Katastrophe für Schärdings Landwirte: Der Regen kam für die Ernte zu spät
Viele Landwirte im Bezirk Schärding leiden unter der frühen Dürre. Den Sauwald hat's besonders schlimm erwischt.
BEZIRK SCHÄRDING (ska). Die kurzen, starken Regenfälle vergangene Woche machen's auch nicht mehr wett: Seit April ist es in der Region viel zu trocken. Besonders im Sauwald leiden die Bauern unter dieser ungewöhnlich frühen Dürre.
St. Aegidis Bürgermeister und Landwirt Eduard Paminger spricht sogar von "katastrophalen Zuständen". "Im April und Mai hatten wir ein Niederschlagsdefizit von 60 Prozent", weiß er. "Dementsprechend schauen auch unsere Wiesen aus." Beim zweiten Grasschnitt verzeichnen die Landwirte im Sauwald bis zu 50 Prozent Ertragseinbußen. Und auch die Getreidebestände seien massiv geschädigt – "die sind nicht mehr zu retten", sagt Paminger.
Im April und Mai hatten wir ein Niederschlagsdefizit von 60 Prozent. Dementsprechend schauen auch unsere Wiesen aus."
Eduard Paminger, Bürgermeister in St. Aegidi und Landwirt
Das Problem: Gab es Niederschläge, prasselte der Regen regional sehr unterschiedlich herab, wie Max Schneglberger, Dienststellenleiter der Bauernkammern Schärding und Ried, erklärt. "Und dieser Regen war dann oft der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein." So auch in St. Aegidi: In der Vorwoche hat es in der Sauwaldgemeinde nur 14 Liter geregnet. Im Gegenzug dazu kam es Dienstagabend, 12. Juni, in St. Florian am Inn und in Suben zu massiven Überschwemmungen. Hier die Berichte dazu.
Obstbauer Scharnböck in Schardenberg: "Die Marillenernte ist hin"
Unter der Trockenheit leidet auch Obstbauer Alois Scharnböck aus Schardenberg. Bei der Marillenernte hat er schon jetzt 50 Prozent Einbußen. Und auch auf die Erdbeeren hat sich die frühe, intensive Sonneneinstrahlung ausgewirkt: "Am 17. Mai waren schon die ersten reif, das ist zwei Wochen früher als normal", berichtet er. Zudem war die Erdbeersaison heuer aufgrund des trockenen Wetters nicht fünf, sondern nur drei Wochen lang.
Im Sauwald könnten zumindest die Erdäpfel glimpflich davon kommen – "wenn es denn bald regnet", hofft Paminger. "Bei den Erdäpfeln haben wir zwar schon einen Wachstumsrückstand, aber noch keine massive Schädigung." Um die Kulturen zu retten, wären laut dem Bürgermeister in den nächsten Tagen 40 bis 60 Liter Regen nötig.
Was die Grasernte betrifft, so müsse sich nun zeigen, wie sich der Futtermarkt entwickelt. "Wenn Futter zugekauft werden muss, dann regional, weil sonst die Transportkosten immens sind", weiß Paminger. "Aber im Umkreis gibt es überall schlechte Erträge." Im schlimmsten Fall müssten die Landwirte über einen Viehverkauf nachdenken.
Schneglberger warnt: "Heuer wird's das 40-fache an Borkenkäfern geben"
Ein weiterer Nachteil dieser Trockenheit wird laut Schneglberger von der Bauernkammer auch bald zu spüren sein: "Den Borkenkäfer freut's gewaltig". Denn unter anderem aufgrund des Hitzestresses sind die Bäume weniger resistent gegen den Käfer. "Wir erwarten eine Generation mehr, das heißt das 40-fache mehr an Borkenkäfern. Speziell im Donaubereich ist das jetzt schon ein Problem", macht Schneglberger deutlich.
Weinbau in St. Florian am Inn profitiert vom Regenguss
Andernorts sieht's rosiger aus: So kam etwa für Weinbauer Michael Hitzinger von Fischer's Weinheuriger in St. Florian der Regenguss in der Vorwoche genau zur richtigen Zeit. "Weil die Trauben jetzt Wasser brauchen, um wachsen zu können, weil sie sonst klein bleiben würden." Für die kommenden Wochen wünscht sich Hitziger im Gegensatz zu anderen Landwirten eher trockenes Wetter. "Es sollte nicht ganz zu feucht sein, sonst bekommen wir Probleme mit dem Mehltau."
Waldbrandgefahr: Feuer und Rauchen verboten
Der viel zu trockene April veranlasste die Bezirkshauptmannschaft Schärding dazu, ein Feuer- und Rauchverbot herauszugeben. Dieses trat mit 23. April in Kraft und läuft mit 31. Oktober dieses Jahres aus. Untersagt ist jedes Anzünden von Feuer sowie Rauchen in sämtlichen Waldgebieten aller Gemeinden im Bezirk Schärding sowie in deren Gefährdungsbereichen verboten. "Ein Gefährdungsbereich ist überall dort gegeben, wo die Bodendecke oder die Windverhältnisse das Übergreifen eines Feuers durch Funkenflug in den benachbarten Wald begünstigen." Bei Missachtung der Verordnung werden Geldstrafen bis 7270 Euro fällig.
Wetterprognose
Prinzipiell war es in den letzten zehn Wochen in ganz Oberösterreich zu trocken. Ein frühes Winterende und eher punktuelle Niederschläge prägten den Frühling. Laut Wolfgang Traunmüller von Blue Sky Wetteranalysen in Attnang-Puchheim liegt der Grund für die trockene zweite Frühlingshälfte "in der ausgesprochenen beständigen Blocking-Wetterlage mit anhaltenden Hochdruckgebieten in Mittel- und Nordeuropa sowie einem beständigen Tief im Bereich der iberischen Halbinsel."
Traunmüller wagt eine Prognose: "Aus derzeitiger Sicht fällt der Juni etwas wärmer als sonst aus" – mit kühleren Phasen vergangene Woche und kommendes Wochenende. Für den Zeitraum bis August ist laut Traunmüller mit einem um bis zu zwei Grad zu warmen Sommer zu rechnen. Meistens treten Trockenphasen im Hochsommer auf. Im April und Mai gab es sie zuletzt 2002 und 2003.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.