Dialekt in Buchform
Otto Ernst liegt das Hianzen-Herz auf der Zunge

- Ein Schnappschuss aus vergangenen Tagen: "Na hat Bui nocha tui strawanzt ist hiaz gmui"
- Foto: Familie Walter Reiss
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Vor einigen Jahrzehnten waren noch bis in den Großraum Feldbach Reste des Hianzischen, einer Dialektform, die man heute noch im Mittel- und Südburgenland zu hören bekommt, verbreitet. Der gebürtige Olbendorfer und mittlerweile in Fehring lebende Otto Ernst ist im burgenländischen "Hianzengebiet" aufgewachsen und hat jetzt ein Buch über die dort verbreitete Mundart veröffentlicht.
SÜDOSTSTEIERMARK. Eigentlich ist er sozusagen ein Wahlfehringer. Man könnte auch sagen, er ist vom Burgenländer zum Steirer geworden. Tatsache ist, das Otto Ernst seit zehn Jahren in Fehring lebt, aber seinen Wurzeln im Burgenland, genau genommen in Olbendorf, bis heute treu geblieben ist wie kein Zweiter.
Die Schriftsprache drängt die unterschiedlichen Dialekte, wie sie heute sprachlich immer noch Verwendung finden, mehr und mehr in den Hintergrund. Tatsächlich ist das "Hianzische", das vom Burgenland aus bis in den Raum Feldbach verbreitet war und teilweise noch ist, nur mehr in wenigen Details zu hören. Otto Ernst ist quasi ein Spezialist für das "Hianzische", er will seinen "Jugenddialekt" dank Lesungen sowie über Auftritte im Fernsehen und im Rundfunk weiter in Erinnerung halten. Aber auch in persönlichen Gesprächen verliert er sich schon mal ganz und gar im Hianzischen.
Sein "Hianzen-Buch" mit dem Titel "Na hat Bui nocha tui, strawanzt is hiaz gmui", das im August 2023 im Eigenverlag erschienen ist, präsentierte Otto Ernst bereits auf burgenländischer Seite etwa in Bad Tatzmannsdorf und in Frauenkirchen. Auch in der Steiermark sind Lesungen geplant – wie im Pfarrheim von Hartberg am 22. Feber, 19 Uhr oder in der Stadtbücherei von Fürstenfeld am 22. März. Eine Buchpräsentation in Fehring ist geplant, aber noch nicht fixiert.

- Sein Buch präsentierte Otto Ernst (2.v.r.) u.a. in Frauenkirchen – hier mit dem Bürgermeister von Tadten, Willibald Goldenits, Nationalratsabgeordnetem Nikolaus Berlakovich und Seniorenbund-Landesobmann Rudolf Strommer (v.l.).
- Foto: Privat
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Geprägt vom "ui" und "ua"
Otto Ernst hat sein Wissen rund um das "Hianzische" im Buch "Na hat Bui nocha tui, strawanzt is hiaz gmui" auf 120 Seiten niedergeschrieben. Welche sprachgeschichtliche Bedeutung dieses Buch hat, zeigt, dass das Vorwort zum Buch von EU-Kommissar Johannes Hahn aus Brüssel geschrieben wurde: "Wenn wir von Mundart sprechen, liegt das Herz auf der Zunge. Allen Einflüssen zum Trotz spielt das Hianzische eine bewahrende Rolle. Das Hianzische schlägt mit seinem Wortschatz die Hochsprache an Präzision." Übrigens: Das Markante an dem Dialekt ist das immer wieder auftretende "ui" oder "ua".

- Otto Ernst mit seinem "Hianzen-Buch" mit dem Titel "Na hat Bui nocha tui, strawanzt is hiaz gmui", das im August 2023 erschienen ist.
- Foto: Schleich
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Lange Zeit war Otto Ernst Obmann des Hianzenvereines und wies laufend darauf hin, dass dieser Dialekt von großer Vielfalt sei. Ein Beispiel gefällig? "Hat man sich zu einem Besuch bei Verwandten angemeldet, so hieß das ,auf B’suach kemman'. Kam man unangemeldet, so nannte man das ,at Feia gaungan’."
"Sogar in zwei nebeneinander liegenden Dörfern wurde anders geredet, so wie dies bei meinem Großvater aus Olbendorf und meiner Großmutter aus Litschdorf der Fall war. "Auch sonntags redeten größere Bauern anders als unter der Woche." Es sei der Bauernstolz, der den Unterschied zwischen Wochentagen und Feiertagen ausgemacht habe, erzählt Otto Ernst mit Begeisterung.
Dolmetsch erforderlich
Bei den "Hianzen" handelt es sich um eine Volksgruppe, die vor Jahrhunderten, großteils aus Niederbayern, ihre Heimat verließen und sich in Westungarn, im heutigen Burgenland, ansiedelten. Otto Ernst selbst schnappte viel vom Dialekt seines Großvaters auf. Bis heute blieb ihm der Wortschaft bestens in Erinnerung, weshalb er fließend Hianzisch spricht.
In seinen Vorträgen und Lesungen bringt Otto Ernst auch viele Wortbeispiele, die meist eine Übersetzung erfordern. So sagt man zu einer steilen Wiese Bangat, heimlich heißt vastuina, das Fußballspielen nennt der Hianze Fiußboim gatzn oder wenn jemand läuft, dann puat er.

- Die Großeltern von Otto Ernst sprachen zwei unterschiedliche Hianzendialekte.
- Foto: Archiv
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Das Buch mit dem Titel "Na hat Bui nocha tui, strawanzt is hiaz gmui" ist für 20 Euro erhältlich bei:
- Morawa Feldbach
- Morawa Hartberg
- Trafik Braunstein in Fehring
- willhaben.at (Suchbegriff "Mundartbuch")
- direkt beim Autor unter tuitsnatuits@gmx.at
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