Widum Lueg
Neues Kapitel im alten Streit

Das desolate Pfarrhaus ist Teil der einst bedeutenden Zollstätte Lueg. Es steht unter Denkmalschutz. | Foto: Kainz
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  • Das desolate Pfarrhaus ist Teil der einst bedeutenden Zollstätte Lueg. Es steht unter Denkmalschutz.
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Schon lange will Juri Vonmetz das denkmalgeschützte Widum in Lueg sanieren. Er erhält jetzt Rückendeckung aus dem Stubai.

GRIES. Sandra Rauth hat im Internet eine "Petition zur Rettung gotischen Denkmalensembles Kirche und Widum am Lueg" gestartet. Der Telferin liegt der Erhalt von altem Tiroler Kulturgut am Herzen, sagt sie und hofft auf zahlreiche Unterstützer. Einige hundert Unterschriften sind bis Redaktionsschluss am Montag bereits zusammen gekommen. Nach Abschluss der Aktion sollen diese der Gemeinde Gries sozusagen als Empfehlung übergeben werden.

Unverständnis beim Besitzer

Juri Vonmetz ist der, der das im Kern vermutlich rund 500 Jahre alte Kulturerbe in Gries vor dem endgültigen Verfall retten will. Er hat das alte Widum vor fünf Jahren gekauft und möchte im ersten Schritt zumindest das einsturzgefährdete Dach sanieren - darf aber nicht. Ein Betretungsverbot hindert ihn daran. Der Bereich Lueg ist nämlich wegen drohenden Steinschlags bereits vor zehn Jahren per Verordnung zum Sperrgebiet erklärt worden. Vonmetz wusste also beim Kauf von dem Problem. "Trotzdem gibt es bis heute zahlreiche Ausnahmengenehmigungen, etwa für die Benützung des Lagerplatzes der Gemeinde", versteht Vonmetz nicht, dass ihm nicht auch eine solche erteilt wird. Das, obwohl sich die Geminde anfangs lösungsorientiert gezeigt hätte, wie er anmerkt.

"Sicherheit geht vor"

Die Gemeinde beruft sich einzig und allein auf die Sicherheit. "Im Bereich Lueg herrscht nun mal akute Steinschlaggefahr. Da blutet auch uns das Herz, denn die liebevoll renovierte Luegkirche und der Fußballplatz dürfen auch nicht mehr betreten werden. Solange die Gemeinde die Haftung innehat, können wir leider keinesfalls befürworten, dass im selben Gebiet ein Haus saniert und später vielleicht bewohnt wird. Und solch sicherheitspolizeiliche Maßnahmen können nicht an Zivilpersonen abgetreten werden - auch wenn das in unserem Fall beide Seiten gewollt hätten", erklärt Bgm. Karl Mühlsteiger. Dem Ortschef ist dazu wichtig zu betonen, dass alle aufrechten Ausnahmen nur mit Zustimmung der Landesgeologie erteilt wurden und man hier "keine Willkür" walten lasse.

Asfinag-Verträge nicht unterzeichnet

In der Petition wird daher auch die vollumfängliche Umsetzung der Steinschlag-Schutzmaßnahmen gefordert, welche die Asfinag im Zuge der Neuerrichtung der Luegbrücke in Aussicht gestellt hat. Da Gries aber nach wie vor an der Tunnelvariante festhält und deshalb keinen Grund und Boden für den Neubau der Brücke zur Verfügung stellen will, läuft jetzt alles auf ein Enteignungsverfahren hinaus. Genau diesen Weg weiter zu gehen, hat der Gemeinderat im März diesen Jahres mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen. Befürchtet wird nun von Vonmetz' Unterstützern, dass die Schutzmaßnahmen durch die Enteignung der Gemeinde weit schmäler ausfallen.

Kontroverse zu Schutzmaßnahmen

"Bei einer Enteignung können nur die unbedingt notwendigen Flächen beansprucht werden, weshalb auch der von der Asfinag geplante Steinschlagschutz nur mehr teilweise umgesetzt werden kann. Die Dämme etwa würden zur Gänze entfallen – eine Katastrophe für die darunter liegenden gotischen Baudenkmäler", argumentiert Rauth online. Mühlsteiger sieht das völlig anders: "Egal, ob Enteignung oder nicht, ob Tunnel oder Brücke - die zu ergreifenden Maßnahmen werden die selben bleiben. Denn in Lueg muss so oder so auf der gesamten Länge gearbeitet werden."

Kleine Lösung in Sicht?

Mit Realisierung von neuen Schutzbauten ist Mühlsteiger zuversichtlich, dass "wieder eine temporäre Nutzung des Gebiets möglich sein wird." Die schlechte Nachricht für das Pfarrhaus folgt sogleich: "Eine Dauerbesiedelung sehe ich nach Gesprächen mit Experten - etwa der Wildbach- und Lawinenverbauung - jedoch weiterhin massiv kritisch. Das Restrisiko wird bleiben. Der Felssturz in Neustift hat uns hier sicher auch nochmal zurückgeworfen."

Gutachten zu Notsicherung

Vonmetz entgegnet, dass in anderen ähnlichen Situationen Lösungen gefunden werden, insbesondere, wenn es darum geht, wertvolles Kulturgut zu retten. Zudem will er auch festhalten, dass es im Nahbereich des Widums "in den letzten Jahrzehnten überhaupt keinen Steinschlag gab und auch in der Chronik der vergangenen Jahrhunderte kein Steinschlagereignis erwähnt ist".
Hoffnung gibt beiden Seiten jetzt auch noch ein anderer Punkt: Das Bundesdenkmalamt möchte nun mittels Gutachten zumindest Möglichkeiten einer Notsicherung ausloten. Das Ergebnis wird mit Spannung erwartet.
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