Umwelt und Klimawandel
Wie klimafit ist St. Pölten? (mit Umfrage)
Ein Projektteam erarbeitet eine Klima-Rahmenstrategie für die Landeshauptstadt. Bis zum Herbst soll diese fertiggestellt sein.
ST. PÖLTEN. Nach den vielen Hitzetagen Juni brennt die Frage nach der Klimazukunft der Stadt umso heißer. Das war auch bei der Klimaenquete der Stadt St. Pölten letzte Woche im Sonnenpark deutlich spürbar. Dort präsentierte ein Projektteam aus Mitarbeitern des Magistrats und externen Experten die Klima-Rahmenstrategie „St. Pölten 2030 – klimaneutral & klimafit“. Das Ziel: Bis 2030 klimaneutral zu werden.
Eckpunkte der Strategie
Erarbeitet wurde die Strategie im Rahmen der "Fit4Urban Mission", bei der neun österreichische Städte sich als Vorreiter auf den Weg zur Klimaneutralität machen. Im Fokus stehen dabei 4 Handlungsfelder: Stadtplanung; Mobilitätsplanung; Energie, Gebäude und Wärme; Kommunikation und Bewusstseinsbildung.
Mobilität ist von besonderer bedeutung: "Der Verkehr ist der einzige Sektor, wo die klimaschädlichen Emissionen immer noch steigen, was auch die Verbesserung in anderen Sektoren quasi auffrisst", so Johann Schneider vom Projektteam. Auf E-Mobilität umzusteigen, würde nicht genügen, sondern, es brauche "Push- und Pullfaktoren": "Das heißt, klimafreundliche Mobilität zu fördern und klimaschädliche Mobilität unattraktiver zu machen."
Das sagt eine Aktivistin
Die Klima-Rahmenstrategie ist noch nicht fertig ausformuliert, einsehen können wird man sie im Herbst. Dann soll sie auch vom Gemeinderat ratifiziert werden. Bis dahin ist der Masterplan St. Pölten 25/50 der Leitfaden für St. Pöltens klimaziele. Johanna Frühwald von Fridays for Future St. Pölten sieht den Masterplan kritisch. "Der Masterplan ist in seiner jetzigen Form eine Greewashingaktion. Ziele müssen messbar sein, um eine Evaluierung möglich zu machen. Im Masterplan wird mit Lippenbekenntnissen gearbeitet - die Rede ist von „mehr“, „Steigerung“ oder „Ausbau“ - ernst gemeinte Klimaziele bzw. ein Klimafahrplan für St. Pölten sind nicht enthalten."
Frühwald fordert einen Ausbau der Radinfrastruktur und kritisiert das Projekt Traisental Schnellstraße. "Eine S34 hat in einem klimafitten St. Pölten im Jahr 2022 eindeutig keinen Platz, das Geld sollte man in wirkliche Verkehrslösungen stecken: einen Bahnausbau sowie Radhighways. Solche fossile Großprojekte erzeugen einen Lock-In Effekt, der die Mobilität für die nächsten Jahrzehnte maßgeblich in die falsche Richtung des motorisierten Individualverkehrs lenkt."
Krise erfordert Kooperation
"Es ist klar, dass in so kurzer Zeit die Klimakrise für die Stadt nicht gelöst werden kann. Viel eher ist es ein Arbeitsanstoß, um sich auf einer strategischen, übergeordneten Ebene damit zu befassen", so Isabella Sabathiel von der Stadt St. Pölten. "Diese Herangehensweise ist erforderlich, da es sich bei der Klimakrise um eine interdisziplinäre Themenstellung handelt – es reicht nicht aus, wenn sich nur eine Abteilung, etwa ausschließlich der Umweltschutz oder die Stadtplanung, damit beschäftigt."
Johanna Frühwald betont, dass Klimaschutz Vorteile für alle St. Pöltner hat: "Klimaschutz bedeutet mehr Lebensqualität für alle. Eine autofreie Stadt bringt weniger Luftverschmutzung, mehr Platz für Menschen und weniger Hitze mit sich. Erneuerbare Energien versprechen Preisstabilität, Unabhängigkeit und weniger Klimakrise. Ein klimafittes St. Pölten mit viel Grünfläche kann so viel mehr als die Betonwüste, in der wir jetzt leben."
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