Der freche Kevin, der kleine Vampir Rudi
Haselkätzchen. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind gebliebene - Teil 145

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Die Hasel blüht heuer schon seit Ende Jänner - also mega früh. Kein Wunder auch, gilt sie doch als immunstärkend. In der Volksheilkunde geht man davon aus, dass ein Gemmomazerat aus den Knospen bei Lungenbeschwerden und Bronchitis helfen kann. Ein Tee aus den Kätzchen soll fiebersenkend wirken (Corona). Gemäß der keltischen Baumsymbolik soll die Hasel für Gerechtigkeit sorgen, Konflikte lösen, inspirieren und Glück bringen - was sich angesichts der momentanen weltpolitischen Lage auch sehr spannend anhört. Ihre gerade Ruten werden seit jeher zum Rutengehen verwendet, sei es um Wasser- oder Metalladern aufzuspüren oder verborgene Schätze zu heben. Um die Häuser unserer Vorfahren wurde zusätzlich zum Holunder auch gerne die Hasel als Schutzbaum gepflanzt. Und den Märchenliebhabern hat sie mit "3 Haselnüsse für Aschenbrödel" das schönste Weihnachtsmärchen der Welt beschert. Als ich vor kurzem gelesen habe, dass früher Haselkätzchen auch zum Strecken von Mehl verwendet worden sind, ist mir die folgende Geschichte eingefallen. Sie handelt wieder mal vom frechen Kevin und seinem Freund, dem kleinen Vampir Rudi. Viel Spaß beim Lesen!

"Du Rudi, du bist doch ein Vampir! Kennst du dich auch mit Heben von verborgenen Schätzen, Wünschelruten und unsichtbar machen aus?", stieß der freche Kevin völlig außer Atem hervor, als er schwitzend und schnaufend Rudis Sargdeckel aufriss und dieser - hätte ein Vampir ein Herz gehabt - sicherlich eine Herzinfarkt bekommen hätte. 

Rudi zitterte am ganzen Körper als er so unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. Es dauerte ein paar Minuten, bis er zuordnen konnte, wer er war und wo er sich befand. "Mensch Kevin, du Spinner! Wills du mich umbringen? Du hast mich gerade zu Tode erschreckt!" "Ähhm... seid ihr Vampire nicht eh schon so etwas ähnliches wie tot?" Keven zuckte betreten mit den Schultern und streckte seinem Freund zu Versöhnung die Hand entgegen. "Tut mir leid , Rudi! Aber ich bin grad einem Geheimnis auf die Spur gekommen! Du must mir helfen!"

So setzten sich beide auf einen alten modrigen Stein und Kevin erklärte ihm, was er gerade gelesen hatte. "Du kennst doch die Geschichte von den Wünschelruten, mit denen man Schätze finden kann. Ich habs schon oft probiert, aber der Stecken hing immer nur leblos in meinen Händen. Selbst eine Haselnuss-Rute funktioniert bei mir nicht, obwohl der Hasel so viele Magische Eigenschaften zugeschrieben werden! Meine Chefin, die Bäckermeisterin Krapf kann damit umgehen, aber sie sagt, bei ihr funktionieren Ruten nur bei Wasseradern. Aber gestern Abend vorm Heimgehen, da hat sie mir eine Geschichte erzählt, von ihrer Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter Cäcilia Krapf und ihrem geheimen Haselnuss-Blüten-Mehl.
Sie hat mir erzählt, dass in einem Jahr das Mehl so knapp geworden ist, dass sie es mit getrockneten Haselnuss-Kätzchen gestreckt haben. Die Ur-Ur soll gesagt haben, was den Honigbienchen schmeckt, müsste doch auch gut zum Zuckerbäcker passen. Auf jeden Fall, soll sie kurz nach der Anwendung eine Erfindung gemacht haben und zu großem Reichtum gekommen sein. Aber niemand kann sich erinnern, wie das Wundermehl hergestellt worden ist. Da dachte ich, ihr Vampire seid doch so etwas wie Zeitreisende... Rudi... kannst du mich nicht mitnehmen nach damals? Ich glaube es war das Jahr 1685...

Da begann Rudi zu lachen, bis ihm die Seiten weh taten, er vom modrigen Stein plumpste und vor lauter Lachen um Luft japsend auf dem Boden lag. "Mensch Kevin! Was du nur immer für verrückte Ideen hast! Und wozu brauchst du plötzlich so viel Geld? Deine Mama hat wieder eine gute Arbeit und du bekommst als Lehrling jeden Monat deinen Lohn!" Da wurde Kevin ganz rot im Gesicht und fühlt sich ziemlich ertappt. "Ich brauche ein Moped1" stieß er hervor. Ein Zweisitzermoped mit dem ich Juliane von Nebenan abholen und herumfahren kann. Und es sollte ein schönes Moped sein, das ihr gefällt und mit dem sie gerne mitfährt!" "Natürlich, unser Kevin ist schon wieder verliebt!" Lachend kam Großonkel Ivan in die Gruft hereinspaziert. In so einem Fall, muss euch der liebe Großonkel Ivan natürlich unter die Arme greifen. Damit drehte er sich um und griff nach einer Flasche mit einer grünen Flüssigkeit, die neben der Berühmten Blutersatzlösung - dem Grundnahrungsmittel für Vegane Vampire - stand, die Kevin, Rudi und Ivan vor einigen Jahren erfunden hatten. 

Rudi, stell dich bitte neben Kevin und gib ihm die Hand. Wenn ihr bereit seit, trinkt ihr einen Schluck von der Lösung, dann stellt euch fest die Bäckerei von Frau Krapf vor und sagt die Zahl 1685. Das Mittel wirkt 3 Stunden. Dann kommt ihr automatisch wieder zurück. Es kann euch also gar nichts passieren. "Na super! Wozu sind Freunde auch sonst da!" dachte Rudi leicht verärgert, als er Kevin die Hand gab. Da machte es schwubs, alles begann sich zu drehen und schon saßen sie in Kevins Bäckerwerkstatt - oder zumindest der Ur-Ur-Ur-Ur- Uroma davon. 
Gott sei dank war es noch Dunkel und sie schienen ganz alleine zu sein. Vorsichtig begannen die beiden ungleichen Freunde die Bäckerei nach einem Rezeptbuch oder ähnlichem zu durchstöbern. Außer verschiedenen Mehlsäcken ließ sich aber nichts finden. 

"In Deckung Rudi!", zischte Kevin plötzlich. Da kommt jemand aus der Bäcker-Wohnung herunter. Eine runde Frau mit Schlafhaube und riesen Händen - wie es den Jungs schien, stieß die Tür auf und machte Licht. Ihrem Körperbau nach hätte man ihr die Geschwindigkeit mit der sie ihre Arbeiten verrichtete niemals zugetraut. Denn schon brannte ein Feuer im Herd. Im Handumdrehen hatte sie auch die verschiedensten Brotteige verknetet. "Das wird jetzt ein süßer Teig - bedeutete Kevin Rudi stolz. Er war gespannt was das werden sollte, denn auf den Herd hatte sie zuvor einen großen Topf mit Schweineschmalz aufgestellt. Da ging noch einmal die Tür auf - laut und rumpelnd - und ein hagerer Mann torkelte gröhlend in die Backstube herein. "Du lausiger Nichtsnutz du!" rief die Bäckerin erbost. Ich arbeite mir den Buckel krumm und kann nicht einmal einen weiteren Gesellen verzahlen und du versaufst hinter meinem Rücken wieder alles!" Jetzt war die ehrwürdige Frau Cäcilia Krapf blind vor Wut. Mit einem lauten "Grrrrrrr" warf sie kurzerhand mit einem großen Teigpatzen nach ihrem Ehemann, der es gerade noch rechtzeitig schaffte, sich zu ducken, bevor der Teig im kochenden Fett einschlug, dass es nur so spritze. Das brachte du gute Bürgersfrau wieder zur Besinnung und sie beeilte sich, die Teigkugel, die mittlerweile eine schön goldbraune Farbe angenommen hatte und fantastisch roch, aus dem Topf zu fischen. Doch da flogen ihr auch schon weitere Teigkugeln um die Ohren. "Hör auf Edgar! So hör doch auf! Sonst haben wir morgen früh nichts zu verkaufen und wir verlieren unsere Kunden!" Und so fischte sie eine nach der anderen auch noch die restlichen goldbraunen Kugeln mit dem schönen weißen Rand aus dem Fett, als die Teigsalve zum Stilltand gekommen war. 

Kevin und Rudi hatten die beiden Streithanseln im Gefecht Gott sei Dank nicht entdeckt. Denn die standen nur mit offener Kinnlade da und starrten das Ehepaar ungläubig an. Bevor sie sich jedoch von dem Schreck erholen konnten, blitze es grün vor ihren Augen, alles begann sich zu drehen und schon waren sie zurück in ihrer Gruft. "Bist du deppert, Rudi", begann Kevin ganz ehrfürchtig. "Weißt du was! Wir waren grad live dabei bei der Erfindung der Cilli Kugerl, das waren die Vorfahren der Faschingskrapfen. Die Krapf soll durch sie sehr reich geworden sein!" Da blieb ihm schon wieder das Wort im Hals stecken und er sah drein, wie ein begossener Pudel. "Nein, ich Tr...". "Es waren die Cilli Kugeln, die sie mit dem Hasel-Kätzchen-Mehl gemacht hat! Wenn wir doch bloß ein Stäubchen davon mitgenommen hätten, dann könnte es Großonkel Ivan analysieren!" 

"Die Herrschaften haben mich gerufen?" Großonkel Ivan kam mit einem Faschingskrapfen und zwei Tassen mit Blutersatzlösung in den Raum und setzte sich zu ihnen. Während Kevin hungrig in den Krapfen biss, begann Rudi aufgeregt zu erzählen... "Wääähhhh!" schrie Kevin plötzlich. Jetzt ist mir schon wieder die Marmelade ausgefahren und ich hab mir das schöne Hemd angepatzt! Dabei wollte ich mich doch gleich mit Julia treffen!" 

Großonkel Ivan, Vorsteher der Chemischen Gesellschaft, Gentleman und Vampir von Welt, sah Kevin lange an. Dann begann er zu schmunzeln. "Sieh genauer hin, Kevin... Ich denke dein Erfolg liegt nicht im Haselnusskätzchen-Mehl oder in verborgenen Schätzen begründet. Du kannst doch Faschingskrapfen backen, nicht wahr?" Kevin nickte verständnislos. Aber Faschingskrapfen haben einen Haken, wie du soeben gesehen hast. Warum tust du nichts dagegen? Lass dir was einfallen! Ich glaube die Hasel, hat dir eine greifbare Lösung gezeigt. 

Da ging dem frechen Kevin ein Licht auf. "Ja, natürlich! Ich backe jede Menge Krapfen, zuckere einen Pfeil darauf, der aufs Loch mit der Marmelade zeigt und verkaufe sie am Faschingsdienstag beim großen Umzug vor unserem Haus! Ich wette das wird der Renner und ich verdiene jede Menge Geld damit!" Und schon war er zur Tür hinaus. "Sind alle Verliebten so plemplem", fragte Rudi Großonkel Ivan, als Kevin gegangen war. "Das musst du schon selbst herausfinden!" grinste der große Vampir-Gentleman, dann klappte er seine Taschenuhr auf, las mit dem Monokel im Auge die Uhrzeit ab und verabschiedete sich ebenfalls. "Ich habe Kevins Großmutter versprochen, ihr heute einen Besuch abzustatten. Und damit war auch er zur Tür hinaus.

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