Die Natur liegt ihm am Herzen
Erich Auer ist erneut in den Naturschutzbeirat von Kärnten bestellt worden. Mit der WOCHE spricht er über Aufgaben und Herausforderungen für das Gremium.
SPITTAL (ven). Der Spittaler Erich Auer ist erneut in den Kärntner Naturschutzbeirat bestellt worden. Als Umweltreferent und somit Vertreter des Alpenvereines wird er mit seinen Kollegen Klaus Kugi (Naturschutzbund), Gerald Malle (Naturwissenschaftlicher Verein), Thomas Schneditz (Naturfreunde) und Johannes Thurn-Valsassina (Kärntner Jägerschaft) für die nächsten fünf Jahre die Interessen des Naturschutzes in Kärnten vertreten. Die WOCHE sprach mit Auer über Herausforderungen und Aufgaben des Beirates, der besonders in punkto Hotelprojekt am Mölltaler Gletscher in Kritik geraten ist.
Umweltbewusst aufgewachsen
Geboren in Villach und aufgewachsen in Puch, stammt Auer aus einem sehr umweltbewussten Elternhaus. Er ist Lehrer für Deutsch und Biologie, sein Professor war bereits im Naturschutzbeirat vertreten. "Mitte der 80er Jahre war ich bei der Bürgeraktion für den Erhalt des Lebensraumes Drautal dabei. Dort haben wir zehn Jahre lang intensiv gearbeitet", so Auer, der auch bekannt für seine Vorträge über den Auwald wurde.
Erneut bestellt
"Vor 15 Jahren kam dann der Anruf, in der Sektion Spittal des Alpenvereines wird ein Naturschutzreferent gesucht, das hab ich dann übernommen. Mittlerweile habe ich diese Funktion auch im Landesverband über, dies ist auch mit der Funktion im Naturschutzbeirat automatisch verbunden", so der Vater von vier Töchtern. Mit seinem Vorgänger Björn Zedrosser hat er intensiv gearbeitet, seit 2012 das Amt völlig übernommen. "Ich bin Umweltanwalt und Naturschutzbeirat in diesem Gremium, das nach der ersten Bestellung im Jänner 2018 nun nach der Novelle des Naturschutzgesetzes erneut bestellt werden musste", erklärt er.
Zeitintensiv
Die Aufgaben: Die Politik informieren, sich mit Bescheiden beschäftigen, mit Projektwerbern eventuelle naturschutzrechtliche Probleme prüfen und klären und auch die Bescheidbeschwerde mit dem Gang vor Gericht. "Täglich bekommen wir etwa zehn Bescheide, die wir durchlesen, Gesetze nachschlagen, Rücksprache halten. Also ich bin schon sieben Tage die Woche täglich rund zwei Stunden mit dieser Aufgabe beschäftigt", so Auer, der das Amt ehrenamtlich ausübt. Dazu kommen noch Treffen des Gremiums ein- bis zweimal im Monat, Gerichtsverhandlungen, Besichtigungen und Service für Projektwerber, ob das geplante Vorhaben überhaupt möglich ist.
Eigentlich sei die Funktion ein Fulltime-Job, Zeit für seinen Beruf als Lehrer im FSSZ Spittal, dem Singen bei Ambidravi Vocal, dem Kiwanis Club, seinen Reisen und die Fotografie nimmt er sich dennoch. "Ich wünschte ich könnte mal sagen, dass mir langweilig wäre", schmunzelt er.
Talabfahrt nicht möglich
Besonders beim Projekt am Mölltaler Gletscher stand das Gremium in Kritik. "Bei der Kleinfragant haben wir explizit gesagt, dass zwar das Hotelprojekt möglich ist, nicht aber die Talabfahrt. Man müsste das Naturschutzgebiet aufheben und das geht laut Alpenkonvention einfach nicht", so Auer, der dies mit dem Denkmalamt vergleicht. "Wenn die sagen, es geht etwas nicht, wird es akzeptiert, aber in der Natur will man Gesetze und Verordnungen aufweichen." Er versteht auch nicht, dass die ÖVP das Projekt zur Koalitionsbedingung machen möchte.
Feuchtflächen und Alpinzonen
Hinzugezogen werde der Beirat bei Eingriffen in Feuchtflächen oder in Alpinzonen. "Bei Natura 2000 haben wir nichts mitzureden. Mit der Naturschutzgesetznovelle nun ist es eh schon besser geworden. Wir sind ja auch die Umweltanwaltschaft und damit in große Verfahren mit eingebunden." Weitere Tätigkeitsbereiche sind der Nationalpark Hohe Tauern, der Biosphärenpark, dort sitzt er im Kuratorium und ist als Landesvertreter für den Naturschutz zuständig. "Forstwege, Windparks und Wasserkraftwerke beschäftigen uns."
Beirat muss sich entwickeln
Interessant ist für Auer auch die Aarhus-Konvention (ein Übereinkommen der Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten). "Bis jetzt ist das in Österreich nicht geregelt, aber gerichtlich wird es nun schlagend. Das bedeutet auch Unsicherheit für Projektwerber, denn die Naturschutz-Vereine können sagen, sie wurden übergangen, das Verfahren wird gestoppt", so Auer. Somit werde sich der Beirat in Kärnten weiterentwickeln müssen. "Überall gibt es hauptamtliche Umweltanwaltschaften. In Kärnten nicht. Somit können wir aber unsere Unabhängigkeit behalten."
Betroffene melden sich
Den Beirat bemühen können nun Bürgerinitiativen, auch Landwirtschafts- und Wirtschaftskammer bekommen fixe Termine. "Jeder, der betroffen ist, kann sich bei uns melden und bei Sitzungen das Problem vorbringen." Beim geplanten Asfinag-Rastplatz in Seeboden zum Beispiel habe er allerdings keine Handhabe. "Es ist keine Feuchtfläche betroffen. Man versucht schon, uns ein bisschen auszuhebeln", meint er.
Grüne Verantwortung sehen
Sein Appell an die Politik: "Nachdem die Grünen nicht mehr im Landtag sind, sollte dennoch jede Partei ihre grüne Verantwortung sehen. Das Artensterben ist augenscheinlich, und um unseren wunderbaren Lebensraum zu erhalten, müssen wir alle mithelfen und ein Bewusstsein dafür schaffen."
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