Befreiungsfeier Steyr 2023
Widerstand damals – Zivilcourage heute
Brigitte Halbmayr hielt beeindruckende Rede bei der Befreiungsfeier in Steyr
STEYR. Eine beeindruckende Rede hielt die Politikwissenschaftlerin Brigitte Halbmayr bei der Befreiungsfeier am Montag, 8. Mai 2023 in Steyr. Sie stellte die deutsche Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ in den Mittelpunkt ihrer Rede. Sophie und Hans Scholl wurden 1943 bei der Verteilung von Flugblättern, die zum Widerstand gegen das NS-Regime aufriefen erwischt und wenige Tage später hingerichtet. Der Steyrer Widerstandskämpfer Max Petek war in der Nachbarzelle von Hans Scholl eingesperrt und konnte am Vorabend der Hinrichtung noch über ein Zellenfenster mit ihm sprechen. Nach Halbmayr sind in den letzten Jahren ganz gewöhnliche Widerstandshandlungen vermehrt in den Blick gekommen, „wo hingesehen statt weggeschaut wurde, wo das Gewissen über die Verblendung siegte, wo das Einstehen für andere mehr wog als der mögliche eigene Vorteil.“
Der Präsident der französischen Lagergemeinschaft „Amicale de Mauthausen“ Claude Simon berichtete von einem französischen KZ-Häftling, der auf einem Todesmarsch im April 1945 durch Steyr getrieben wurde. Manche Bewohner der Stadt hätten mutig Kübel voll mit Wasser aufgestellt, damit die entkräfteten Häftlinge trinken konnten. Auch die vielen Zuschauer in der Stadt hielten einen SS-Mann nicht davon ab, einen solchen Häftling kaltblütig zu erschießen. Die Vizepräsidentin des Internationalen Mauthausen Komitees Concha Diaz Berzosa machte darauf aufmerksam, dass in Europa schon jahrelang politische Kräfte regieren, die „nicht im antifaschistischen Konsens verwurzelt sind.“
Der Steyrer Bürgermeister Markus Vogl meinte in seiner Begrüßung, dass jene die die Augen vor der Vergangenheit verschließen, blind für die Gegenwart und Zukunft werden. Es gebe auch heute wieder Fanatiker, Hetzer und Verführer und Menschen, die sich täuschen und blenden lassen. Der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Steyr Karl Ramsmaier sprach von zwei großen Bedrohungen, vom Krieg in der Ukraine und dem Rechtsextremismus in vielen Ländern Europas. Der Widerstand damals gebe Orientierung und Mut für die Zivilcourage heute.
Vorgestellt wurden auch drei kurze Biografien, zwei KZ-Häftlinge und eine Zwangsarbeiterin. Sie zeigten, dass immer wieder Menschen gegen Unrecht auftraten und dabei ihr Leben riskierten. Oft bezahlten sie ihren Widerstand mit dem Leben. Schülerinnen der HLW setzten sich in kurzen Szenen kreativ und berührend mit dem Thema „Zivilcourage“ in ihrem Alltag auseinander.
Die Befreiungsfeier zum Gedenken an die Opfer des KZ-Außenlagers Steyr-Münichholz wurde von 24 Organisationen unterstützt und mitgetragen. Die Musikgruppe Tromax unter der Leitung von Eva Schiffler gestaltete die Feier musikalisch. „Besonders gefreut hat mich, dass auch heuer wieder viele internationale Gäste dabei waren“, sagt Karl Ramsmaier vom Mauthausen Komitee Steyr. Die internationalen Gäste waren sehr beeindruckt von der würdigen Befreiungsfeier in Steyr.
Fotos: Peter Röck
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