Telfer Fasten-Vereinbarung seit 37 Jahren
Fasten-Sünden für den guten Zweck

Fasten-Generalversammlung vom 20.04.2019, die Geehrten mit Präsidentin v.l.n.r.: Generalsekretär Hansjörg Hofer, Präs.in Monika Schletterer-Falbesoner, Hermann Körber, Harald Klotz, Eva Maria Zangerl-Berr, Gerhard Zangerl-Berr, Sieglinde Kobler).
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  • Fasten-Generalversammlung vom 20.04.2019, die Geehrten mit Präsidentin v.l.n.r.: Generalsekretär Hansjörg Hofer, Präs.in Monika Schletterer-Falbesoner, Hermann Körber, Harald Klotz, Eva Maria Zangerl-Berr, Gerhard Zangerl-Berr, Sieglinde Kobler).
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Mit Aschermittwoch startet in Telfs die jähliche Fasten-Vereinbarung der Marktgemeinde Telfs. Nach fast 40 Jahren übergab Hansjörg Hofer die Leitung des "Fastenbüros" an ein neus Team. Im Bezirksblatt zieht der langjährige Fasten-Chef Bilanz über seine "Amtszeit".

TELFS. Bei der jährlichen  Fasten-Vereinbarung werden "Strafgelder" für kleinere "Sünden" während der vierzigtägigen Abstinenz für soziale Unterstützungen verwendet. Seit Jahrzehnten ist die Fasten-Vereinbarung der Marktgemeinde ein Fixpunkt im Zeitraum zwischen Fasching und Ostern, mit Beginn ab Donnerstag nach Aschermittwoch, das Ende ist am "Oster"-Samstag. Bis zum Jahre 2022 (also 37 Jahre = 38 x) organisierte Hansjörg Hofer die Fasten-Vereinbarung. Nach der Corona-Pause kehrt die Aktion heuer mit einem neuem "Generalsekretariat" zurück. Der Initiator und langjährige Leiter hatte das "Fastenbüro" 2022 an Harald Klotz und Martin Pittl übergeben. Sie zeichnen nun für eine korrekte Abwicklung verantwortlich  (LINK zur aktuellen Aktion).

Während der Fastenzeit gilt das Prinzip der Selbstüberwachung. Bei Verstößen treten "Strafbestimmungen" mit Geldbußen in Kraft. Am Karsamstag findet dann eine Generalversammlung als Abschluss der Aktion statt. Die eingehobenen Straf-, Buß- und Spendengelder werden für soziale Unterstützungen verwendet.

Alles begann am 14. Februar 1985:

Die Fasnacht ging dem Ende zu und es kam wieder die Zeit der Realität, erzählt Hansjörg Hofer: "Man hat zu viel getrunken, zu viel gegessen, usw.. Eine Läuterung musste her, also schloss man auf der Rückseite einer Hobby-Zigaretten-Verpackung nachstehende „Fasten-Vereinbarung“:

Foto: Hofer


„Telfs, am 14. Feber 1985
Fasten-Vereinbarung
1. ab 20.2.1985 keinerlei alkoholische Getränke bis Ende Fastenzeit
(6.4.1985);
2. bis Ende Fastenzeit (6.4.1985) 5 kg abnehmen - Abwage am Samstag, den
23.2.1985, 08.00Uhr, Sauna Telfs;
3. 1 x wöchentlich nachweislich sportliche Bestätigung;
Strafbestimmungen:
zu 1. S 100,--/Sünde - zugunsten Lebenshilfe od. Sozialfall
zu 2. S 1.000,-- - zugunsten Lebenshilfe od. Sozialfall
zu 3. 10 x um Bauhof laufen!"

Damals im Boot waren Karl Bissinger, Derflinger Vinzenz, Gspan Peter, Haider Friedl, Hofer Hansjörg, Kopp Helmut (Bgm.), Lederle Franz, Sailer Hugo, Schiller Hans-Peter, Struggl Robert und F.d.R.d.A.: Dr. Manfred Opperer.

Ein eifriger Teilnehmer und Unterstützer der Fasten-Vereinbarung war immer Bgm. a.D. Helmut Kopp.

"Aus seiner politischen Funktion heraus war der eine oder andere Alkoholgenuss unausweichlich, sodass die Strafgelder entsprechend waren. Andererseits akzeptierten im Laufe der Zeit die Leute, dass man als Teilnehmer an der Fasten-Vereinbarung in der Fastenzeit auf Alkohol verzichtet und dies nicht als Zurückweisung betrachten muss",

erzählt Hofer.

Verzichten Sie in der Fastenzeit und halten Sie Ihr Fasten-Ziel ein?


Die eingegangenen Strafgelder wurden - ohne viel Aufsehen - an soziale Einrichtungen oder auch für Unterstützungen an Hilfsbedürftige verwendet.
So wurden beigetragen z.B. Kindern zum Wien-Aufenthalt od. Schikurs od. Ferienaufenthalt od. Schulsachen od. Schulstartpaket, Rumänien- und Bosnien-Hilfe, Vinzenzgemeinschaft Telfs, Eltern-Kind-Zentrum Telfs, armenische Jungfamilie, hilfsbedürftige Einzelpersonen, Stromkosten, Essen auf Rädern, Lebenshilfe Telfs, Rotes Kreuz Telfs, u.ä..

Es kann jeder an der Fasten-Vereinbarung teilnehmen. Dabei ist es unerheblich ob auf Alkohol verzichtet wird oder man Abnehmen will. Den Verzicht (z.B. auf Kaffee, Schokolade, Süßes, kein TV, keine Zigarette, kein Fleisch, u.ä.) oder dass man sich etwas vornimmt (z.B. 1 x
wöchentlich 2 Std. Sport, mit dem Rad in die Arbeit, Autoverzicht, täglich eine gute Tat, u.ä.) kann sich jeder selbst definieren.

Die Abwaage der 'Abnehmer' konnte bis zum Umbau bzw. der Corona-Pandemie in der Badeanlage der Marktgemeinde Telfs erfolgen. Dies wurde streng durch den Bademeister überwacht.

Fasten-Vereinbarung 2018 - Abwaage in der Badeanlage Telfs - mit v.l.n.r.: Martin Pittl, Hubert Auer, Bgm. Christian Härting, Josef Zauner, Hansjörg Hofer,  Hermann Körber.
  • Fasten-Vereinbarung 2018 - Abwaage in der Badeanlage Telfs - mit v.l.n.r.: Martin Pittl, Hubert Auer, Bgm. Christian Härting, Josef Zauner, Hansjörg Hofer, Hermann Körber.
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Es wurde sodann zur Tradition, dass der Abschluss der Fasten-Vereinbarung mit einem gemeinsamen Frühstück am Ostersamstag endet. Dabei werden die restlichen Strafgelder eingezahlt und langjährige Teilnehmer erhalten eine Urkunde und etwas Gemüse/Obst als
Auszeichnung, wie z.B. 5 x = "Die grüne Gurke am Teller", 10 x = "Die gelbe Banane an der Nadel", 15 x = "Die roten Radieschen am Band" usw..

Fasten-Generalversammlung vom 20.04.2019, die Geehrten mit Präsidentin v.l.n.r.: Generalsekretär Hansjörg Hofer, Präs.in Monika Schletterer-Falbesoner, Hermann Körber, Harald Klotz, Eva Maria Zangerl-Berr, Gerhard Zangerl-Berr, Sieglinde Kobler).
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In den 38 Fasten-Vereinbarungs-Aktionen (1985-2022) wurden ca. 1,9 Tonnen an Körpergewicht abgenommen, über 760 Personen haben daran teilgenommen. Im Jahre 2014 war die Höchstzahl von 32 Teilnehmern. An Strafgeldern wurden in Summe etwa € 20.000,00 einbezahlt und für Sozialunterstützungen weitergegeben.

Mit dem Jahre 2023 haben Harald Klotz und Martin Pittl die weitere Organisation übernommen, sie leiten somit nun das 'Generalsekretariat'. Am Schluss der Ostersamstag-Generalversammlung erfolgt die Wahl des Präsidenten/der Präsidentin. Dieses ehrenvolle Amt wird schon seit 2004 von Monika Schletter-Falbesoner ausgeübt. "Als Mitfaster werde ich gerne weiterhin dabei sein", so der scheidende Fasten-Chef Hofer:

"Neben dem Eigennutzen, dass man in der Fastenzeit auf etwas verzichtet oder sich etwas vornimmt, war die soziale Komponente - die Bußgelder werden für soziale oder anderweitige Hilfsunterstützungen verwendet - ein für alle positiver Effekt der „Fasten-Vereinbarung“."

32 sind heuer dabei

Seit 14 Jahre ist der neue Fasten-Organisator Harald Klotz im Boot, heuer erstmals als Organisator zusammen mit Martin Pittl, der die Schreibarbeit erledigt:

"Diese Fasten-Vereinbarung ist jedesmal ein Antrieb, auf etwas zu verzichten, ich nehme das Fasten sehr ernst, verzichte etwa auf Alkohol. Erst nach Ende der Vereinbarung um punt 12 Uhr am Karsamstag trinke ich mein erstes Bier, meine Kollegen zählen dann immer die Minuten, bis ich es geschafft habe",

lacht Klotz.
Heuer haben 32 TelferInnen das Formular abgegeben, darauf sind eine oder auch mehrere Verzichts-Erklärungen verfasst. Bei den Geschlechtern ist das Verhälntnis nahezu 50:50: 14 Frauen und 18 Herren haben ihr Vorhaben schriftlich fest gehalten, 12 der Fasten-Vereinbarer sind heuer neu: "Keine Süßgkeiten, Schokolade etc." und "Kein Alkohol" findet sich auf den meisten der Vereinbarungen, auch Fleisch-, Zigaretten und Fernseh-Verzicht sowie Abnahme von mehrere Kilos sind am häufigsten zu finden.
Von den 32 TeilnehmerInnen sollen heuer in Summe 43 Kilogramm abgenommen werden.

Am Karsamstag, 8. April 2023, wird die Waage zeigen, wie diszipliniert die TelferInnen waren, oder wie viel Geld in den Spendentopf wandert.  Bezirksblätter bleiben dran!

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