden, in größere Städte gehen und nicht in ihrer Heimatgemeinde bleiben", informiert Michaela Haunold, die aus Zell an der Pram kommt und für die Caritas Linz arbeitet. "Wichtig ist für mich, mit der Stadtführung auf die Situation der Menschen hinzuweisen und sie vom Rand der Gesellschaft ein Stück weit in die Mitte zu holen." Ein soziales Projekt stand für die 6BB in diesem Schuljahr auf dem Lehrplan. Der Idee, sich mit obdachlosen Menschen zu beschäftigen kam von den Schülern selbst, berichten ihre Lehrer. Die Jugendlichen haben für ihr Projekt Interviews mit Betroffenen geführt, fotografiert und gefilmt oder Quizfragen entworfen. Für die meisten war es der erste Kontakt mit dem Thema.
"Obdachlosigkeit kann jeden treffen und manchen Menschen sieht man es auf den ersten Blick überhaupt nicht an", sagen nun zum Beispiel Christina, Claudia und Sandra. Sie besuchten zusammen mit dem Obdachlosenseelsorger und einer ehemals obdachlosen Frau einen Friedhof in Linz. Besonders berührt hat sie die Schilderung, was passiert, wenn Menschen auf der Straße sterben. "Oft bekommt das keiner so richtig mit, sie sind dann einfach weg. Die Beerdigung dauert keine Viertelstunde und es is meistens nur jemand von der Stadt anwesend." Zudem bekommen sie kein Einzelgrab.
Tim hat mit seiner Gruppe einen Film über das sogenannte "Helpmobil" gedreht: "Dieses ist für die Obdachlosen die einzige Möglichkeit, medizinische Hilfe zu erhalten, da sie nicht versichert sind." Dass das Projekt in den Köpfen ihrer Schüler und vieler, die das Angebot nutzen, nachwirkt, davon sind auch ihre Lehrer Renate Pamminger und Daniel Neuböck überzeugt. Auch Direktorin Brigitte Reisinger ist von Engagement ihrer Schüler und Lehrkräfte begeistert. "Meiner Meinung nach sind solche Projekte für die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen wertvoller, als in der Zeit noch mehr Theorie unterzubringen. Dafür lasse ich auch mal eine Stunde ausfallen.", fügt die BORG Direktorin hinzu.
Die Beiträge der Schüler wie zum Beispiel ein Interview mit Obdachlosenseelsorger Helmut Eder, ein Drogenselbsttest, Auszüge aus der Linzer Straßenzeitung "Kupfermuckn" oder Einblicke in die Arbeit von Streetworkern gibt es unter folgendem Link:
https://www.dioezese-linz.at/obdachlosinlinz
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