„32 Lehrer wollten sie sofort unterrichten“

In der Brückenklasse gibt es laut Wiesmayr kaum Fehlstunden: „Sie bedanken sich täglich für den Unterricht.“ | Foto: BRS
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  • In der Brückenklasse gibt es laut Wiesmayr kaum Fehlstunden: „Sie bedanken sich täglich für den Unterricht.“
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STEYR. Sie sitzen beisammen, stellen sich einander vor und verständigen sich wenn nötig mit Händen und Füßen: Die HAK-Schüler in Steyr haben sich ihrer neuen Kollegen angenommen und versuchen, sie bestmöglich in den Schulalltag zu integrieren. „Gleich am ersten Tag haben unsere Schüler für die Neuen ein Willkommensfest veranstaltet. Das Engagement ist beachtlich“, erzählt HAK-Direktorin Ute Wiesmayr. Mit 30. November 2015 hat die Brückenklasse, bestehend aus 21 Schülern aus Syrien, Afghanistan und Somalia, ihren Betrieb aufgenommen. „Wir mussten quasi K.o.-Kriterien schaffen, weil wir nicht alle aufnehmen konnten", erklärt Wiesmayr. So kamen nur jene 15- bis 22-jährigen Flüchtlinge zum Zug, die Englisch und Deutsch in Grundzügen und die Lateinische Schrift bereits beherrschen. Mehr als die Hälfte musste abgelehnt werden. „Es handelt sich eigentlich um eine Begabtenförderung. Deutschkurse werden andernorts viele angeboten“, erklärt Landesschulinspektor Gerhard Huber. An den Standorten HAK Steyr, Perg, Gmunden, Schärding sowie HLW Weyer und Landwiedstraße Linz gibt es solche Übergangsstufen für Flüchtlinge. 19 männliche und zwei weibliche Schüler – großteils Asylwerber – sitzen in der Steyrer Brückenklasse. Zehn Stunden pro Woche gibt es Deutschunterricht. Mathematik, Englisch, Geographie mit politischer Bildung, Wirtschaftsinformatik, Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz stehen ebenfalls am Stundenplan.

Regelmäßig Asylwerber

„Sie sollen sich nach dem Schuljahr entscheiden, ob sie weiter eine Berufsbildende Höhere Schule besuchen oder eine Lehre in einem 'Mangellehrberuf' beginnen", so Wiesmayr. Die Idee für diese Brückenklasse kam vom Ministerium. „Da wir seit 1992 regelmäßig Asylwerber bei uns in der Schule unterrichten, ist der Landesschulinspektor an uns herangetreten, ob wir so eine Klasse führen möchten. Bei einer Konferenz habe ich das Thema kurz angesprochen. 32 Lehrer haben sich gemeldet und wollten sie sofort unterrichten“, freut sich die Direktorin.

Köln macht betroffen

Laut Huber läuft das Projekt bisher sehr gut. „Dank gilt vor allem den engagierten Lehrern, die hier den sicher nicht leichten Unterricht übernehmen“, betont Huber. Ob das Projekt fortgesetzt wird, ist derzeit aber noch völlig unklar. Negative Ereignisse, wie die aus Köln, mindern die Solidarität der österreichischen Schüler mit den neuen Schulkollegen laut Huber nicht. Viele der Präsentationen aus dem Abschlussjahrgang behandeln heuer das Flüchtlingsthema. Auch in den Pausen ist das Verhältnis zwischen den Schülern sehr gut. „Nach den Vorkommnissen in Köln merkte man in der Brückenklasse vor allem eines: Betroffenheit“, erklärt Wiesmayr.
Kulturelle Unterschiede sind daher ein großes Thema im Unterricht an der HAK. „Die Schutzsuchenden erleben bei uns den 'normalen' österreichischen Schulalltag, werden naturgemäß von sehr vielen Lehrern unterrichtet und sind bisher noch in keiner Weise negativ aufgefallen. Es scheint ihnen bewusst zu sein, was 'andere Länder, andere Sitten’ bedeutet, und so verhalten sie sich auch“, so die Direktorin. Erklärungsbedarf hat es bisher nur für die Hausschuhpflicht gebraucht: „Das dürfte ein österreichisches Unikum sein. Wir müssen das nämlich auch immer regelmäßig unseren Gästen aus Italien und den USA erklären“, schmunzelt die Direktorin.

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