Wipptal
Stacheldrähte stechen ins Auge

Wurden früher viele Tiere mit Hirten – meist Kindern oder älteren Menschen – den ganzen Tag bewacht, so übernimmt diese Aufgabe heute zumeist ein (Stacheldraht-)Zaun. | Foto: Peter Würti
2Bilder
  • Wurden früher viele Tiere mit Hirten – meist Kindern oder älteren Menschen – den ganzen Tag bewacht, so übernimmt diese Aufgabe heute zumeist ein (Stacheldraht-)Zaun.
  • Foto: Peter Würti
  • hochgeladen von Tamara Kainz

Vielleicht haben auch Sie sich schon mal darüber gewundert, warum auf den Wipptaler Bergen so viel Stacheldrahtzäune stehen (müssen).

WIPPTAL (tk). Wer öfters im Wipptal wandert oder Rad fährt, dem dürfte der Anblick bekannt sein: Stacheldrahtzäune gehören von den Tuxer Voralpen bis hinauf in die Brennerberge quasi zum Landschaftsbild dazu. Dass sie selbiges nicht verschönern, versteht sich. Trotzdem soll hier nicht infrage gestellt werden, dass die Abgrenzungen zum Nachbar, zum Wald oder hin zu gefährlichen Stellen aus gutem Grund errichtet werden. Um besser zu verstehen, warum es ausgerechnet Stacheldraht sein muss, warum der manchmal "mitten im Gelände" endet u. a. m., haben wir Gebietsbauernobmann Bgm. Alexander Woertz um Aufklärung gebeten.

"Faktor Arbeit ist begrenzte Größe"

Auf BEZIRKSBLÄTTER-Anfrage begründet er das Ganze wie folgt: "Der Stacheldrahtzaun war lange Zeit die effizienteste und einzige Möglichkeit, im Gebirge überhaupt Zäune zu errichten, da der Draht leichter zu transportieren ist als Bretter usw. Ebenso kann man den Stacheldraht vor dem Winter einfacher ablegen als einen anderen Zaun. Der Faktor Arbeit ist auch in der Landwirtschaft eine begrenzte Größe! Gerade in bewaldeten Gebieten wäre es aufgrund des Bewuchses, welcher Strom erden würde, auch nicht möglich, einen Elektrozaun aufzustellen. Zum Einzäunen von Aufforstungsflächen verwendet man ausschließlich Stacheldraht, da dieser gerade im Winter die einzige Möglichkeit bietet, die Bestände zu schützen."

Abgrenzung und Absturzsicherung

Was ein Laie vielleicht auch nicht sofort versteht: Warum sind die Zäune teils nicht "geschlossen"? Woertz dazu: "Das kann ich selber nicht beantworten, ohne einen konkreten Fall zu sehen. Es wäre schon möglich, dass neuralgische Punkte, an denen die Tiere abstürzen könnten, so abgesichert werden." Wie eingangs vom Gebietsbauernobmann bereits erwähnt, werden die Stacheldrahtzäune auf den Almen und Hochalmen im Winter "fast zur Gänze" niedergelegt, damit sie nicht vom Schnee und von Lawinen zerrissen werden. Auf die Frage, ob es dennoch manchmal zu Zwischenfällen kommt, bei denen sich Vieh in den Zäunen verheddert, sagt der Pfoner: "Diese Zwischenfälle gilt es so gut es geht zu vermeiden. Sie passieren oft dadurch, dass abgerissene Stücke nicht aufgeräumt werden. Es gibt leider auch mit dem Elektrozaun ähnliche Vorfälle."

Elektrozaun auch nicht "viel besser"

Der Elektrozaun ist also keine Alternative zum Stacheldraht? "Er gewinnt schon immer mehr an Popularität", informiert Woertz mit Verweis auf Vorteile wie Gewicht, wiederum ein hohes Maß an Effizienz beim Aufstellen und natürlich den Aspekt, dass sich Wanderer beim Drübersteigen nicht verletzen oder mit der Kleidung hängen bleiben würden. Doch der Elektrozaun hat eben auch eine Reihe von Nachteilen, so Woertz: "Dazu zählt beispielsweise, dass er fast keinem Druck standhält, z. B. wenn sich die Rinder bei Rangkämpfen dagegenstemmen oder im Frühjahr, wenn sie den Zaun noch nicht 'kennen'. Wenn beim Stacheldraht ein Draht abgerissen ist und auf den Boden hängt, stellt das zumeist kein Problem dar, während es beim Elektrozaun passieren kann, dass gleich ein großes Stück Zaun ohne Spannung ist. Dann wiederum besteht die Gefahr, dass die Rinder das spüren und sofort ausbüchsen, wenn das Futter knapp wird. Es ist nämlich durchaus üblich, die Kühe erst eine Koppel ganz 'auffressen' zu lassen, damit im Folgejahr wieder schönes Futter wächst und die Alm nicht verkrautet."
www.meinbezirk.at

Wurden früher viele Tiere mit Hirten – meist Kindern oder älteren Menschen – den ganzen Tag bewacht, so übernimmt diese Aufgabe heute zumeist ein (Stacheldraht-)Zaun. | Foto: Peter Würti
"Die Stacheldrähte sind sicher nicht die Opitmallösung. Aber das (Hoch-)Gebirge ist nun mal auch kein optimales Gelände", sagt der Wipptaler Gebietsbauernobmann Alexander Woertz. | Foto: Kainz
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.