Weihnachten zwischen den Kriegen

NEUSTIFT (cia). Fast 90 Jahre liegt seine erste Erinnerung an Weihnachten zurück. Und doch ist es für Karl Hofer, als ob es gestern gewesen wäre: "Einen Christbaum hat es gegeben, und Orangen haben wir bekommen." Orangen – die waren etwas ganz besonderes: "Die hat es das ganze Jahr über sonst nicht gegeben."
Hofer lebt in Neustift, tagsüber wird er im Vinzenzheim betreut. Hier gibt es viele, die seine Geschichten sehr gerne hören. Sein gutes Gedächtnis, gepaart mit einem gewissen schauspielerischen Talent, machen ihn zu einem begnadeten Erzähler.
Der gebürtige Kartnaller weiß noch genau, wie er damals, als Fünfjähriger mit seinem Vater im Wald war, um den Christbaum auszusuchen. Fast so genau, wie er sich noch an seinen großen Wunsch ans Christkind erinnert: "Beim Gumpold (ein Geschäft, Anm.) hat es im Schaufenster einen Leiterwagen gegeben, mit einem Paar Rössern. Eines war ein Schimmel, das andere ein Haflinger."
Bekommen hat er das Gespann aber nicht, wie er lachend erzählt. Dafür gab es ein Thomasradl – ein besonders geformtes süßes Brot. Aber damals, in der Zwischenkriegszeit, war Weihnachten auch noch viel weniger auf Geschenke ausgerichtet: "Nach dem Krieg ist das mit den Geschenken ein bisschen Mode geworden. Da wurde es manchmal fast schon übertrieben." Davor reichten für die gemeinsame Feier schon ein etwas besseres Brot, ein paar Krapfen und ein Gugelhupf. Hofer lächelt genüsslich beim Gedanken an den Kuchen.
Und was aus dem Wunsch ans Christkind wurde? "Ich habe mir dann selbst so einen Leiterwagen gemacht", sagt Hofer und lacht laut.

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