Pelargonienpulver
KRANICHSCHNABEL. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kindgebliebene - Teil 127

Stinkender Storchenschnabel, Ruprechtskraut oder Geranium Robertianum (Geranium anglicum konnte ich leider noch nicht finden...)
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  • hochgeladen von Anita Buchriegler

Vor einigen Wochen haben sich Erkältung und Schnupfen quer durch die Familie gezogen. Da ist mir ein altes geniales Mittel eingefallen, das super hilft wenn Grippe und Erkältung gerade ums ausbrechen sind... nämlich das Hildegard Pelargonienpulver. Die Frage nach den Zutaten kostete mich einige Verwirrung. Ist es nun die echte Geranie - also unsere Fensterblume, der stinkende Storchenschnabel (Ruprechtskraut) oder eine andere Pelargonienart die darin vermahlen ist. Meine Recherchen ergaben, dass es Geranium anglicum, der Kranichschnabel ist, den man in diesem Pulver findet. Da kam mir wie so oft das folgende Märchen in den Sinn. Viel Spaß beim Lesen!

Es war einmal ein junger Mann, dessen größte Freude es war, Pflanzen und ihre Eigenschaften zu erkunden. Das Wissen der Alten hatte er von seiner Großmutter gelernt und Jahr für Jahr erweitert, sodass er viele Leiden der Menschen in seinem Umkreis mit dem richtigen Kräutlein zu kurieren wusste.
Im vergangenen Winter, hatten Grippe und Erkältungskrankheiten besonders arg zugeschlagen. Wer es übersah und nicht gleich mit dem passenden Mittelchen dagegen hielt, brauchte lange, um die zehrende Krankheit zu überwinden. Im nahen Kloster durfte er manchmal bei Bibliothekar Pater Theophil in alten Schriften stöbern. Und wirklich, als die ersten Strahlen der Frühlingssonne durch die kleinen bunten Bleiglasscheiben fielen, fiel dem jungen Mann eine altes Stück Pergament mit verheißungsvoller Schrift in die Hände.
Pelargonie-Mischpulver“ stand da: „Wer Schnupfen hat, halte das Pelargoni-Pulver an seine Nase und ziehe dessen Duft in sich ein, und der Schnupfen löst sich leichter und linder und vergeht schnell, ohne den Menschen zu gefährden.“
Wer Husten und ein Gebrechen in der Brust hat, mache aus Mehl und diesem Pulver kleine Kuchen in einer Pfanne unter Beigabe von Fett oder Butter und esse diese oft vor und nach dem Essen, und der Husten und das Geschwürigsein der Brust lösen sich leicht und gelinde, und dem Menschen wird es besser gehen.“
Rupert wollte diesen Schriften unbedingt weiter auf den Grund gehen. Aber ein Teil davon war Abgerissen. So konnte er auch bei der Zutatenliste für dieses Schnupfen und Grippe Wundermittel nur mehr Bertram, Muskat und Pela… lesen. Auch vom Verfasser des Rezepts war nur mehr ein H… übrig geblieben. „Na, so schwer kann das ja nicht sein!“ kombinierte Rupert. Ich denke die fehlende Zutat kann doch wohl nur die Pelargonie, also unsere Fenster Geranie sein. Und so begann er sogleich ein paar schöne rote Blüten von der stattlichen Geranie am Fensterbrett abzuzupfen und zu trocknen. Als er das Pulver fertig hatte, klagte die Nachbarin über eine lästige Sommergrippe. Doch, obwohl Rupert sofort mit dem Pulver zur Stelle war, stellte sich keine Wirkung ein. „Es muss wohl doch noch andere Pelargonien Arten geben“ grübelte Rupert. Und es blieb ihm nichts anderes übrig als weiter zu forschen.

An einem schönen Junimorgen, er war zur Hochalpe aufgestiegen, um dort besonders heilkräftige Sonnwendkräuter zu sammeln, begegnete er dort einer jungen Frau, die ebenfalls ganz vertieft in die hiesige Flora war. Rupert sprach sie an. „Arnika! Den suche ich auch! Er ist einfach das beste Allheilmittel. Als würde er die Selbstheilkräfte des Körpers auf magische Weise ankurbeln.“ Die junge Frau lächelte ihn an und begann sich mit ihm zu unterhalten. Rupert merkte wohl, dass sie aus dem gleichen Holz geschnitzt waren und noch etwas spürte er: ein eigenartiges Flattern in der Magengrube.
In nächster Zeit liefen sich die Rupert und die junge Hebamme Flora immer öfter über den Weg, scherzten, redeten und philosophierten. Ja, er erzählte ihr sogar vom geheimen Zauberpulver, dessen fehlende Zutat er bisher vergeblich gesucht hatte.  Da fasste er eines Tages tapfer den Entschluss sie zu fragen, ob sie ihn heiraten wollte. Er hatte ein schönes kleines Häuschen das ihm gehörte und vom Geld und den Gaben die er durch seine Tätigkeit als Heiler erhielt, fand er ein gutes Auskommen. Als er ihr jedoch von seinem Ansinnen berichtete, überschatteten sich ihre Züge. „Ich kann nicht heiraten!“ Damit drehte sie sich um und lief den steilen Pfad hinab der zu ihrem Dorf führte.
Rupert war perplex. Konnte er sich wirklich so sehr in einem Menschen täuschen. Die Abfuhr nahm ihn sichtlich mit. Er verlor Appetit und Freude am Leben. Das Heilpflanzen Sammeln hielt er am wenigsten aus, erinnerte es ihn doch mit jedem Tritt an sie!
Auch sein Freund, der gute Mönch Theophil merkte den Wandel in Rupert. „Du kennst doch den alten Eremiten Konrad, der oben in der Klamm haust? Er ist letzte Woche verstorben. Bis ein neuer die Einsiedelei übernimmt, könntest du eine Zeit lang dort oben wohnen. Ich glaube ein Tapetenwechsel würde dir gut tun!“ Rupert war sich zwar nicht ganz gewiss, ob die Einsamkeit wirklich das Wahre war für ihn dieser Zeit, aber er beschloss, es einfach einmal zu probieren.
Als er mit Sack und Pack die Hütte erreichte, musste er lachen. Auf dem Fensterbrett stand der gleiche schöne Geranienstock wie bei ihm zu Hause und auf der Gred rund ums Haus wucherten verschiedene Storchenschnabel Arten. „In Gottes Namen…!“ sagte der junge Mann. Und machte sich daran, weitere alte Schriften zu studieren, die ihm der Mönch mitgegeben hatte.
Am nächsten Morgen begann er zeitig, Bertram und Muskat zu einem feinen Pulver zu mörsern. Nur zur Sicherheit, für den Fall, dass er bald auf die richtige Spur kommen würde.
Eines Morgens schnallte er sich den Buckelkorb um und machte sich auf den Weg ins nächste Tal. Dort sollte ein Kräuter kundiger Wendter hausen, der ihm vielleicht weiterhelfen konnte. Als er auf halbem Weg war, kam plötzlich ein heftiges Gewitter auf und es begann wie aus Kübeln zu schütten. „Macht nichts“ dachte Rupert. „Ich bin ja nicht aus Zucker!“ Anstatt sich unter zu stellen, machte er einfach kehrt und lief im strömenden Regen nach Hause. Todmüde und halb erfroren erreichte er am Abend die Einsiedelei. Nass bis auf die Haut fachte er ein Feuer an und goss etwas Rotwein in einen Topf um ihn auf dem Feuer zu wärmen, dann brach er mit Schüttelfrost vor dem Herd zusammen.“
Im Dorf auf der anderen Seite des Waldes, wanderte die junge Hebamme Flora vor ihrer Hütte auf und ab. Sie hatte ein ganz ungutes Gefühl, weil sie Rupert so vor den Kopf gestoßen hatte. Ach wäre doch wenigstens ihre Großmutter noch am Leben. Die alte Dorfhebamme die sie großgezogen und ihr alles beigebracht hatte, was sie konnte, hätte sicherlich den rechten Rat gewusst.
Doch die war eben nicht mehr da... Kurzer Hand schnappte sie ihren Umhang und machte sich auf ins andere Dorf um mit Rupert zu reden. „Der ist in die Einsiedelei gezogen!?“ wiederholte Flora perplex. "Uiuiui ich glaube, ich hab ihn mit meinem Gehabe ganz schön weh getan." Kurzentschlossen schlug auch sie den Weg in die Einsiedelei ein. Beim alten Marterl machte sie Rast um ein paar Beeren zu pflücken und Wasser aus dem Bächlein zu trinken. Da bemerkte sie eine Nonne, die Blumen pflückte und zu kleinen Sträußchen band. Sie lächelte Flora an und begann zu erzählen. „Kennst du diese Blumen? Es sind lauter Storchenschnabel Arten… die hier zum Beispiel heißt Kranichschnabel oder Geranium anglicum. Mörsert man das getrocknete Kraut fein und mischt es mit Bertram und Muskat gibt es ein perfektes Mittel bei beginnender Grippe ab. Einfach einen Teelöffel davon in Wein aufkochen und vor dem Zubettgehen trinken. Am Morgen sieht dann alles wieder viel besser aus.
Und das hier, das ist Ruprechtskraut oder der Stinkende Storchenschnabel. Der hilft wiederum oft Frauen die glauben keine Kinder bekommen zu können…
Die Klosterfrau wusste noch viel zu erzählen und Flora hörte konzentriert zu um nur ja nichts zu vergessen. Erst als sich die Nonne bei ihr verabschiedet hatte merkte Flora, dass sie sie nicht einmal nach ihrem Namen gefragt hatte.

„Trink das!“ sagte Flora und lächelte den Kranken sanft aber bestimmt an. „Ich habe dich gesucht, weil ich dir erzählen wollte, warum ich dir so eine schroffe Abfuhr erteilt habe. Im Dorf haben sie mich hier herauf geschickt… gerade noch rechtzeitig wie mir scheint!"

Als Rupert den warmen Rotwein in sich hinein schlürfte, bekam er gerade noch mit, dass er heute etwas eigenartig schmeckte, dann schwanden ihm wieder die Sinne. Er erwachte erst wieder am nächsten Morgen. Flora saß noch immer an seinem Lager. „Du bist ja ein unhöflicher Kerl!“ scherzte sie. Da erhältst du Besuch von deiner zukünftigen Frau und schläfst einfach ein, ohne mich zu bemerken!“ Jetzt sah Rupert wie ein Trottel drein. War das ein Traum oder halluzinierte er? Flora fing prustend an zu Lachen und begann zu erzählen: wie sie beim Marterl die Klosterschwester getroffen hatte, die ihr so vieles über die Pelargonienarten erzählt hatte und wie sie ihr ganz nebenbei sogar die Lösung für Rupterts Rätsel verraten hatte!
„Die Nonne gab mir auch noch anderes, sehr ähnliches Kraut mit, nämlich Geranium robertianum das wir als den Stinkenden Storchenschnabel kennen. Weißt du, Rupert, ich dachte ich könne keine Kinder bekommen. Deshalb habe ich auch beschlossen, nie zu heiraten. Seit dieser seltsamen Begegnung weiß ich, dass mir dieses Kraut helfen kann! Leider hab ich ganz vergessen, sie nach ihrem Namen zu fragen!“

Da stieß Flora einen spitzen Schrei aus: „NEIN! Da ist sie ja - die Nonne der ich am Marterl begegnet bin!“ Verstört starrte sie auf ein uraltes Frauenbild, das neben dem Herrgottswinkel hing. „Die heilige Hildegard von Bingen…“ flüsterte Rupert ehrfurchtsvoll. „Ich glaube, du hast einen ganz besonderen Draht zu ihr…“

Stinkender Storchenschnabel, Ruprechtskraut oder Geranium Robertianum (Geranium anglicum konnte ich leider noch nicht finden...)
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