Pflege - Gehaltsreform "Ein Schuss in den Ofen"
Liste Fritz fordert neue Lösung
TELFS/TIROL. Seit Jahren wird von LH Günther Platter LR Bernhard Tilg eine bessere Bezahlung für Mitarbeiter der Tiroler Altenheime versprochen. Dieses Versprechen sollte nun im Zuge eines neuen Entlohnungssystems eingelöst werden. Doch anstelle der geforderten Erhöhung der Gehälter verdienen Heimarbeiter mit dem neuen System, das ab 01.01.2020 in Kraft treten soll, auf lange Sicht deutlich weniger, wie Liste Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider im Pressegespräch in Telfs deutlich macht.
Liste Fritz: Ziel verfehlt
PflegerInnen können mittels Optionserklärung entscheiden, ob sie nach altem Gehaltssystem bezahlt werden wollen, oder ob sie in das neue System wechseln wollen. Mitarbeiter die erst 2020 einen Job in der Pflege antreten, bzw. in eine andere Einrichtung wechseln, fallen automatisch in das neue Vertragssystem. Nach einer Prüfung der neuen Bedingungen ist das neue Schema aber kein Vorteil und verfehlt das eigentliche Ziel: "Gleiches Geld für gleiche Arbeit", heißt es von Seiten der Liste Fritz. So wurden Beispiele ausgerechnet, in denen ein Arbeiter mit neuem Vertrag pro Monat durchschnittlich 300 € weniger verdient, als ein gleichwertiger Arbeiter mit altem Vertrag. Die Liste Fritz und die ARGE der Tiroler Altenheime haben dem Land Tirol viele dieser Beispiele vorgelegt, jedoch stieß man aus eigener Ansicht bislang Großteils auf taube Ohren.
"Neues System macht's nicht besser"
57 von 92 Pflegeheimen in Tirol sind von diesem neuen Entlohnungssystem betroffen. Unter anderem auch die Pflegeheime in Telfs, Zirl und Seefeld.
"Wir möchten verhindern, dass dieser Rechenfehler im neuen System zulasten der ohnehin schon geschundenen Pflegekräfte geht. Deshalb hat die Liste Fritz im Tiroler Landtag nun zwei Dringlichkeitsanträge gestellt. Erstens die sofortige Reparatur des Gehaltsschemas neu im G-VBG. Zweitens eine Einmalzahlung an Pflegebedienstete, in Höhe von 400€, als Zeichen der Wertschätzung, die jetzt ausbezahlt werden soll. Diese vom Land leicht zu stemmende Einmalzahlung würde ca. 1,1 Mio.€ kosten und die stark vernachlässigte Wertschätzung gegenüber dem Pflegepersonal des Landes aufbessern. Ich weiß worum es geht und es frustriert mich sehr. Wenn man nichts tut, verschlechtert sich der Pflegezustand weiter."
erklärt Andrea Haselwanter-Schneider, die selbst diplomierte Krankenpflegerin ist. Auf die aus Ihrer Sicht große Dringlichkeit ihres Anliegens, machte sie auch mehrmals im Landtag aufmerksam.
Hoffnung auf ein Weihnachtswunder
Der Pflegezustand in Tirol ist zurzeit bedenklich. Es fehlen insgesamt über 250 Vollzeit-ArbeiterInnen. Dadurch können 140 leerstehende Heimplätze nicht vergeben werden. Mit einer weiteren Verschlechterung des Gehalts wird sich die Lage speziell in den Gemeinden weiter verschlechtern, so Haselwanter-Schneider:
"Es gibt konkrete Fälle, in denen Pfleger die sich in ländlichen Pflegeheimen bewerben, lieber eine Stelle in der Stadt annehmen, weil die Entlohnung dort um einiges besser aussieht. Nun gilt es, das neue System zu korrigieren, um diesem Missstand entgegenzuwirken. Mit einer Welle der Solidarität möchten wir dieses Ziel erreichen. Wir hoffen auf ein Weihnachtswunder."
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