Lokalaugenschein in Navis
Ernste Lage nach großflächigen Windwürfen
UPDATE Donnerstag, 3. August 2023: Was beim Forstgipfel herauskam, lesen Sie hier.
Weit über 100 Jahre alte Bäume sind abgeknickt wie Streichhölzer. Teils großflächige Windwürfe fordern die Waldbesitzer, aber auch die Politik.
NAVIS. Zigtausende Festmeter Holz liegen seit den schweren Unwettern im Juli in den Wäldern (wir berichteten). Wegen der Borkenkäfer-Gefahr sollte rasch aufgeräumt werden. Das ist aber sehr schwierig, zumal die Arbeit gefährlich ist und Fachfirmen kaum zu kriegen sind. Die Tatsache, dass für das Holz kein guter Preis zu erzielen sein wird, kommt noch obendrauf.
Peer: "Große Sorge Borkenkäfer"
"Allein in Navis liegen 5.500 Festmeter. Die Firma kommt frühestens Mitte September, Seilbahn ist auch keine in Sicht. Gottseidank helfen einige Bauern. Trotzdem bereitet uns der Borkenkäfer große Sorgen. Und dass mit dem Wald heuer kein Geschäft zu machen sein wird, ist auch klar. Mittelfristig geht es aber auch um die Schutzfunktion und das Ortsbild", schilderte Bgm. und Substanzverwalter Lukas Peer die Lage.
Forstgipfel einberufen
Neben seiner Gemeinde hat es im Stubai- und Wipptal vor allem Neustift und Gries ganz schwer getroffen. Der Lokalaugenschein in Navis fand im Vorfeld des Forstgipfels statt, den LH Anton Mattle für Donnerstag einberufen hat. Anwesend waren Bundesminister Norbert Totschnig, LR Astrid Mair, LK-Präsident Josef Hechenberger, Landesfeuerwehr-Kdt. Jakob Unterladstätter und PV-Obmann Bgm. Florian Riedl .
Mammutaufgabe
Beim Forstgipfel werden sie und weitere Stakeholder - von Betroffenen über Vertreter der Landwirtschaft und Sägeindustrie bis eben zu Einsatzkräften und Politik - an einen Tisch geholt. Gemeinsam wird besprochen, wie die Aufräumarbeiten in den heimischen Wäldern am Besten bewerkstelligt werden können. Peer gab dazu auch zu bedenken, dass die meisten Landwirtschaften heutzutage im Nebenerwerb geführt werden und die Betriebe oft nicht die Möglichkeit haben, selbst Schadholz schnell aufzuarbeiten. Der Landwirtschaftsminister versprach: "Wir können einiges zur Verfügung stellen." Er sprach damit insbesondere Mittel aus dem Waldfonds an.
Hechenberger: "Jeder Euro ist gut investiert"
Hechenberger: "Das Wetter wird immer extremer. In Tirol liegen insgesamt 600.000 Festmester Holz am Boden. Hauptbetroffen waren die Bezirke Imst, Innsbruck-Land und Schwaz. Viel Wertschöpfung wurde zerstört. Das Holz aus den Windwürfen kann maximal als Brennholz verkauft werden. Derzeit wird der Erlös mit der Bringung aufgefressen. Ich hoffe auf zusätzlich Unterstützung aus dem Katastrophenfonds. Jeder Euro ist gut investiert! Wir wollen und müssen beim Forstgipfel Pflöcke einschlagen, sonst werden die Seitentäler künftig nicht mehr besiedelbar sein!"
Riedl: "Siedlungsraum schützen"
Wipptals PV-Chef Riedl sieht das ähnlich. Er forderte auch mittelfristiges Denken ein: "Es gilt mit der Wildbach- und Lawinenverbauung die Gefahrenpläne zu analysieren, um den Dauersiedlungsraum abzusichern." Der Ernst der Lage ist also allen bewusst. Genauso wie, dass es dringenden Handlungs- und Abstimmungsbedarf gibt. Wie man das viele Schadholz zielgerichtet und effizient aufarbeiten kann, war beim Lokalaugenschein aber freilich noch nicht klar.
Das könnte Sie auch interessieren: Borkenkäfer: Zwei Verordnungen erlassen
www.meinbezirk.at
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.